Chinas Staatschef warnt vor Getreidemangel

Titelbild
Beunruhigend groß ist mittlerweile Chinas Abhängigkeit von Getreide-Importen.Foto: STR / AFP / Getty Images
Von 2. Dezember 2013

China war einst Getreide-Exporteur – in den vergangenen Jahren wandelte es sich zum Getreide-Importeur um. Nun hat der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping vor möglichem Getreidemangel gewarnt – und warf die Frage auf, ob das bevölkerungsreichste Land der Welt genug zu essen hat. 

Am 28. November nahm Präsident Xi Jinping an einer Diskussionsrunde im Landwirtschaftsinstitut der Provinz Shandong teil. Bei dieser Gelegenheit hielt er eine Rede, in der er sagte: „Wer Getreide in den Händen hält, wird nicht nervös.“ China solle die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung auf keinen Fall vernachlässigen. „Falls es zu einer großen Hungersnot kommt, nützt Geld auch nichts.“ Seine Worte wurden überall in den chinesischen Medien zitiert und groß berichtet. Mit seiner Rede in der Hauptstadt Jinan beendete er seinen offiziellen Besuch in der Provinz Shandong, den er in Folge der verheerenden Pipeline-Explosion vom 22. November angetreten hatte. 

Unterhalb der Selbstversorgungs-Grenze 

Xi Jinpings warnende Ansprache verweist auf Getreidemangel als potenzielle Krise im Reich der Mitte. Bereits vor Jahren legte die chinesische Regierung eine Untergrenze für die Selbstversorung mit Getreideprodukten fest. Diese „rote Linie“ liegt bei 95 Prozent des Bedarfs, der aus eigener Produktion gedeckt werden soll. Sie wurde mittlerweile unterschritten. 

Anfang Juli 2013 berichtete die „Abendzeitung Yangcheng“ aus der südchinesischen Stadt Guangzhou: Der Import der drei Hauptgetreidesorten (Reis, Mais und Weizen) erreichte 2012 einen Rekord. 3,41 Millionen Tonnen Weizen wurden nach China eingeführt, außerdem 5,15 Millionen Tonnen Mais. Dies waren die höchsten Importmengen in der Geschichte des Landes. Mit 2,08 Millionen Tonnen war auch der Reisimport der höchste seit acht Jahren. China deckte demnach 2012 nur 89,4 Prozent seines Getreidebedarfs aus eigener Produktion und unterschritt die Selbstversorgungsgrenze mit über 5 Prozent. Der Bericht berief sich auf eine Statistik des Zollamts. 

Bau-Boom auf Kosten der Landwirtschaft

Ein Landwirtschafts-Experte der „Chinese Investment Corporation“, Song Jiening, sagte der Zeitung: „Der Rückgang bei den Selbstversorgungs-Prozenten ist ein Signal für mehrere große Probleme der chinesischen Landwirtschaft. Wir müssen dringend wieder unsere Kompetenz in diesem Bereich erhöhen. Ein steigender Getreide-Import wird die chinesische Landwirtschaft stark beeinflussen. Dazu kommt noch die Frage der Lebensmittelsicherheit.“ Das Getreide-Problem könne „die Basis der Volkswirtschaft erschüttern“ so Song.

Der Rückgang der chinesischen Getreide-Selbstversorgung ist ein schleichender Prozess, in dem mehrere Faktoren eine Rolle spielen: In der letzten 30 Jahren zogen innerhalb Chinas immer mehr Wanderarbeiter vom Land in die Städte, um dort zu jobben, wodurch der Lebensmittelkonsum in den Städten zunahm. Gleichzeitig wurden durch den Immobilien-Boom viele landwirtschaftliche Nutzflächen zugebaut. Der nun drohende Lebensmittelmangel geht mit dem Verlust von Ackerland Hand in Hand. Außerdem gefährden noch andere Faktoren Chinas Landwirtschaft: Boden- und Umweltverschmutzung, Wassermangel und der Arbeitskräftemangel auf dem Land.

Korruption bei Getreide-Verwaltern 

Kritisch sieht es auch beim zentralen Verwaltungsbetrieb der Getreidereserven aus: Die „China Grain Reserves Coporation“ tut das ihrige, um die Situation zu verschärfen. Vom Ende Mai bis Anfang August 2013 untersuchte die KP-Disiplinar-Abteilung den Betrieb und stellte eine Flut von Korruptionsfällen fest. Allein in der Provinz Henan, wo der Löwenanteil von Chinas Getreide produziert wird, flogen 110 Mitarbeiter auf, die den Bauern Getreide abgekauft und anschließend teuer weiterverkauft hatten. Dadurch blieben viele der 140 Getreide-Reservelager leer und der Gewinn war in den Taschen der Verwaltungsangehörigen versickert. 



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion