China: 70 Prozent weniger Kreditvergaben im April

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Unter dem "Li Keqiang-Index" versteht man Chinas Zahlen zu Stromverbrauch, Schienenfrachtverkehr und Kreditvergaben. Sie sind laut Ministerpräsident Li Keqiang näher an der Wahrheit als die "künstlichen BIP-Zahlen".Foto: Wang Zhao / AFP / Getty Images
Von und 16. Mai 2014

Im Jahr 2007 sagte Chinas heutiger Ministerpräsident Li Keqiang seinen berühmten Satz: „Die BIP-Zahlen sind künstlich fabriziert und deshalb unzuverlässig“. Natürlich war das Statement nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Li war damals Provinzgouverneur von Liaoning und sprach vertraulich mit dem US-Botschafter Clark T. Randt.

Die Äußerung sickerte auf Wikileaks durch, gemeinsam mit den Zahlen, die Li Keqiang selbst heranzieht, um die Wirtschaftsentwicklung in China realistisch zu beurteilen: Den Stromverbrauch, das Volumen des Schienenfrachtverkehrs und die Vergabe von Neukrediten. Der „Li Keqiang-Index“ war geboren – zumindest in der ausländischen Presse. Hier die neuesten Zahlen über die drei wichtigen Wirtschafts-Faktoren.

Wachstum des Stromverbrauchs sinkt

Am 15. Mai veröffentlichte das Ministerium für Energie und Ressourcen die Zahlen zu Chinas Stromverbrauch. Im April wurden 435,6 Milliarden Kilowatt verbraucht. Im Vergleich zum April vor einem Jahr stieg der Verbrauch damit um 4,6 Prozent. Im März 2014 wurden jedoch 454,4 Milliarden Kilowatt verbraucht, was im Vergleich zum März 2013 ein Anstieg von 7,2 Prozent war – und im Februar 2014 hatte der Verbrauch bei 383,5 Kilowatt gelegen, was im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Wachstum von 13,7 Prozent gewesen war.

Obwohl Chinas Stromverbrauch also ständig zunimmt, rutschte in den vergangenen drei Monaten die Wachstumsrate deutlich nach unten.

Schienenfrachtverkehr rückläufig

Über den zweiten Indikator des Li Keqiang-Index berichtete das Magazin Caixin (jene Nachrichtenquelle, die aktuell Staatschef Xi Jinping hörig ist). Laut Caixin belief sich das Frachtvolumen des Schienentransports von Januar bis April 2014 auf insgesamt 1,2613 Milliarden Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war es um 3,43 Prozent gesunken. Dabei hatte ein guter April 2014 dieses Gesamtergebnis etwas nach oben geschoben, von Januar bis März 2014 war das Minus deutlich größer.

[–Kreditvergabe geht dramatisch zurück–]

Nach den neuesten Zahlen der chinesischen Zentralbank ist im April 2014 die Gesamtmenge der Kreditvergaben dramatisch zurückgegangen. Es wurden „nur“ 591,8 Milliarden Yuan an Neukrediten vergeben (rund 74 Milliarden Euro) – im März waren es noch 1,89 Billionen Yuan (236 Milliarden Euro). Das Kreditvolumen des Aprils erreichte damit nur knapp ein Drittel des Vergabevolumens vom März. Im April 2014 sank die Kreditvergabe erstmals seit zwölf Monaten unter die Marke von einer Billion Yuan.

Die Immobilienblase ist schuld daran …

Das rückläufige Kreditvolumen ist vor allem einer strengeren Politik gegenüber Immobilienentwicklern geschuldet. Viele Banken vergeben keine Kredite mehr an die Immobilienbranche – oder nur noch unter strengen Auflagen.

Ein Mitarbeiter der Bank of China erklärte in chinesischen Medien, man habe die Weisung bekommen, ab dem 28. April streng darauf zu achten, dass Immobilienkredite erst vergeben werden, wenn der Käufer einer Immobilie 40 Prozent Anzahlung leistet. Diese 40 Prozent-Regel existierte zwar schon seit einiger Zeit, nur wurde an diesem Punkt oftmals ein Auge zugedrückt. Auch der Zinssatz für Immobilienkredite soll ab sofort 20 Prozent mehr als der Basiszins betragen – und das konsequent.

Die beschriebenen Regeln werden auf Neubauwohnungen angewendet. Für Wohnungen im Zweitbezug vergeben Chinas Banken generell keine Kredite mehr. Schuld daran sind die vielen Spekulationsgeschäfte mit Wohnungen, welche die Preise auf Chinas Immobilienmarkt in den vergangenen Jahren in schwindelerregende Höhen getrieben hatten.



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