Chinas Wirtschaft erholt sich nur auf dem Papier
Die Vereinigten Staaten befinden sich nun seit über 15 Monaten in der globalen Finanzkrise. Die Arbeitslosenquote liegt bei 8,5 Prozent, der höchsten seit 25 Jahren. Nach dem S&P Case/Shiller-Index (Immobilienpreisentwicklung in den USA), herausgegeben am 31. März, dreht sich die Preisspirale für Einfamilienhäuser landesweit kontinuierlich nach unten. Die Umsätze im Einzelhandel gingen im März zurück, und es gibt wenig Anzeichen für ein baldiges Abflauen der Rezession.
Das alles sind deutliche Indikatoren dafür, dass sich die USA weiter in einer tiefen Rezession befinden. Anders ausgedrückt: Licht am Ende des Tunnels ist nicht in Sicht.
Dagegen suggerieren in Peking veröffentlichte Zahlen, Chinas Wirtschaft habe die Talsohle bereits verlassen und befände sich im Aufwärtstrend. Meldungen zufolge soll im März die Einfuhr einiger Importartikel wie Eisenerz, Kohle und Erdöl drastisch angestiegen sein.
Der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Fachverbandes für Logistik und Einkauf, herausgegeben vom chinesischen Statistikamt, kletterte von 49,0 Punkten im Februar auf 52,4 Punkte im März. Das ist das erste Mal seit Beginn der Rezession, dass der PMI Wachstumsterrain betritt.
Am Osterwochenende fand schließlich auch der Premierminister der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), Wen Jiabao, zu dem neuerlich entdeckten Optimismus. Nach Berichten der staatlich kontrollierten Medien sagte er, die Wirtschaft zeige dank des Konjunkturpakets „stärkere positive Veränderungen als erwartet“ und einige Regionen „sind dabei, sich nach und nach zu erholen.“
Die Zahlen stimmen nicht
Während die chinesischen Angaben nicht von unabhängiger Stelle verifiziert werden konnten, haben einige Finanzfirmen ihre eigene Version des chinesischen PMI herausgebracht. Daten des Investmenthauses CLSA (Credit Lyonnais Securities Asia) zeigten einen völlig anderen Trend als die offiziellen chinesischen Zahlen.
Tatsächlich sank Chinas PMI laut CLSA von 45,1 Punkten im Februar auf 44,8 Punkte im März. Bei den harten Wirtschaftszahlen der chinesischen Regierung, etwa dem Export oder beim Energieverbrauch, wird es offenkundiger. Die chinesischen Exporte nahmen weiterhin drastisch ab. Im ersten Quartal 2009 sanken die Exporte auf das Jahr umgerechnet um fast 20 Prozent.
Der Gesamtstromverbrauch ist in China um 1,4 Prozent zurückgegangen. Ohne merkliche Verbesserung bei der Energieeffizienz und Produktivität kann demnach nur auf eine schrumpfende Wirtschaft geschlossen werden. Gleichzeitig hat die Zahlungsfähigkeit chinesischer Konzerne gegenüber ihren Lieferanten rapide nachgelassen, „wodurch das Risiko für Geschäfte in China deutlich erhöht wird“, warnte die Coface-Gruppe, einer der größten Kreditversicherer weltweit, in einem Bericht in der Financial Times.
All diese Daten zeigen, dass ein reales Wachstum in China erst noch stattfinden muss. Sanfter ausgedrückt: „China befindet sich in einer Rezession, egal, was die stark beschönigten offiziellen Zahlen sagen“, schrieb Nouriel Roubini, ein Wirtschaftsprofessor an der New York University, auf seiner Webseite.
Blindes Vertrauen in den Export
Der Beitrag der Konsumenten zum Bruttoinlandsprodukt ist in China gering. Im Gegensatz dazu liegt er in den USA bei 70 Prozent. Ohne eine starke einheimische Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen hängt Chinas Wachstum in zunehmendem Maße von seinen Exporten ab. Gegenwärtig machen sie 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Nach einer neuen Studie von Li Cui und Co. von der Hongkonger Notenbank (HKMA) waren es in den vergangenen Jahren vor allem die Exporte, die für ein Anwachsen des Arbeitsmarktes und Investitionen gesorgt haben. Verschlechtert sich der Exportmarkt weiter, weil die globale Rezession von den Konsumenten im Ausland ihren Tribut einfordert, ist eine Erholung von Chinas Wirtschaft der Studie zufolge höchst unwahrscheinlich.
Das kürzlich in China beschlossene, vier Billionen Yuan (entspricht 586 Milliarden Dollar) umfassende Konjunkturpaket fand hauptsächlich beim Bau von Autobahnen und anderen Infrastruktur-Projekten Verwendung. Seine größte Wirkung entfaltete es bisher darin, Beschäftigung und Einkommen der staatlichen Baugesellschaften und ihrer Lieferanten anzukurbeln.
Selbst wenn der proklamierte Aufschwung der vergangenen Monate ein realer ist, dürfte Chinas wirtschaftliche Erholung W-förmig oder L-förmig sein. W-Förmig bedeutet: eine zweifache Rezession mit einem zeitlich begrenzten Aufschwung in der Mitte. Und die L-förmige Erholung ist überhaupt keine Erholung.
Cao Jianhai, Professor an der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, sagte der Financial Times, die Preise für städtisches Wohneigentum würden sich in den kommenden zwei Jahren im Vergleich zum Stand Ende 2008 halbieren und danach stagnieren.
Erholung kann nicht warten
An den USA konnte man sehen, wie die Immobilienkrise massive Verluste an den Finanzmärkten verursachte. Das Nettoeinkommen vieler Familien löste sich über Nacht in Nichts auf. Treffen Caos Voraussagen zu, wird Chinas Wirtschaft für viele Jahre kein Tageslicht sehen.
In den USA ist die wirtschaftliche Erholung nur eine Frage der Zeit. Das chinesische Regime jedoch kann sich den Luxus, abzuwarten, nicht leisten. Die letzten zwanzig Jahre über hat das kommunistische Regime mit dem chinesischen Volk das Spiel „Wohlstand für Macht“ gespielt, um die soziale Instabilität zu bezwingen.
Die Spielregeln sind einfach: das Regime liefert wirtschaftliches Wachstum und eine stetige Verbesserung des Lebensstandards, und im Gegenzug stellt sich das Volk blind und taub gegenüber sozialen Ungerechtigkeiten, der weit verbreiteten Korruption in Regierungskreisen und rücksichtsloser Unterdrückung politischer Dissidenten, spiritueller Gruppen oder Menschen, die eine Petition an die Regierung einreichen und Änderungen einfordern.
Beamte in Zhongnanhai, dem offiziellen Regierungssitz in Peking, müssen sich jetzt fragen: „Wenn die Rezession noch lange anhält und die Regierung nicht erfüllen kann, was sie versprochen hat, warum sollte dann das chinesische Volk seinen Teil des Handels erfüllen?“
Direkt vor dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Juni 1989 hat Deng Xiaoping, der damalige Diktator Chinas, den berühmten Ausspruch getan, er sei willens, „2.000 Menschen zu töten, um 20 Jahre Stabilität zu gewinnen.“ Diese zwanzig Jahre sind jetzt vorüber.
Originalartikel (Englisch): http://www.theepochtimes.com/n2/content/view/15709/
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