Der Blick auf den chinesischen Aktienmarkt

Gespräch mit zwei Experten
Titelbild
Aktienpreise in Shanghai (AP Photo/Eugene Hoshiko)
Von 13. März 2007

Am 27. Februar fielen die Aktien sowohl in Shanghai als auch in Shenzhen um jeweils Neun Prozent, wodurch sich der Marktwert um einen Billiarde Yuan verminderte. Es handelt sich um den größten Fall der letzten zehn Jahre.

Sound of Hope interviewte den Chinesischen Politik- und Wirtschaftsexperten Wu Fan und den stellvertretenden Vorsitzenden der Pan America Investment Group, William F. Mei. Beide kommentierten den Aktiencrash und die dahinter liegenden Gründe. Wu stellte fest, dass der Fall unvermeidlich war. Er glaubt, es habe seit langem eine Marktblase gegeben, besonders seit dem letzten Jahr, als die Aktien um 130 Prozent stiegen.

Wu erklärte, dass die Menschen in China nicht rationelle Kaufentscheidungen treffen würden: „Jetzt ist es dort völlig verrückt. Täglich wurden durchschnittlich 129,168 neue Aktiendepots eröffnet. Insgesamt gibt es jetzt 80,934,100 Depots, mehr als in den USA. Die Leute verkaufen Häuser und Autos oder beleihen sie, um ein Darlehen zum Kauf von Aktien zu bekommen. Da die Banken, zumindest offiziell, keine Hypotheken an Hausbesitzer vergeben dürfen, die dann in den Aktienmarkt investiert werden, umgehen die Hausbesitzer diese Beschränkungen und verleihen ihr Haus an Pfandleiher. Allerdings müssen sie über 35 Prozent Jahreszinsen dara zahlen. Einige im KP-Regime planten sogar, zehn Prozent der Gelder des Sozialfonds in den Aktienmarkt zu investieren, anstelle der bisherigen fünf Prozent. Manche Banken verwenden sogar interne Regierungsgelder, um Aktien zu kaufen.“

Gegenwärtig gibt es Schätzungen, dass bereits unglaubliche 90 Prozent aller chinesischen Darlehen in den Aktienmarkt fliessen.

Wu fügte hinzu, dass der Aktienmarkt nicht in der Lage ist, diese Gelder alle unterzubringen. Diese Performance des Aktienmarktes basiert auf der Idee, dass von den hunderten und aber hunderten von Aktien an der Börse jede einen Gewinn macht. Zusätzlich sollten die Gewinne der Unternehmen ohne Fälschungen veröffentlicht werden, damit die Anleger rationelle Entscheidungen treffen könnten. Beide Faktoren existieren in China nicht.

Für den Experten Mei ist es eine Frage der Marktstabilität und des Anlegervertrauens. „Einer der Gründe des Crashs war der Mangel des Anlegervertrauens, so das der Anleger keine langfristigen Entscheidungen trifft. Man springt in eine Aktie, und sofort wieder heraus – es ist ein hochspekulativer Markt.“ sagte er.

Mei erkennt noch einen anderen Faktor, nämlich den jüngsten Anstieg des Devisenkurses des Yuan, durch den große Mengen an Geldern aus Übersee nach China flossen, da die Investoren mit Währungsgewinnen rechneten. Einige Analysten wiesen darauf hin, dass das kommunistische Regime weiter Einschränkungen bei den Investitionen plant, um die Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden.

„Sogar die KP begreift, dass der Aktienmarkt in einer gefährlichen Situation ist.“ so Wu. „Deshalb sehen sie die Notwendigkeit, den Aktienmarkt einzudämmen, so wie sie es beim Immobilienmarkt versucht haben. Sie nennen es ´Anpassung und Kontrolle´. Sie benutzen verschiedene Methoden: Erhöhung der Darlehenszinsen oder Schaffung neuer Steuern auf Aktiengewinne.“

Es gab allerdings genug Anzeichen, dass der Markt fallen würde. Eine schöne Geschichte kursiert über einen ausländische Investor, dem ein chinesischer Dienstbote Aktien der Qingdao-Brauerei empfahl. Er verkaufte stattdessen schnell alle seine Aktien, denn jeder Anleger weiß eines, wenn die Shoeshineboys in den Markt einsteigen, ist das Ende der Blase nahe.. Durch Zufluss von Spekulationsgeldern und Marktmanipulationen seitens der KP stieg der Aktienindex bereits 2006 stark an. Seit Anfang 2007 wurde der Markt immer verrückter, und immer mehr chinesische Anleger stiegen ein. Riesige Geldmengen wurden in den Markt gepumpt.

Da über eine Billiarde Yuan durch den Crash vernichtet wurden, könnte es längerfristige Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft haben. Zum ersten Mal wurden durch einen Crash in China die ehemaligen Leitbörsen and er Wall Street und London auch nach unten gezogen. Dies geschah vor allem dadurch, dass ausländische Banken sehr stark in China investiert sind.

Wu meint, „Es betrifft uns alle. Deshalb ist der Crash eine gute Sache, denn er entblößt die Blasen der chinesischen Wirtschaft.“

Einige Analysten fanden, dass der Auslöser des Crashs von den großen Fondsgesellschaften kam. Anleger zogen ihr Geld von den Fonds zurück, so dass diese die „Heavyweights“ verkaufen mussten, um liquide zu bleiben, obwohl diese durch die aus ihnen abgezogenen Gelder bereits fielen . Die fallenden Fondspreise ihrerseits lösten eine Panikreaktion aus und diese führte zum Crash.

Wu ist sich aber sicher, dass die globalen Märkte doch nicht ganz dem chinesischen folgen werden, da China nach wie vor nur fünf Prozent des globalen BSP ausmache..
Wu said, „Die USA machen 20 Prozent aus, während die westlichen Staaten zusammen 50 Prozent ausmachen. Daher kann das Auf und Ab der chinesischen Wirtschaftsblase die Weltwirtschaft nicht entscheidend beeinflussen.“

Obwohl manche schlussfolgerten, dass China eine unersetzliche Quelle von billigen Alltagsgütern darstellt, könnte diese Rolle von anderen Ländern gespielt werden, sollte China plötzlich von der Bildfläche verschwinden..

„Man würde bald Ersatzproduzenten finden,“ glaubt Wu. „Vielleicht Indien, Vietnam, oder Taiwan. China ist nicht unersetzlich, lediglich die Preise könnten etwas steigen.“

(SOH)



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