Wie Chinas Online-Banken den Staatsbanken einheizen

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Chinas Staatsbanken wollen den Konkurrenzdruck, der ihnen durch private Online-Anbieter entstanden ist, nun von der Regulierungsbehörde einschränken lassen.Foto: AFP / Getty Images
Von und 28. Februar 2014

Sie heißen „Geldschatz“, „Sparschatz“ und auf Englisch „Baby“ – und mit hohen Zinsen bringen sie Chinas Staatsbanken ins Schwitzen: Die „Babygroup“ ist ein informeller Sammelbegriff für Chinas private Internet-Banking-Anbieter und deren Produkte.

Nun beschwerte sich Chinas Verband der Bankenbranche erstmals beim Bankenaufsichtsrat über den Geschäftserfolg der Babygroup. Die Regulatoren sollten Beschränkungen einführen, damit die private Online-Konkurrenz den konventionellen Banken weniger leicht die Profite abgraben kann, berichtete Reuters am 27. Februar und berief sich auf zwei Insider.

Seit Juni 2013 am Start

Seit Juni 2013 gibt es Chinas neue Internetbanken. Ihre Produkte ähneln Tagesgeldkonten, die online buchbar sind. Weil sie alle ein „Bao“ im Namen haben, bekamen sie den Spitznamen „Schatz -Gruppe“ oder „Babygroup“. Und Leute, die ihr Geld lieb haben, begannen die flexiblen Angebote in Form von Fundings oder Paypal-ähnlichen Produktenkräftig zu nutzen.

Babygroup“ schon 125 Milliarden Euro schwer

Der Jahreszins für eine Spareinlage, die jederzeit entnommen werden kann, beträgt bei „Yue Bao“ zum Beispiel 6,09 Prozent. Yue Bao wird von Alibaba, dem chinesischen Äquivalent zu Amazone, betrieben und wuchs seit seinem Start im Juni 2013 auf stolze 400 Milliarden Yuan an (50 Milliarden Euro). Mit dieser Summe toppt Yue Bao laut Reuters bereits die Gesamteinlagen der fünf kleinsten gelisteten Banken Chinas. Auch die Services der Suchmaschine Baidu und des E-Commerce Tencent schlugen zu Buche: Bis Januar verlagerten sich insgesamt 1 Billion Yuan (rund 125 Milliarden Euro) von den konventionellen Banken zu privaten Internet-Banken.

Die Babygroup veränderte Chinas Bankenlandschaft und machte den Staatsbanken zunehmend das Leben schwer: Bisher hatten sie in ihrer Monopolstellung sehr gut verdient, weil sie trotz Niedrigzinsen an Einlagen kamen und für Kredite hohe Zinsen verlangen konnten.

Früher betrugen die Sparzinsen für Sichteinlagen (flexibles Sparen) bei Chinas konventionellen Banken 0,35 Prozent. Durch den Konkurrenz-Druck der Babygroup verzwanzigfachte sich dieser Zinssatz seit Juni 2013 und stieg auf bis zu 7 Prozent. Zu den erhöhten Kosten durch den Zinsanstieg kam noch der Kapitalverlust durch die Abwanderung von Kunden.

Doch die alten Kaderfamilien, welche Chinas Banken kontrollieren, möchten ihre einstigen Goldgruben nicht einfach verlieren.

[–Kaderfamilien, welche die Staatsbanken kontrollieren, mögen keine Konkurrenz–]

Um konkurrenzfähig zu bleiben wehrten sie sich auf dreierlei Art:

Der Bankenverband wurde eingeschaltet

Am 25. Februar gab es eine Mitgliederversammlung des Bankenverbands. Dort wurde beschlossen, mit Hilfe einer Regelung die Gewinne der Internet-Banken einzuschränken. Zwischen der Babygroup und den Staatsbanken verhält es sich ähnlich wie zwischen der Telekom und privaten Telefon-Anbietern: Die Kunden haben zwar ihr Konto weiterhin bei der Staatsbank, verleihen das Nutzungsrecht für ihr Geld jedoch von dort aus zeitweise an eine Online-Bank. Diese wiederum zahlt der Staatsbank eine Gebühr, um deren „Netz“ nutzen zu dürfen. Geht es nach dem chinesischen Bankenverband, sollen diese Nutzungsgebühren nun erhöht werden und bestimmte Grenzen gesetzt werden, welche die Gewinne der Online-Anbieter einschränken sollen.

Zentralbank soll schärfer kontrollieren

Auch haben sich die Banken bei der Zentralbank beschwert, die nun Online-Payment-Anbieter noch stärker regulieren und überwachen will. Wie das genau passieren soll, steht noch nicht fest. Für die Babygroup wäre dies eine wirksame Beschränkung, weil sie hauptsächlich durch Online-Zahlungen und Paypal-ähnliche Vorgänge funktioniert.

Staatsbanken werden selber „Schatz-Anbieter“

Der dritte Schlachtruf der konventionellen Banken lautet: Eigene Produkte anbieten! Um ihre Kunden zurück zu gewinnen, haben bereits 7 Banken „Schatzprodukte“ lanciert, darunter die Bank of Communication und die Bank of China.



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