Eltern von Melamin-Babys klagen in Hongkong

Melamin-Skandal in China. "Der Arzt erzählte mir, dass mein Kind vollständig geheilt sei und dass keine Folgeerscheinungen zu befürchten seien. Ich glaubte ihm und unterschrieb das Übereinkommen. Am nächsten Tag brachte ich meine Tochter zu einer Nachuntersuchung und es stellte sich heraus, dass sie immer noch Nierensteine in beiden Nieren hatte," sagt eine Betroffene.
Titelbild
Foto: Kuang Tianming/The Epoch Times
Von 6. Mai 2010

HONGKONG – Nach erfolglosen Petitionen in China gingen acht Eltern von Kindern, die durch das Trinken von mit Melamin verseuchter Milch der China Sanlu Group erkrankt waren, nach Hongkong, wo sie die erste Klage gegen Sanlu in Übersee einreichten.

Sie reichten am Gericht für Bagatellsachen schriftlich eine Klage ein, um von der Fonterra Cooperative Group, dem zweitgrößten Anteilseigner von Sanlu mit Sitz in Hongkong, Entschädigungen zu bekommen.

Chen Lu, die als Einzige der acht Eltern zu einer Anhörung am 4. Mai nach Hongkong reisen konnte, befand sich in Begleitung ihrer Rechtsanwälte Oeng Jian und Lin Zheng. Chen berichtete, dass ihre jetzt drei Jahre und neun Monate alte Tochter seit ihrer Geburt im Jahre 2006 Sanlus Milch getrunken habe. Nach einigen Monaten stellten sich Probleme mit den Gelenken ein und ihre Augen waren geschwollen. Als der Skandal mit der verseuchten Milch im September 2008 losbrach, diagnostizierten die Ärzte bei ihrem Kind schon mehrere Nierensteine.

Sechsundzwanzig Tage später teilte ihr der Arzt mit, dass ihr Kind vollständig geheilt sei und bat sie, ein Übereinkommen über eine Entschädigungszahlung von 2.000 Yuan (200 Euro) zu unterschreiben. Schon am nächsten Tag fand Chen heraus, dass man sie betrogen hatte.

Chen sagte: „Der Arzt erzählte mir, dass mein Kind vollständig geheilt sei und dass keine Folgeerscheinungen zu befürchten seien. Ich glaubte ihm und unterschrieb das Übereinkommen. Am nächsten Tag brachte ich meine Tochter zu einer Nachuntersuchung und es stellte sich heraus, dass sie immer noch Nierensteine in beiden Nieren hatte. Damit konnte ich nicht einverstanden sein.“

Chen ließ ihr Kind in mehreren Krankenhäusern behandeln – ohne Erfolg. „Mein Kind hat oft Fieber bis zu 43°C und schwere Schweißausbrüche. Die Ärzte erklärten mir, dass ein Kalziummangel vorliege“, sagte sie.

Chen betonte, dass es nicht in erster Linie um Geld gehe. Sie wolle, dass die Gesellschaft den Kindern mehr Aufmerksamkeit schenke, die durch die Einnahme verseuchter Milch an Nierensteinen erkrankt sind. „Ich hoffe, dass von medizinischer Seite her bessere Behandlungsmethoden entwickelt werden, um diesen Kindern auch in Zukunft zu helfen“, erklärte sie.

Die Klage wurde angenommen

Nach Aussagen des Rechtsanwalts Peng hatte Sanlu einen Insolvenzantrag gestellt und sei nicht haftbar für Entschädigungen. Kürzlich fanden sie heraus, dass Sanlus zweitgrößter Anteilseigner, die Fonterra Group mit Sitz in Neuseeland, auch in Hongkong registriert ist. Sie beschlossen, nach Hongkong zu gehen und dort Klage einzureichen. Der Betrag der Entschädigung, um den es geht, ist nicht hoch und darum reichten sie die Klage am Gericht für Bagatellsachen ein. Ihr Fall wurde am 8. April angenommen.

Peng legte dar, dass die Fonterra Group schon im August 2008 von der verseuchten Milch wusste und erst sechs Wochen später die Behörden in Peking darüber informierte. „Da Fonterra der zweitgrößte Anteilseigner war, dem die Fakten bekannt waren, hatte es die Verpflichtung, die Verbraucher darüber zu informieren. Meiner Ansicht nach ist die Gesellschaft haftbar, weil sie nachlässig gehandelt hat“, erklärte Peng.

Da ein Teil von Fonterras Einkommen von Sanlu kam (allein im Jahre 2007 waren es 6,6 Millionen US-Dollar), ist es nur natürlich, das Fonterra für die Entschädigungszahlungen nach dem Bankrott von Sanlu haftbar ist, sagte Peng. „Fonterras Profite verursachten die Leiden der Opfer. Jetzt, da Sanlu nicht in der Lage ist, seinen Verpflichtungen nachzukommen, sollten Sanlus Nutznießer und Anteilseigner haftbar sein“, erklärte Peng.

David Matthews, Fonterras Leiter der Rechtsabteilung, kam von Neuseeland, um bei der Anhörung am 4. Mai dabei zu sein. Außerhalb des Gerichts erklärte Matthews, dass sich die Tragödie in China ereignet habe und von dort auch die Entschädigungen kommen müssten. Darüber hinaus sagte er, er glaube nicht, dass ein Gericht für Bagatellsachen geeignet sei, solche Fälle zu übernehmen.

Peng ist da anderer Meinung. Nach dem Prinzip der Territorialität „ist Fonterra in Hongkong registriert und darum sollte der Fall hier behandelt werden. Wenn das nicht der Fall ist, werden Kriminelle hierher nach Hongkong kommen, um ihre Gesellschaften registrieren zu lassen“, erklärte Peng.

Die Gerichtsverhandlung wird am 25. Mai stattfinden. Der Richter bat die Kläger, die ärztlichen Berichte bereit zu halten. Peng erklärte, dass seine Firma mehr als 200 ähnliche Klagen einreiche. Wenn dieser Fall erfolgreich abgeschlossen würde, könnten noch mehr Menschen nach Hongkong kommen, um Entschädigungen einzuklagen.

Fonterra gab 2008 als Erste die Informationen heraus über mit Melamin verseuchte Milch, die von Sanlu produziert wurde. Laut offizieller Angaben sind 300.000 Kinder in China durch das Trinken der verseuchten Milch erkrankt und sechs von ihnen starben. Nach inoffiziellen Berichten ist die Anzahl der Todesfälle wesentlich höher. Peng gab an, dass allein seine Anwaltsgruppe Fälle von sieben Kindern vorliegen habe, die wahrscheinlich durch die Einnahme der verseuchten Milch gestorben sein.

Im November 2009 wurde Zhao Lianhai, ein Bewohner Pekings, dessen Sohn nach dem Trinken der mit Melamin verseuchten Milch an Nierensteinen erkrankt war, verhaftet. Er wurde beschuldigt, „zum sozialen Aufstand angestiftet zu haben“, weil er medizinische Hilfe für sein Kind verlangt hatte. Er hatte auch anderen Eltern geholfen, die über die Art und Weise, wie die Regierung ihre Fälle behandelte, unglücklich waren.

Zhao stand am 30. März 2010 am Daxing Distrikt Gericht zum ersten Mal vor Gericht. Sein Fall wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt. Auch seine Frau durfte nicht anwesend sein. Als die Verhandlung geschlossen wurde, lag kein Urteil vor. Während der fünfstündigen Verhandlung war Zhao an den Füßen gefesselt.

Das mit Melamin verseuchte Milchpulver gehört zu den größten und tragischsten Lebensmittelskandalen in China. Melamin ist ein chemisches Industrieprodukt, das vortäuscht, dass die Milch einen höheren Wert an Proteinen enthält. Das Milchpulver wurde in ganz China verkauft und verursachte bei Zehntausenden von Kindern eine Erkrankung der Nieren.

Originalartikel auf Chinesisch: 大纪元 – 八家长在香港索偿 为结石宝宝讨公道

Artikel auf Englisch: Hongkong Lawsuit Filed by Parents of Melamine Babies



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion