Milliardenschwerer Zahlungsausfall bedroht Chinas Finanzmarkt

Titelbild
Wird der Neujahrstag des "Jahr des Pferdes" der schwarze Tag des chinesischen Finanzmarkts?Foto: Suhaimi Abdullah / Getty Images News
Von und 27. Januar 2014

Der 31.Januar 2014 könnte zum schwarzen Tag für den chinesischen Finanzmarkt werden: Auf den ersten Tag im „Jahr des Pferdes“ fällt die Rückzahlung eines milliardenschwerden Finanzprodukts, die von den verantwortlichen Unternehmen nicht mehr geleistet werden kann. Es geht um insgesamt 3 Milliarden Yuan (rund 375 Millionen Euro) und das Finanzprodukt „Credit Equals Gold #1 Collective Trust“, das in China landesweit und mit hohen Renditeversprechen verkauft worden war.

Beobachter befürchten, dass der Zahlungsausfall von „Gold #1“ eine Kettenreaktion auf dem chinesischen Finanzmarkt auslösen könnte – ähnlich dem Zusammenbruch von Lehman Brothers 2008 in den USA.

Der erste große Schattenbanken-Skandal

Am 23. Januar erklärte Jiang Jianqing, CEO der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), dass seine Bank nicht die Hauptverantwortung für den Rückzahlungsausfall des „ Gold #1“ übernehmen würde. Das Treuhandunternehmen China Credit Trust solle als Entwickler dieses Produkts die Investoren auszahlen.

Das Finanzprodukt „Gold #1#2 entstand im Februar 2011: Die China Credit Trust hatte es damals gebastelt, um Kapital für das Energieunternehmen Zhen Fu aus Chinas Kohle-Provinz Shanxi zu besorgen. Den Anlegern wurden hohe Gewinne versprochen und „Gold #1“ wurde durch die ICBC an rund 700 Investoren verkauft. Nachdem einige ihrer Hauptgesellschafter verhaftet worden waren, ging die Firma Zhen Fu jedoch 2012 pleite.

Vor kurzem erklärte die China Credit Trust den Investoren per Brief, dass eine Rückzahlung des gesamten Geldes zum 31.Januar 2014 nicht gesichert sei. Wie eine Zeitschrift aus Guangzhou mitteilte, wurde vorgeschlagen, dass die ICBC und China Credit Trust jeweils 25 Prozent von „Gold #1“ zurückzahlen. Das Energieunternehmen Zhen Fu solle die restlichen 50 Prozent übernehmen.

Der Brief der China Credit Trust ist das erste öffentliche Beispiel eines Schattenbanken-Zahlungsausfalls im großen Stil. Weitere werden folgen, denn 2014 laufen in China mehrere Zahlungsfristen ähnlicher Produkte ab.

China, Land der Schattenbanken

Da in China viele mittelständische und kleinere Unternehmen Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung haben, versuchen sie auf anderen Wegen an Kredite zu kommen – wie z.B Trusts. Diese kurzfristigen Finanzierungsstrategien sind kostenaufwendiger, doch die Gesamtsituation zwingt die kleineren Unternehmen dazu, diese Wege zu beschreiten.

In China ist der Begriff Schattenbank nicht klar definiert. Er bezieht sich allgemein auf Trusts, Versicherungs- und Mikrokredite, Bürgschaften und Leasing-Gesellschaften, die verschiedene Finanzprodukte kreieren und diese mit teilweise hohen Rendite-Versprechen an Investoren weiterverkaufen. Auch Untergrund-Banken, private Kreditgeber, Pfandhäuser und andere Institutionen zählen in China zu den Schattenbanken.

Wie in den Griff bekommen?

Der China Wirtschaftswoche zufolge, plant die chinesische Zentralbank verschiedene Maßnahmen, um eine übermäßige Ausdehnung des Schattenbanken-Systems zu verhindern. Auch Chinas Regierung soll aktuell ein Gesetz vorbereiten, welches das Schattenbanken-System strenger regulieren soll.

„Wenn das Schatten-Bankensystem weiter übermäßig wächst und z. B. die Marke von 30 Billionen Yuan überschreitet, kann eine systemische Finanzkrise in China nicht ausgeschlossen werden“, sagte ein Finanzprofessor der Shanghaier Jiaotong Universität, Yan Hong, dazu.

Schätzung: Chinas Schattenbanken besitzen Kapital im Wert von 21 Billionen Yuan

Nach Einschätzung der chinesischen Bankenaufsichtsbehörde beläuft sich die Kapitalmenge auf Chinas Schattenbanken auf 8 Billionen Yuan. Die Deutsche Bank schätzt, das es bereits 21 Billionen Yuan sind, was 40 Prozent des BIP entspräche. Es gibt noch die gewagtere Prognosen von 40 Billionen Yuan, dies entspräche 80 Prozent des BIP.

Chen Si-Qing, Vize-Präsident der Bank of China, sagte vor kurzem den chinesischen Medien: „Der chinesische Schattenbanken-Sektor ist sehr undurchsichtig. Es gibt weder eine offizielle noch eine glaubwürdige Statistik über die Art und Größe der Geschäfte, die die Schattenbanken machen. Daher ist es schwer, Vorwarnungen zu geben. Die rasche Entwicklung der Schattenbanken birgt viele Risiken wie z.B. Liquiditätsrisiko, Kreditrisiko, infektiöse Risiken und Mangel an Schutzmechanismen.“



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion