Neue Unruhe auf Chinas Immobilienmarkt durch Steuerankündigung und Preisverfall

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Wohnungsbau in Hangzhou, April 2012Foto: STR / AFP / Getty Image

Nun hatten die Chinesen bis Anfang dieses Jahres geglaubt, bei den jahrelang ansteigenden Immobilienpreisen eine sichere und lukrative Geldanlage gefunden zu haben, da macht sich neben der Angst vor dem Preisverfall eine neue Sorge breit.

Am 15. August hat die Zentralregierung in Peking einen neuen Gesetzentwurf veröffentlichen lassen, der eine Anmeldung von Immobilienbesitz vorsieht. Wer, wann, wie viele Wohnungen oder Häuser in Besitz nahm, soll in einer neuen Datensammlung vereinigt werden. Sollte die Öffentlichkeit zu negativ reagieren, könnte man jedoch noch einen Rückzieher machen. 

Ein staatliches Justizamt veröffentlichte auf seiner Website, dass bei Inkrafttreten des neuen Gesetzes jeder Bürger verpflichtet wäre, seinen Immobilienbesitz anzumelden.

Wohin der Hase läuft …

In den Medien wurde sofort die Vermutung geäußert, dass diese Registrierung sicherlich die Grundlage für eine Steuererhebung auf Immobilienbesitz werden soll. Chinas Bürger wittern schnell, wohin der Hase läuft, wenn sie solche fast harmlosen Ankündigungen lesen.

Prof. Wang Yukai von einem staatlichen Verwaltungsinstitut befürchtet sogar in Kommentaren den Medien gegenüber, dass es allein durch vermutete Steuererhebungen zu einer Verkaufswelle auf dem Immobilienmarkt kommen könnte. Bürger, die Wohnungen gekauft haben, wollen nicht durch neue Steuern belastet werden, noch dazu wollen sie nicht durch undurchschaubare Ankündigungen verunsichert werden. Lieber verkaufen sie schnell wieder. Auch Chinas Wirtschaft kann im Moment keine negativen Nachrichten auf dem Wohnungsmarkt gebrauchen.

Sogar manche Beamte fürchten, dass ihr Immobilienbesitz überprüft wird und sie in die Mühlen der staatlichen Anti-Korruptionskampagne geraten könnten. Schnell würde man entdecken, dass die finanziellen Investitionen in ihre Immobilien niemals nur von einem Beamtengehalt hätten geleistet werden können, also schnell verkaufen …     

Zwischen Marktgeschehen und staatlichen Eingriffen

Am 14. August erklärte ein Immobilienentwickler in Peking, dass sein Büro-Immobilienpreis von 21.000 Yuan/Quadratmeter auf 14.900 Yuan/Quadratmeter gesunken sei, das sind fast 30 Prozent Unterschied bei einem Minus von 6.000 Yuan/Quadratmeter, ein Rekord-Preisfall in der begehrten Immobilienstadt.

Am 15. August äußerte sich Liu Shan, der prominente Wirtschaftsredakteur der chinesischen Handelszeitung, auf dem Portal wallstreet.cn.com zum Thema Immobiliensteuer. Er meinte, dass es schon regionale Rettungsmaßnahmen gegen die befürchtete Immobiliensteuer und den sich anbahnenden Preisverfall gebe, aber jede stützende Maßnahme im Marktgeschehen könnte zwar vorübergehend die Preise wieder steigen lassen, führe aber spätestens Anfang 2015 zu einem noch tieferen Tal.  

Bisher war es in Chinas Wirtschaftsboom normal, dass sich die Baupreise erhöhten und zum Investieren einluden. Jetzt wurde aus Furcht vor fallenden Preisen in vielen Städten der Verkauf schon am Sonntag angekurbelt. Die bisher bestehenden Kaufbeschränkungen – eine bestimmte Anzahl von Wohnungseigentum pro Person – eine chinesische Besonderheit, die in 46 Städten besteht, wurde schon in 30 von ihnen aufgehoben.

In mehreren Städten haben sogar Eigentümer von unverkäuflichen Immobilien, bei denen sie die Kredite nicht zurückzahlen konnten, indirekt auf den Besitz verzichtet, indem sie verschwunden sind, die Kredite und die Wohnungen gehen dann auf die Stadt über. In Wenzhou, in der ostchinesischen Provinz Zhejiang, gibt es schon 41 derartige Fälle.

Der Finanzkommentator Ye Tan schreibt dazu: „Beim Immobilienkauf handelt man schon mit wesentlich niedrigeren Preisen. Wenn sie noch weiter sinken, haben die Banken ein Problem.“ 

Neueste Zahlen vom Statistikamt

Am Montag, dem 18. August, wurden die sinkenden Preistendenzen durch Zahlen des staatlichen Statistikamtes bestätigt. Der Immobilienbericht gilt als Index auf dem Markt, er erscheint seit 2005 für 70 größere und mittlere Städte.

In 64 Städten sind demnach in diesem Juli gegenüber Juni die Preise für neue Wohnungen gesunken, in 65 Städten auch die Preise für gebrauchte Wohnungen. Das ist eine Rekordzahl. Eine ähnliche gab es nur 2011, da betraf es aber nur 50 Städte.

Jetzt betrifft es auch die vier Städte der 1. Kategorie, nämlich Peking, Shanghai, Guangzhou und Shenzhen. Statt jahrelanger Aufwärtsbewegung ist nun ein Abwärtstrend im Bereich von 0,5 bis 1,5 Prozent zu beobachten. 



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