Schockwellen an deutscher Börse – was passierte mit in Frankfurt börsennotierter Ultrasonic in China?

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Börse in Frankfurt am MainFoto: DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images
Von 20. September 2014

Der kurz vor der Pleite stehende chinesische Schuhhersteller Ultrasonic hat die Frankfurter Börse schockiert: Gleich zwei chinesische Vorstandsmitglieder sind mit dem Firmengeld plötzlich verschwunden, die Firmenaktien sind um 72 Prozent eingebrochen. Was ist mit dem Betrieb in seinem Hauptgeschäftsort in China passiert? Ultrasonic ist auch in Köln registriert und seit Dezember 2011 an der Frankfurter Börse notiert. Was hat zu der jetzigen Situation geführt?  

Ein Journalist der chinesischen Börsen-Tageszeitung machte sich auf die Suche nach den beiden verschwundenen chinesischen Vorständen. Experten in China sind der Meinung, dass die ganze Familie unter den Wirtschaftsdruck in China keinen anderen Ausweg gesehen hat, als abzuhauen.

Die beiden Verschwundenen gehören zu einer Familie: Der Vater ist der Vorstandschef Qingyong Wu und sein Sohn ist der für das operative Geschäft verantwortlichen COO Minghong Wu. Nicht nur die beiden, sondern auch ihre Familien in Jinjiang in der Pronvinz Fujian sind verschwunden.

Was hat Ultrasonic in China gemacht?

1995 hatte der Vater Wu in Jinjiang, in der südchinesischen Provinz Fujian, die Schuhfabrik Ultrasonic gegründet. 1998 baute er dort die Unternehmensgruppe Ultrasonic auf, die mit Schuhen, Sportartikeln, Handelsfirmen  und Immobilien bestückt war.

Seit dem 19. Dezember 2011 war der chinesische Schuhhersteller mit Ultrasonic, einer in Köln angemeldeten AG, an der Frankfurter Börse notiert und hatte bis Ende Juni ständig steigende Umsätze ausgewiesen. Im letzten Halbjahr betrugen sie 74,8 Millionen Euro mit einer Steigerung von1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Juli hatte die Firma noch eine Rückkaufaktion der eigenen Aktien gestartet, um den Wert des Unternehmens aufzustocken, was allgemein als positives Zeichen für die Geschäftsentwicklung angesehen wird. Die Hauptproduktion und -Markt von Ultrasonic lagen immer noch in China, wo sie von der Familie Wu vor Ort gesteuert wurden.    

Warum kam plötzlich die Katastrophe?   

Das Schuhgeschäft ist nicht das einzige Business von Familie Wu. Informanten flüsterten dem Journalisten der chinesischen Börsenzeitung zu, dass Ultrasonic Group auch viele Grundstücke gekauft hätte, um ein Stück Kuchen des bis Ende 2013 noch boomenden Immobilienmarktes in China zu bekommen. Aber der Gewinn daraus hätte nicht mehr den Kapitalfluss bedienen können und so sei vermutlich die Finanzierungskette gerissen, denn es gäbe dort über 1 Milliarde Yuan Schulden (130 Mio Euro). Seit Ende 2013 ist der Immobilienmarkt in China in eine Eiszeit eingetreten. Im Juli 2014 sind die Immobilienpreise in 64 der 70 wichtigsten Immobilienstädte in China im Vergleich zum Vormonat gesunken, eine Rekordzahl seit 2008.

Auch mit dem Schuhgeschäft ist es nicht leicht in China gewesen. Dazu sagte der Finanzexperte Shen Meng zur chinesischen Börsenzeitung: „Sportartikel in China befinden sich auf der Talfahrt. Ultrasonic als Sportschuh-Hersteller hatte sicher Probleme mit großem Lagerbestand und sinkendem Marktbedarf. Die Familie Wu sah keine Aussicht mehr, wirtschaftlich hochzukommen. Also Geld mitnehmen und verschwinden.“

Außerdem vermutete Shen Meng: „Im ganzen Land wird jetzt mehr Augenmerk auf Kreditkriminalität gerichtet. Sollte die Ultrasonic bei der Finanzierung illegal gehandelt haben, vielleicht weil sie unter Druck stand, dann drohen auch noch Strafen. Sie haben die Eiszeit in der Bekleidungs- und Schuh-Branche in China schon gespürt. Also lieber abhauen, wahrscheinlich ins Ausland, schon alles im Vorfeld vorbereitet. Sie lassen die Immobilien zurück und denken, das wäre ja ein Äquivalent für das mitgenommene Geld.“

Shen Meng ist Geschäftsführer einer Investmentfirma in Peking und Kolumnist  bei dem renommierten chinesischen Finanzportal Sina Finance. 

Wieviel Firmengeld ist mitverschwunden?

Der Finanzchef von Ultrasonic in Deutschland hat erklärt, dass die Firmeninhaber Geld mitgenommen haben, es sei aber noch ein sechsstelliger Betrag auf dem deutschen Firmenkonto.

Wieviel Geld hat Familie Wu vom Firmenkonto geplündert?

Laut Halbjahresbericht von Ultrasonic hatte die Firma noch bis zum 30. Juni einen neunstelligen Betrag auf dem Konto, nämlich 131,1 Mio Euro. Im August – so sagen Insider – hat Ultrasonic in Deutschland noch einen Kredit von einer Finanzfirma in Hong Kong erhalten in Höhe von 60 Millionen US-Dollar.

Ein Insider von Ultrasonic sagte dem Journalisten der chinesischen Börsenzeitung: Die verschwundenen Vater uns Sohn Wu hätten über 1 Milliarde Yuan  (130 Mio Euro) vom Firmenkonto in China mitgenommen. Das Konto in China sei fast leer.

Finanzexperte Shen Meng meint, es wird der Familie im Ausland auch nicht unbedingt gut gehen, wenn erst eine internationale Fahndung anläuft.

Ein Phänomen in China

Nicht nur Familie Wu, viele Konsumprodukthersteller in China, vor allem die privaten Unternehmen, können den steigenden Geschäftsdruck durch die verschlechterte Wirtschaftslage nicht überstehen.

In derselben Stadt Jinjiang hat es am 31. Juli 2014 einen ähnlichen Fall gegeben. Der CEO der Textilfirma Nuoqi Co. Ltd ist verschwunden und hat Cash in Höhe von 228 Millionen Yuan (28,87 Mio Euro) mitgehen lassen.



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