Was geschieht, wenn China den Yuan abwertet?

Eine Analyse der Folgen einer Abwertung der chinesischen Devisen auf Chinas Volkswirtschaft
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(Goh Chai Hin/AFP/Getty Images)
Von 4. Februar 2009

Es wird zunehmend klarer, dass der Wert des chinesischen Yuan sinken wird; das erwarten zumindest viele Wirtschaftswissenschaftler. Dieser Wertverlust hat aber auch Nachteile für Chinas Wirtschaft.

Erstens sind viele Waren bereits jetzt schon in China viel billiger als vergleichbare in Übersee hergestellte Produkte. Das heißt, Chinas Exporte schrumpfen nicht deshalb, weil etwa die Preise zu hoch wären. Doch im Schatten der Weltfinanzkrise und eines wachsenden Misstrauens gegenüber in China gefertigten Produkten sinkt die Nachfrage von Außen. Solche Probleme können nicht durch einen Währungswertverlust gelöst werden.

Zweitens ist der chinesische Yuan keine international frei umtauschbare Währung. Wenn er kräftig abgewertet wird, tragen nur die Bürger im Land die Last. Angesichts eines schlecht organisierten sozialen Fürsorgesystems geht der Reichtum der Menschen zurück und ihre Kaufkraft sinkt. Solch ein Szenario macht es den Menschen noch schwerer, ihren Lebensstandard zu halten, und wird eine noch größere Einschränkung im alltäglichen Haushaltsbedarf erfordern.

Drittens würde der Wertverlust des Yuan den Kapitalabfluss beschleunigen. Wenn es zu einer breit gestreuten Erwartung einer Abwertung des Yuan kommt, könnte das im Land verfügbare Kapital schnell abgehoben werden.

Im Dezember sagte ein Beamter der Staatsverwaltung für Fremdwährungen, dass Chinas Reserven von Fremdwährungen seit Dezember 2003 zum ersten Mal  gefallen seien.

Stephen Green, ein Wirtschaftswissenschaftler von der Standard Chartered Bank in China, glaubt, dass der Niedergang von Chinas Auslandsreserven durch Kontoabhebungen ausländischer Kapitalanleger und die Abwertung des Yuan verursacht worden sein dürfte.

Kapitalflucht

Seit Kurzem zieht sich ein internationaler institutioneller Kapitalanleger nach dem anderen vom chinesischen Kapitalmarkt zurück, weil ihr Kapitalbedarf inmitten einer anhaltenden Finanzkrise schrumpft. Einige Finanzunternehmen ziehen ihr Vermögen aus börsennotierten chinesischen Gesellschaften ab. So verkaufte zum Beispiel JPMorgan, Chase & Co in den ersten zwei Handelstagen des Januars Anteile an der China Petroleum & Chemical Corporation, Aluminum Corporation of China and China Merchants Bank im Wert von 875 Millionen Hongkong-Dollar. Einem Bericht des  Nationalen Informationszentrums Chinas zufolge werde viel Kapital aus dem Aktienmarkt, dem Wohnungsmarkt und dem großen Warenmarkt abfließen, wenn es zu einem bedeutsamen Wertverlust des Yuan käme. Das würde eine massive Fluktuation verursachen – ein Szenario, das Finanzverwalter und Marktfunktionäre nicht sehen wollen.

So könnten zum Beispiel aus Sorge über die Baisse des chinesischen Marktes qualifizierte Ausländische Institutionskapitalanleger (QFII) ihren Wertpapierbestand in Yuan und überseeisches Fluchtkapital aus Chinas Kapitalmärkten zurückziehen, und damit einen dauernden Fall der  Marktanlagepreise auslösen.

Im Anschluss an den Fall der chinesischen Reserven an Fremdwährungen sagte der Handelsminister Chen Deming, dass China bei sinkender Nachfrage aus dem Ausland den Yuan nicht abwerten würde, um so weiter die Exporte anzukurbeln. Seine Aussage zeigt das ganze Dilemma der gegenwärtigen Währungspolitik.

Quo vadis chinesische Wirtschaft?

Wegen der äußerst schwierigen Bedingungen der Wirtschaft des Landes verlor der Yuan an Kaufkraft, oder er ist zumindest nicht mehr an Wert gestiegen. Jedoch, wie die Analyse der Situation zeigt, werden die Vorteile des Wertverlusts des Yuan für den Export nur sehr beschränkt sein und eine ganze Menge von Nachteilen bringen. Also, quo vadis chinesische Wirtschaft?

Zuerst muss China seine übermäßige Abhängigkeit von der Außennachfrage reduzieren. Tatsächlich hat Chinas zunehmende Abhängigkeit von Exporten es in den letzten Jahren für internationale Strömungen anfällig gemacht.

Nach einem Minus von 2,2 Prozent im November 2008 fielen die Exporte im Dezember um 2,8 Prozent. Der Exportrückgang war im Dezember seit April 1999 der derzeit größten amerikanischen Bank JPMorgan Chase & Co. zufolge am schärfsten.

Dann sollte die chinesische Wirtschaft ihren Fokus auf das Innenwachstum verlegen und eine normale und nachhaltige Entwicklung erzeugen. Die übermäßige Abhängigkeit der Wirtschaft von der Außennachfrage besteht hauptsächlich wegen des Mangels an Sozialfürsorge. Das bürdet den chinesischen Bürgern eine übermäßige Last auf, was ärztliche Behandlung, Ausbildung und Unterkunftskosten angeht.

Außerdem werden weiterhin die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer, was zum Teil an dem ungenügenden gesamtwirtschaftlichen Verbrauch der mittleren und unteren Gesellschaftsschichten liegt. Diese Faktoren haben nur wenig mit dem Kurs des Yuan zu tun. Deshalb können Chinas Wirtschaftsprobleme niemals nur durch die Währungspolitik alleine behoben werden. China sollte sich von seiner starken Abhängigkeit von Exporten frei machen und sich darauf konzentrieren, die Binnen-Nachfrage zu fördern – die einzige wirksame Weise, eine starke nationale Wirtschaft aufzubauen. Um das zu tun, muss es das Lohnniveau für den normalen Arbeiter anheben, ein angemessenes Sozialversicherungssystem entwickeln und die Regierungsausgaben senken.

Das heißt, weder die Senkung noch die Anhebung der chinesischen Währung sind ein gutes Rezept, um den Markt zu retten. Der Schutz und die Verbesserung des Lebensunterhalts der Menschen ist der nachhaltige Weg aus dem Dilemma.

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 5/09

(Goh Chai Hin/AFP/Getty Images)
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