Coronavirus: Appell der KP Chinas an „Dankbarkeit“ der Bürger von Wuhan wird zum Eigentor

Der erst Anfang des Jahres nach Wuhan entsandte Sekretär der KP Chinas, Wang Zhonglin, rief im Vorfeld des Besuches von Machthaber Xi Jinping die dortige Bevölkerung zur Dankbarkeit für den Umgang der Regierung mit dem Coronavirus auf. Das Echo war unvorteilhaft.
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Dieses am 10. März 2020 aufgenommene Foto zeigt das medizinische Personal, das feiert, nachdem alle Patienten in einem provisorischen Krankenhaus in Wuhan in der zentralen chinesischen Provinz Hubei entlassen wurden. Am 11. März berichtete China offiziell wieder über einen Anstieg der Coronavirus-Fälle.Foto: STR/AFP über Getty Images
Von 11. März 2020

Die Kommunistische Partei Chinas hat im Vorfeld des Besuchs von Machthaber Xi Jinping im seit Januar wegen des Coronavirus unter strikter Quarantäne stehenden Wuhan die Bewohner der Stadt zur Dankbarkeit gegenüber dem Staatschef aufgefordert. Im Rahmen einer Unterweisung sollen, so die KP, Freiwillige, die abkommandiert werden, um im Vorfeld des Besuches den Bewohnern Gemüse zu überreichen, diese in der adäquaten Form des Erweisens von Dank gegenüber Xi schulen.

Wie die „Financial Times“ berichtet, soll dieses Ansinnen zu einem Eigentor für die Propagandaabteilung der KP geraten sein. Der Parteisekretär von Wuhan, Wang Zhonglin, erklärte in einer Regimezeitung, Wuhan – wo die Seuche ausbrach – solle „die Nation anführen, wenn es darum geht, der chinesischen Regierung für ihre Antwort auf das Virus zu danken“. Die Menschen in Wuhan seien ein „heroisches Volk, das Dankbarkeit zu erweisen versteht“, erklärte Wang.

Volkszorn in Wuhan veranlasste Peking zu Personalrochade

Seit Februar ist Wang nach Wuhan abkommandiert. Er soll den früheren Pressesekretär Ma Guoqiang unter dem Eindruck steigenden öffentlichen Unmuts über die Lokalregierung ersetzen. Diesem war Versagen bei der Reaktion auf den Ausbruch des Coronavirus vorgeworfen worden. Neben den harschen Quarantänemaßnahmen hatte auch der Tod des Arztes und Whistleblowers Li Wenliang, der als Erster auf das Virus aufmerksam gemacht hatte, für Unruhe gesorgt.

Xi hat am Dienstag (10.3.) erstmals seit Verhängung der Quarantäne Wuhan besucht. Die Regie durch die KPCh sorgte dafür, dass er von kritischen Tönen verschont blieb. Vizepremier Sun Chunlan soll jedoch auf einer Tour durch die unter Quarantäne stehende Metropole von aufgebrachten Anwohnern ausgebuht worden sein.

Deutlichen Gegenwind erlebte vor allem aber Wang im Vorfeld des Besuchs. Auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo kommentierte ein Nutzer laut „Guardian“:

Die Menschen sollen dem medizinischen Personal, den Spendern und den Mitbürgern danken. Ohne die Regierung wäre die Situation nicht so schlecht, wie sie ist.“

Dankbarkeit? „Lieber nachdenken, wer für das Coronavirus verantwortlich ist“

Auf WeChat schrieb der chinesische Journalist Chu Zhaoxin an die Adresse Wangs: „Sie sind der Staatsdiener und Ihr Job ist es, sich um die Leute zu kümmern. Jetzt sind die Menschen, denen Sie dienen sollen, am Ende, die Toten immer noch kalt und die Tränen der Überlebenden noch nicht getrocknet.“

Wang solle „sich selbst schulen“, so der Journalist, statt anzudeuten, die Menschen in Wuhan wären nicht dankbar genug. Er sollte „nachdenken und sich schämen, weil er und sein Team nicht angemessen arbeiten“.

Autor Fang Fang schrieb: „Zuallererst soll sich die Regierung so bald als möglich bei den Menschen entschuldigen. Es ist Zeit, nachzudenken und herauszufinden, wer für die heutige Situation verantwortlich ist.“

KP Chinas beißt mit Propaganda auf Granit

Ein anderer Nutzer fragt auf Weibo: „Wofür soll ich dankbar sein?“ – Er verweist darauf, dass er nicht einmal seine ihm zustehenden Leistungen von der Regierung bekommen hätte und stattdessen überteuerte Preise für Nahrungsmittel während der Krise habe bezahlen müssen. „Bitte geh dorthin zurück, wo du hergekommen bist, ok? Danke!“

Die kritischen Kommentare wurden mittlerweile wegzensiert. Dass sie in dieser Form und Häufigkeit aufgetreten sind, zeigt jedoch, dass die Propagandaoffensive, die das Regime als heldenhaften Retter des Volkes vor dem Coronavirus zu verkaufen trachtet, nicht überall auf Gegenliebe stößt.

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