Covid-19: China geht mit positiven Meldungen in die Propaganda-Offensive

Chinas staatlicher Propaganda-Apparat besitzt eine schier grenzenlose Macht, wenn es um die Verbreitung gewünschter "Wahrheiten" und Leitlinien geht. Weltweit hört man davon, dass die Zahl an Infizierten in China zurückgeht. Entspricht die Propaganda der Wahrheit?
Titelbild
Mediziner posieren für Fotos am 10. März 2019 in Wuhan, nachdem eine Menge "genesener" Patienten entlassen wird.Foto: Stringer/Getty Images
Epoch Times10. März 2020

Die chinesischen Behörden verstärken derzeit ihre Propaganda, um ihre Bemühungen, die Verbreitung von Covid-19 einzudämmen, in einem positiven Licht darzustellen.

Während die Online-Zensoren kritische Kommentare zu den Behörden im Umgang mit dem Ausbruch intensiv überwachen und löschen, spielt das chinesische Regime der Welt seine Fähigkeit zur Eindämmung der Krankheit vor. Die Zentralregierung in Peking erklärte kürzlich 113 medizinische Teams und 506 medizinische Mitarbeiter zu „Musterbürgern“ für ihre Beteiligung an der Seuchenbekämpfung.

Ziel ist es, „die Politik der Regierung zu fördern“, „die öffentliche Meinung online zu überwachen“, „beispielhafte Vorbilder an der Front der Epidemie-Bekämpfung ausfindig zu machen“ und „eine solide Atmosphäre der Zusammenarbeit zu schaffen“ so zumindest der Wortlaut eines geleakten internen Dokuments der Shanghaier Behörden, das der Epoch Times vorliegt.

Positive Propaganda

Unter den „geehrten medizinischen Mitarbeitern“ sind 34 Verstorbene. Einige starben, nachdem sie sich mit dem Virus infiziert hatten. Die meisten der 34 starben an plötzlichen Herz- und Gefäßkrankheiten wahrscheinlich aufgrund von Erschöpfung. Die Mehrheit von ihnen waren Angestellte im Epizentrum des Ausbruchs der Provinz Hubei und Ärzte in entlegenen Gebieten des Landes.

Das chinesische Regime veröffentlichte Geschichten über ihre Todesfälle, um sie als beispielhafte Opfer und Märtyrer für das Land zu propagieren.

Bao Changming zum Beispiel war ein behinderter Arzt aus einem Dorf in der Inneren Mongolei. Er hatte eine verformte Wirbelsäule und war der einzige Arzt eines Dorfes. Am 22. Januar erteilten die örtlichen Behörden den Ärzten in allen Dörfern den Auftrag, jeden Haushalt zu besuchen und die Körpertemperatur derjenigen zu überprüfen, die kürzlich in andere Städte gereist waren. Bao war am 26. Januar auf dem Weg zu einer Familie, um eine Temperaturmessung durchzuführen, als er stürzte. Er starb am 27. Januar im Alter von 50 Jahren an einer Gehirnblutung.

Shanghai erstellt eine eigene Liste von „Musterbürgern“

Die Regierung von Shanghai erstellte ihre eigene Liste von „Musterbürgern“, wie aus internen Dokumenten hervorgeht. Innerhalb von drei Tagen fanden die Shanghaier Behörden 415 Personen, deren Geschichten Teil ihrer Propaganda sein würden.

Anwälte aus 17 Anwaltskanzleien im Stadtbezirk Minhang in Shanghai wurden für „die Verbreitung von Artikeln staatlicher Medien auf ihren Social-Media-Plattformen“ geehrt. Bei den Artikeln handelt es sich um Berichte über die jüngsten Reden des chinesischen Führers Xi Jinping über die Maßnahmen des Landes zur Eindämmung des Virus, so das Dokument. „Anwälte im Bezirk Minhang haben die Menschen aktiv dazu angeleitet, nur die Worte zu sagen, die der sozialen Stabilität und der Arbeit im Zusammenhang mit der Seuchenbekämpfung zugute kommen, und nur Taten zu vollbringen, die die soziale Stabilität erhalten.“

„Soziale Stabilität aufrechterhalten“ ist ein oft verwendeter Euphemismus, wenn es darum geht, abweichende Meinungen zu unterdrücken.

Zu den anderen Personen, die als „Musterbürger“ bezeichnet werden, gehören medizinisches Personal (welches Coronavirus-Patienten behandelte), Regierungsmitarbeiter und einfache Menschen, die der Regierung ihr Hab und Gut oder ihre Ersparnisse für die Krankheitsprävention gespendet haben.

Herr Huang zum Beispiel lebt in der Gemeinde Gucun im Stadtbezirk Baoshan in Shanghai. Huangs Familie ist arm. Jedoch hat er seine ganzen Ersparnisse 300.000 Yuan (etwa 28.000 Euro) für Wuhan gespendet, das Epizentrum der Epidemie.

Parteimitglieder sollen ihre eigenen Geschichten schreiben

Der Stadtbezirk Minhang berief am 28. Februar ein internes Treffen mit allen örtlichen Beamten und Parteiführern ein, um die Leitprinzipien der Propagandaerhebung zu erörtern.

„Wir müssen online und offline eine Verteidigungslinie aufbauen, um den Krieg gegen die Coronavirus-Epidemie zu gewinnen“, sagte der Chef der Kommunistischen Partei des Bezirks, Ni Yaoming, laut einer internen Kopie seiner Rede auf der Versammlung.

Der Online-„Krieg“ schließe „die strikte Kontrolle von Online-Informationen“ ein, während offline die Beamten „eine Reihe literarischer und künstlerischer Werke entwerfen und verfassen sollten, die den Kampfgeist der Menschen inspirieren können“, sagte Ni Yaoming.

Das Parteikomitee des Bezirks Minhang hat alle lokalen Parteiorganisationen, die in Unternehmen und Regierungsbehörden angesiedelt sind, dazu angehalten, „Musterbürger“-Geschichten zu sammeln.

Darüber hinaus werden die Parteimitglieder dazu ermutigt, ihre eigenen Geschichten zu schreiben, die zur Bekämpfung des Coronavirus beitragen. Das Bezirkskomitee wählt dann die besten Geschichten aus, die in der Partei-Zeitschrift und in den sozialen Medien verbreitet werden sollen.

„Die Vorzeigebürger sollten ihre Fotos einreichen. Eines sollte ein Foto ohne Maske oder Schutzanzug sein. Andere Fotos sollten mit dem Coronavirus in Verbindung stehen. Diese Fotos müssen jedoch echt aussehen, nicht wie das Posieren für ein Foto“, lautete die Bezirksmitteilung.

Das Original erschien zuerst in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von rm)
Originalartikel: China Goes on Propaganda Offensive With ‘Positive’ Coronavirus Response Stories



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