Gestern Flop, heute Top: Lauterbach will China mit „wirksamen Impfstoffen“ helfen

Die Aussagen des Gesundheitsministers widersprechen sich: Impfstoffe schützen nicht vor Ansteckung, trotzdem soll China mit diesen geholfen werden. Und das während einer landesweiten Protestwelle gegen Chinas radikale Null-COVID-Politik.
Titelbild
Karl Lauterbach mit FFP2-Maske.Foto: Omer Messinger/Getty Images
Von 28. November 2022


Vergangene Woche bestätigte der Gesundheitsminister, dass Corona-Impfstoffe nicht vor einer Ansteckung schützen. China solle jetzt allerdings mit deutschen Impfstoffen aus der Notlage befreit werden. Sein Tweet ist mittlerweile wieder gelöscht.

Protestwelle in China

In China ist derzeit die größte Protestwelle seit 1989 zu erleben. Ein Hochhausbrand in einem Lockdown-verriegelten Bezirk in Xinjiang, bei dem mehrere Personen starben, war der Auslöser. Protestiert wurde zu Beginn gegen die rigide Zero-COVID Politik.

Mittlerweile richtet sich der Protest auch gegen die Herrschaft der kommunistischen Partei Chinas. Die Demonstranten fordern den Rücktritt von Xi Jinping und stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein.

BioNTech für China

Laut Regierungssprecher Steffen Hebestreit und einem Sprecher des Gesundheitsministeriums in Berlin stehe die Bundesregierung mit China in Kontakt, um einen Einsatz der Impfstoffe von BioNTech in China zu besprechen. Nimmt China die deutschen Impfstoffe ab, dürften einige bereits vom Bund ausgegebenen Kosten für die Impfstoffe wieder reinkommen.

Zugleich betont Hebestreit, dass man die Proteste in China gegen die Null-COVID-Strategie der Regierung sehr genau beobachten würde. Inwieweit die Bevölkerung in China nach einer Impfung gefragt werden würde, bleibt offen.

Anfang November besuchte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) China und vereinbarte, dass der BioNTech-Impfstoff zumindest für die in China lebenden Ausländer eingesetzt werden könne.

Gesundheitsexperte rät zu Impfkampagne

Laut Timo Ulrichs, Experte für Globale Gesundheit an der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin, brauche China dringend eine breite Impfkampagne, wie der Spiegel berichtet. „Zunächst müsste die Führung unabhängig von Ideologie die Bevölkerung mit den besten derzeit verfügbaren Impfstoffen versorgen“, so Ulrich gegenüber der dpa. Das seien keine chinesische Vakzine, sondern angepasste mRNA-Impfstoffe aus westlichen Ländern wie Deutschland. „China müsste da über seinen Schatten springen.“

Weiter führt er aus, dass es eine breite Impfkampagne geben solle, die insbesondere Risikogruppen adressieren müsse. Danach würden die strengen Coronamaßnahmen vorsichtig nach und nach gelockert werden können. Diese Strategie brauche aber, wie auch in Europa, einige Monate Zeit. Ulrich bezeichnet eine radikale Abwehr von der derzeitigen Strategie mit einem sofortigen Ende aller Maßnahmen als „kontraproduktiv und gefährlich“.

Weiter führt Ulrichs aus: „Das Virus träfe auf eine Bevölkerung, die fast keinen Immunschutz dagegen hat.“ Eine massive Durchseuchung, ein überlastetes Gesundheitssystem und viele Kranke und Tote seien die Folge.

Die Forderungen und Wünsche der chinesischen Bevölkerung werden dabei außer Acht gelassen.

Widersprüche des Gesundheitsministers

Vergangene Woche erklärte Lauterbach noch, dass die Impfstoffe nicht vor einer Ansteckung mit Corona schützen – und demnach auch keinen Immunschutz garantieren. Offenbar bemerkte er selbst den Widerspruch und löschte den Tweet am selben Tag wieder.

Über viele Monate wurden Ungeimpfte ausgegrenzt und dafür verantwortlich gemacht, dass die Pandemie kein Ende nehme. In einer Pressekonferenz nach einem Besuch eines Schweriner Impfzentrums im Januar 2022 äußert Lauterbach, dass es keine Absicht gewesen sei, den Ungeimpften einen größeren Teil der Pandemie zuzuschieben, als belegt werden konnte. „Das war schlicht und ergreifend ein Fehler in dem System. Und der wurde behoben.“

Dennoch wird an China kommuniziert, dass die Impfung helfen würde und wirkungsvoll sei.



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