Hochwasseropfer in China: Behörden verhindern öffentliche Trauerfeiern
Beim folgenden Beitrag handelt es sich um den Originaltext zum Video: „Strenge Kontrolle nach Hochwasser in China“ vom YouTube-Kanal NTD-Deutsch. Epoch Times hat keine redaktionellen Änderungen vorgenommen.
Der 20. Juli wird den Einwohnern der zentralchinesischen Stadt Zhengzhou künftig in Erinnerung bleiben. An dem Tag ertranken unzählige Menschen nach Starkregen durch Hochwasser. Sie wurden von Wassermassen überrascht, ertranken in U-Bahnschächten oder in Autos. Für das Ausmaß der Katastrophe ist offenbar auch Behördenversagen verantwortlich. Die wahre Todeszahl bleibt ein Staatsgeheimnis. Jetzt wollen lokale Behörden öffentliche Trauerfeiern verhindern und behindern ausländische Journalisten. Was steckt dahinter?
Das Originalvideo von NTD Deutsch:
Am Montag wurden in der Nähe einer U-Bahn-Station in Zhengzhou Blumensträuße mit Gedenkkarten gesehen.
Ich bin erfüllt von Trauer.“ – sagt Zhang Shuai, Einwohner von Zhengzhou, Provinz Henan, China.
Nach chinesischer Tradition gedenkt man den Toten sieben Tage nach ihrem Ableben. Die Menschen gedenken derer, die bei der Überschwemmung am 20. Juli in der U-Bahn ertrunken sind. Einheimische Studenten legten Blumen für die Hochwasseropfer nieder. Sie verneigten sich, um den Toten die letzte Ehre zu erweisen.
Ein Vater eines Opfers saß am Eingang der U-Bahn-Station, auf einem Schild neben seinem Fahrrad stand:
Meine liebe Tochter, Papa will dich immer noch heimholen.“
Noch am selben Tag sperrten die örtlichen Behörden die U-Bahn-Station und somit auch die Trauerstätte ab. Auf Videos im Internet ist zu sehen, wie die Behörden rund 1,80 Meter hohe Barrikaden um den Gedenkort mit samt der vielen Blumen errichteten.
Die Anwohner waren wütend. Im Netz standen Kommentare wie:
Wovor habt ihr Angst? Was wollt ihr nicht wahrhaben? Wisst ihr nicht, warum sie hier gestorben sind?“
Wir dürfen nicht bleiben, nicht zuschauen, nicht erzählen, nicht diskutieren, nicht gedenken, nicht wütend sein. Sie behandeln es so, als wäre es nie passiert.“
Die Barrikaden hielten die Anwohner nicht davon ab, zu trauern. Viele legten Blumen und Karten vor den Barrikaden nieder.
In einem Online-Post mit über 100.000 Aufrufen hieß es:
Hätten sie die Flut am Tag der Katastrophe blockiert, müssten sie heute nicht die Blumen der Menschen blockieren!“
Offiziellen Angaben am 27. Juli zufolge sind 71 Menschen durch die Überschwemmung vor einer Woche in Zhengzhou ums Leben gekommen. Im Internet bezweifelt man diese Zahl. Es wird vermutet, dass hundertmal so viele Menschen bei der Hochwasserkatastrophe in Zhengzhou gestorben sind.
Nicht nur das Gedenken am U-Bahnhof wird von den Behörden eingeschränkt, auch ausländische Journalisten hatten Probleme, vor Ort darüber zu berichten. Betroffen sind unter anderem Reporter des amerikanischen Senders „CNN“ und der „Associated Press“, des britischen Senders „BBC“, des australischen Senders „ABC“ und der „Deutschen Welle“.
Es gibt Anwohner, die den ausländischen Medien vorwerfen, China zu “dämonisieren und absichtlich zu diskreditieren“. Einige verlangten im Netz sogar, die von den Reportern gedrehten Videos zu überprüfen.
Der deutsche Journalist Mathias Boelinger veröffentlichte am Wochenende ein Video, in dem Menschen ihn umringen. Boelinger erzählte, er sei geschubst und angeschrien worden. Jemand habe sogar versucht, ihm das Telefon zu entreißen.
Dake Kang von der „Associated Press“ twitterte ebenfalls, dass ihm genau das Gleiche an fast demselben Ort passiert sei. Er wurde von aufgebrachten Einwohnern sogar bei der Polizei angezeigt. Boelinger schrieb: „Das Medienumfeld in China ist im Moment beängstigend“. Er glaube, dass die aufgebrachten Leute vor Ort teils Polizisten in Zivil waren.
In den chinesischen sozialen Medien kursierte am Wochenende ein Hinweis, der die Einwohner von Zhengzhou davor warnte, ausländischen Medien Interviews zu geben. Und man dürfe diese Warnung auch nicht über das Internet weitergeben, sondern nur mündlich.
Warum sind die Bürger in Zhengzhou wütend auf die Behörden? Bei der Überschwemmung handelt es sich nicht einfach um eine Naturkatastrophe durch starken Regen, wie die chinesischen Behörden und Staatsmedien behaupten.
Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass das Hochwasser in der Provinzhauptstadt durch die Ableitung von Wasser aus Stauseen verursacht wurde, nicht nur von Wasser aus einem Stausee, sondern aus mindestens fünf, die offenbar am 20. Juli abgelassen wurden.
Und von diesem Tag an haben mindestens 47 Stauseen in der ganzen Provinz Henan Wasser abgelassen. Das geht aus den offiziellen Berichten des chinesischen Regimes hervor.
Schlammiges Wasser strömte in die Stadt und flutete alles mit erschreckender Geschwindigkeit. Der in Deutschland ansässige Hydrologe Dr. Wang Wei-luo sagt in einem Interview mit „Radio France International“: „Das Ausmaß der plötzlichen Wassermassen überstieg bei Weitem die Kapazität der umliegenden Flüsse.“
Ein durchgesickertes internes Dokument zeigt, dass Wasser abgelassen wurde, noch BEVOR die Behörden die Bewohner zur Evakuierung aufforderten. Das meteorologische Büro von Zhengzhou hatte zuvor innerhalb von zwei Tagen 5 Regenwarnungen der höchsten Stufe ausgegeben.
Trotzdem hatte die Regierung von Zhengzhou nichts unternommen – die U-Bahn wurde nicht geschlossen, und Angestellte strömten wie gewohnt zur Arbeit. Einige Überlebende in der U-Bahn erzählten später, dass, nachdem sie endlich die Notrufzentrale erreicht hatten, ihnen dort gesagt wurde, sie sollten sich “selbst retten“.
Dr. Wang Wei-luo glaubt, es könnte Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern, bis die echte Zahl der Todesopfer ans Licht kommt. Viele fragen sich, warum die Behörden die Einwohner nicht warnten, bevor sie Wasser aus den Stauseen abließen.
Das ist eine gängige Praxis in China, ohne offizielle Begründung. Ein Zitat eines KP-Beamten, das seit letztem Jahr im Internet kursiert, scheint die Situation zu erklären.
Der Beamte sagt, die Zuständigen von Stauseen könnten das Wasser nur im Geheimen ablassen… Wenn man eine Bekanntmachung herausgibt, gäbe es das Problem mit der Entschädigung der Bewohner der flussabwärts gelegenen Dörfer, ihres Viehbestandes, ihrer Ernte und ihrer Geschäfte. Wenn man nichts ankündigt, gilt das als Naturkatastrophe, und man braucht keine Entschädigungen zu zahlen.
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