Hongkongs zwei Gesichter: Der Finanzsektor und die pro-demokratischen Akteure der Stadt

Tausende Hongkonger protestierten auf den Straßen gegen das Nationale Sicherheitsgesetz Pekings. Doch nicht alle Hongkonger teilen diese Empfindung. Das neue Gesetz bringt Hongkong zwar näher an China und chinesische Gelder, gefährdet aber die internationalen Geschäftsbeziehungen der Stadt.
Epoch Times4. Juli 2020

Im vergangenen Jahr waren zeitweise Millionen von Hongkongern auf den Straßen der Stadt, um gegen Pekings Auslieferungsgesetz zu demonstrieren. Nachdem Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam dieses zurückgezogen hatte, gelang es der Kommunistischen Partei Chinas diesmal, ein noch schärferes Gesetz zu verabschieden: das Nationale Sicherheitsgesetz für Hongkong.

Während viele Bürger Hongkongs, vor allem die jüngere Generation, ihre Freiheit dahinschwinden sehen, arrangieren sich andere Hongkonger bereits mit den Veränderungen.

Hinter verschlossenen Türen begrüßen einige Investoren die Eingliederung ans Festland sogar. Manche Analytiker und Händler sagen, dass die Märkte in Hongkong von mehr chinesischen Firmeneinträgen an der Börse und mehr Verbindungen zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt profitieren werden.

Unterschiedliche Sichtweisen

Francis Lun, Geschäftsführer der Investmentfirma Geo Securities, sagt, es gebe eine Diskrepanz zwischen dem Finanzsektor und den pro-demokratischen Akteuren der Stadt. Hongkongs Finanzmarkt werde überleben, „solange chinesische Unternehmen nach Hongkong kommen und dort gelistet werden“.

Chinesische Unternehmen machen bereits 73 Prozent des Hongkonger Aktienmarktes aus.

Analytiker glauben, die Stadt profitiere finanziell von engeren Beziehungen zum Festland, was den wirtschaftlichen Schlag durch den Entzug des Sonderstatus für Hongkong durch Washington mildern könnte.

Aber diese Sicht der Investoren könnte sich ändern, wenn Fragen zur rechtlichen und politischen Unabhängigkeit Hongkongs dazu führen, dass Unternehmen Hongkong verlassen. Das neue Gesetz bringt Hongkong zwar näher an China und chinesische Gelder, gefährdet aber die internationalen Geschäftsbeziehungen der Stadt.

Viele westliche Länder hüten sich davor, direkt mit China Geschäfte zu machen und ziehen stattdessen Hongkong vor.

Die Investoren schweigen und löschen

1997 übergab Großbritannien Hongkong an China und durch das Konzept „ein Land, zwei Systeme“ erhielten die Hongkonger mehr Freiheiten als die Menschen im Rest von China.

Es gibt auch getrennte Rechts- und Wirtschaftssysteme. Diese Politik sollte bis mindestens 2047 bestehen bleiben. Kritiker haben die Sorge geäußert, dass das neue Gesetz diese Unterschiede ausmerzt und Hongkongs Platz auf der internationalen Bühne gefährdet.

Viele Investoren schweigen zu dem Gesetz. Laut Reuters weigerten sich mehr als ein halbes Dutzend, über die mögliche Auswirkungen des Gesetzes auf ihre Unternehmen zu sprechen.

Einige überprüfen bereits alte Beiträge in sozialen Medien und löschen alles, was ihrer Meinung nach gegen sie verwendet werden könnte. Einige Manager rieten den Mitarbeitern sogar, Themen wie das neue Gesetz nicht auf Messing-Apps oder in Internet-Cafés zu besprechen. (sm)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion