Jahrestag der Tianjin-Explosion: Was ein Umweltschützer über den Todeskrater erzählt

Eine gigantische Explosion in einem Chemie-Lager erschütterte am 12. August 2015 die chinesische Hafenstadt Tianjin. Über dem Ausmaß der Schäden liegt das Schweigen der Zensur: Chinas Nachrichtenportal Soho interviewte vor wenigen Tagen einen Umweltaktivisten, doch der Artikel wurde bald darauf gelöscht. Die Fakten aus dem Cache.
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Der Explosions-Krater von Tianjin wurde eingeebnet. Dass hier in naher Zukunft ein Park eröffnet werden kann, scheint auch die Stadtregierung nicht mehr zu glauben. Sie erklärte den Zeitplan zum "Geschäftsgeheimnis".Foto: Chinesische Socialmedia
Epoch Times11. August 2016

Auf Spurensuche nach den Umweltschäden der Explosion von Tianjin interviewte die Website Soho den Aktivisten Zhang Guobing. Er ist ehrenamtliches Mitglied eines Umweltvereins in der Hafenmetropole und beobachtete aufmerksam, was seit einem Jahr um den riesigen Krater herum geschah, der am 12. August 2015 von einer gigantischen Explosion verursacht wurde.

Bei der Explosion in einem Chemie-Lager waren 700 Tonnen hochgiftiges Cyanid und weitere Gefahrenstoffe freigesetzt worden.

Offiziell starben 165 Menschen, 8 gelten als vermisst. 300 Gebäude wurden beschädigt und über 10.000 Autos verbrannten.

Berichte in Chinas sozialen Medien zeichneten jedoch ein weit dramatischeres Bild: Hier war von bis zu 5.000 Todesopfern die Rede. Rund 400 Feuerwehrleute verbrannten. Insider der chinesischen Regierung sprachen von einer inszenierten Aktion gegen Staatschef Xi Jinping – auch Waffen seien an der Explosion beteiligt gewesen. Das US-Portal „Veterans Today“ fand zahlreiche Indizien für eine Atomexplosion. Dass Nuklearexperten den Unglücksort untersuchten, wurde anfangs berichtet und bald darauf zensiert.

Ehrgeizige Pläne

Der Krater qualmte noch, als die Stadtregierung von Tianjin am 5. September 2015 einen Wiederaufbauplan für das Areal ankündigte: Man wolle auf 24 Hektar Fläche einen Öko-Park errichten. Die Bauarbeiten sollten schon im November starten und bis Ende Juli 2016 fertig sein.

Seitdem ist kaum etwas passiert. Der Krater ist noch teilweise zu sehen. Rundherum ist Leerfläche.

Erst im Juni 2016 kamen Bagger und Transporter in das Unglücksgebiet und begannen, stehendes Wasser aus dem Explosions-Krater zu pumpen, erzählt Umweltaktivist Zhang. Das habe einen Monat lang gedauert. Neben dem Wasser kam noch eine rote Flüssigkeit zu Tage. Ein Bautrupp richtete in der Nähe des Kraters fünf Lagerflächen ein, wo Abraum vom Explosionsort in weißen Sondermüllsäcken gelagert wurde – nochmals mit einer Plane abgedeckt. Erst Anfang Juli wurden diese Säcke abtransportiert.

In der Nähe des Kraters wurden außerdem zwei vorübergehende Wasserspeicher eingerichtet, sagt Zhang. Ein „Betreten verboten!“-Schild warne vor ihrem giftigen Inhalt.

Er beobachtete außerdem, dass die Arbeiter beim Abpumpen des Wassers spezielle Schutzkleidung trugen. Die Männer, die die Erde wegräumten waren nur mit Mundschutz unterwegs.

Laut offiziellem Bericht ist die erste Reinigungsphase abgeschlossen, die sich der Beseitigung von Trümmern widmete. Die zweite Phase zur Reinigung des kontaminierten Grundwassers laufe noch.

Ein offizieller Untersuchungsbericht nannte im Februar 2016 die Cyanid-Belastung der Erde 35 mal höher als den zulässigen Grenzwert. Im Wasser sei die Konzentration sogar 421 mal höher als erlaubt.

Eine Mitarbeiterin der Ökologie-Abteilung der Stadtwerke Tianjin nannte die Belastung am Explosions-Ort „viel schlimmer als erwartet“. Die Reinigungsarbeit sei für die Mitarbeiter lebensgefährlich, weil viele gesundheitsschädliche Gifte involviert seien. Die Reinigung von Erde und Wasser werde deshalb viel länger dauern, als geplant. Es sei sehr unwahrscheinlich, das man den Park innerhalb von nur ein oder zwei Jahren fertigstellen könne, sagte sie laut Soho.

Wann das Areal wieder betretbar sein wird, wurde zum „Geschäftsgeheimnis“ erklärt.

Siehe auch: 

Tianjin-Terror: Darum wurde Chinas kommende Wallstreet samt Zukunftsplänen zerstört

(yz / rf)



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