Künstliche Intelligenz: USA und China wetteifern um die Kontrolle der Zukunft

Die künstliche Intelligenz war ursprünglich eine Idee, um die menschliche Intelligenz nachzuahmen und zu verbessern. Heute verbreiten sich KI-Technologien rasant auf der ganzen Welt und bestimmen die geopolitische Lage. Doch wer führt in diesem Gebiet: die USA oder doch China?
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Symbolbild: Künstliche IntelligenzFoto: iStock
Von 7. Dezember 2021
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Technologie der künstlichen Intelligenz (KI) ersetzt den Menschen bereits in der Produktion, bei der Erbringung von Dienstleistungen, bei der Personalbeschaffung, in der Kommunikation, im Militär, in der Finanzindustrie und in anderen Bereichen. Das weckt laut „Harvard Business Review“ in vielen Sektoren enorme finanzielle Interessen.

Gleichzeitig haben die KI-Entwicklungen zu geopolitischen Auseinandersetzungen geführt. Bei einem Treffen mit Studenten im Jahr 2017 sagte der russische Präsident Wladimir Putin, dass „derjenige, der in diesem Bereich führend wird, der Herrscher der Welt sein wird“.

„Wenn die Drohnen einer Partei durch Drohnen einer anderen Partei zerstört werden, wird diese keine andere Wahl haben, als sich zu ergeben“, fügte Putin hinzu. Er sagte voraus, dass künftige Kriege mit Drohnen geführt würden.

Weltmacht hängt von KI ab

Da jeder Aspekt des modernen Lebens immer stärker digitalisiert wird, wird nicht nur die Wirtschaft der Nationen, sondern auch ihr souveräner Einfluss immer mehr von ihrer Beherrschung der KI-Technologie abhängen.

Kurzum: In der informationstechnischen Revolution des 21. Jahrhunderts wird derjenige, der bei der Entwicklung von KI einen Durchbruch erzielt, die Welt beherrschen.

Derzeit sieht es so aus, dass die Vereinigten Staaten weltweit immer noch führend im Bereich der KI sind. China ist jedoch dabei, die USA von dem Platz zu verdrängen.

Im Oktober hat der leitende Softwarebeauftragte der US-Regierung unter Trump, Nicolas Chaillan, in einem Interview mit der Epoch Times gesagt, dass die USA im Rennen um die KI sogar schon dem kommunistischen China unterliegen.

„Wir verlieren diese Schlacht“, sagt Chaillan. Die Zeit dränge. Wenn die Vereinigten Staaten jetzt nicht im KI-Rennen aufholten, sagt Chaillan, werde es kein Zurück mehr geben, da sich die Entwicklung der KI immer schneller vollziehe.

Im militärischen Bereich könnten die USA derzeit vorne liegen, jedoch im nicht-militärischen Bereich sei China im Vorteil. Die KI-Anwendungen der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) wie die digitale Überwachung, Big Data und Cloud Computing werden seit Langem zur Stärkung ihrer autoritären Herrschaft eingesetzt.

KI haucht Pekings autoritärem System „neues Leben“ ein

Die KPC hat der KI-Entwicklung in den letzten Jahren Priorität eingeräumt und sie zu einer „zentralen nationalen Entwicklungsstrategie“ gemacht. Sie hat die KI in vielen Lebensbereichen eingeführt. Und dies nicht nur, um die Bevölkerung zu überwachen und zu kontrollieren, sondern auch um die riesige Menschenmenge für die Entwicklung der Technologie zu nutzen.

Um die rasche Entwicklung der KI zu fördern, hat die KPC Maßnahmen und Vorschriften erlassen. Peking will die KI bei der Regierungsführung, in wirtschaftlichen Bereichen und weiterhin verstärkt für die Überwachung der Bevölkerung verwenden. Im Klartext: KI soll das soziale Leben der Bevölkerung bestimmen. Peking nutzt die Fähigkeit der Technologie, gesellschaftliche Trends zu erkennen und herauszufiltern.

Laut dem Hongkonger Finanz- und Wirtschaftskolumnist Alexander Liao soll die Technologie sogar dem autoritären System – das kurz vor dem Zusammenbruch stehe – neues Leben einhauchen. 

Ein konkretes Beispiel dafür ist das sogenannte „Social Credit System“, das im Jahr 2014 in China eingeführt wurde. Damit wird praktisch das Sozialverhalten aller Bürger mit einem Überwachungssystem in Festlandchina verknüpft. Mit Gesichtserkennung und Big-Data-Analysetechnologie sollen die Bürger kontrolliert werden.

Das System ist bereits in alle Bereiche des öffentlichen Dienstes integriert, einschließlich Beschäftigung, Bildung, Kreditvergabe, Kauf von Reisetickets und mehr. Während der Corona-Pandemie hat Peking diese Methode als „Gesundheitscode“ vollständig in der Bevölkerung eingeführt.

Wie funktioniert die Überwachung?

Doch von wie vielen Kameras reden wir hier genau? Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ aus dem Jahr 2019 wird die Zahl der Überwachungskameras in China bis Ende 2021 auf über 1 Milliarde ansteigen.

Peking hat 2017 das weltweit größte Videoüberwachungsnetzwerk „Skynet“ aufgebaut. Und ein ehemaliger Ingenieur der NASA, Qu Zheng, erklärte gegenüber Epoch Times, dass die Gesichtserkennungstechnologie der KPC im Jahr 2018 bereits ausgereift war.

„Sie haben das gesamte KI-System in die Kameras eingebaut, sodass die Überwachung nicht mehr durch Bildschirme stattfinden muss“, so Qu.

Um die Leistungsfähigkeit des Überwachungssystems zu testen, begab sich BBC-Reporter John Sudworth nach Guiyang, um es aus erster Hand zu testen. Er sollte versuchen, in der 3,5-Millionen-Stadt im Südwesten Chinas so lange wie möglich unerkannt zu bleiben. Sudworth versuchte, das Gesichtserkennungssystem zu umgehen, wurde aber nach nur sieben Minuten von den Behörden gefasst.

Das Wall-Street-Paradoxon 

Chinas großer Sprung nach vorn im Bereich der künstlichen Intelligenz wird durch das Großkapital angetrieben. Und trotz der aufkommenden Bedrohung für die USA bleibt die Wall Street laut Wirtschaftskolumnist Alexander Liao der größte Investor in der chinesischen KI-Branche.

Fast alle großen Technologieunternehmen auf dem chinesischen Festland werden von amerikanischem Kapital unterstützt. So wurden beispielsweise die chinesischen Technikgiganten Baidu, Tencent, Alibaba und ByteDance (die Muttergesellschaft von TikTok) im Laufe der Jahre von der Wall Street an die Börse gebracht und stark unterstützt. 

Im Gegenzug investieren diese chinesischen Technikgiganten in großem Umfang in chinesische Technologieunternehmen, einschließlich chinesischer KI-Start-ups.

Die Direktinvestitionen und das Risikokapital der Wall Street haben ihre Mechanismen zur Gründung von Hightech-Unternehmen nach Festlandchina gebracht und China geholfen, Hightechindustrien zu schaffen, die mit den Vereinigten Staaten konkurrieren können.

KI ist die Technologie der nächsten Generation

Die KI ist keine eigenständige Technologie, sondern Teil der gesamten Hightechindustrie, einschließlich 5G, Cloud Computing, Big Data, Mixed Reality, Quantencomputing, Blockchain, Edge Computing und anderer neuer Generationen der Informationstechnologie. KI und Hightechindustrie unterstützen sich gegenseitig und bilden die Zukunft der gesamten Sozialwirtschaft.

Derzeit gibt es in China etwa 2.600 Unternehmen für künstliche Intelligenz. Die meisten davon sind im Pekinger Technologiezentrum Haidian District angesiedelt und arbeiten eng mit der Tsinghua University, der Peking University und der Beijing University of Aeronautics zusammen.

Peking ist die Hochburg der KPC für KI-Experten. Die „Experimental Computer Science Class“ der Tsinghua-Universität wurde 2005 von dem weltbekannten Informatiker Andrew Yao gegründet. 

Und das „Turing Talent Training Program“ der Universität Peking wurde 2017 vom amerikanischen Informatiker John Hopcroft ins Leben gerufen, der das Trainingsprogramm und den Lehrplan entworfen hat. Hopcraft hat Pekings KI-Experten vom Grundstudium bis zur Promotion persönlich unterrichtet und ausgebildet.

Baidu, Alibaba und Tencent

Big Data ist der Schlüssel zur Erforschung und Entwicklung von KI; je mehr relevante Daten, desto besser wird die KI trainiert. Und China verfüge über einen der größten Datensätze der Welt, auch wenn er nicht unbedingt für militärische Zwecke genutzt wird.

Doch wer genau sammelt die Daten in China?

Drei wichtige Datensammler sind die großen Internetunternehmen des Landes: Baidu, Alibaba und Tencent. Sie haben bereits seit Langem Pläne für KI-Anwendungen. Die Unternehmen stützen sich auf umfangreiche Daten und Infrastrukturen, um ihre Defizite in der Halbleiterindustrie auszugleichen.

US-Beamte hatten diese Unternehmen zuvor als De-facto-Werkzeuge des chinesischen Regimes bezeichnet. Die drei Unternehmen sammeln Daten von Internetnutzern und speisen diese dann in eine riesige KI-Plattform ein, so der nationale Sicherheitsexperte und pensionierte Brigadegeneral der US-Luftwaffe Robert Spalding.

Laut einem Bericht von Goldman Sachs aus dem Jahr 2017 ist das einzige Manko dieser Unternehmen der Mangel an hochwertigen Chips. In dem Bericht werden „Talent, Daten, Infrastruktur und Silizium“ als die wichtigsten Voraussetzungen für KI genannt. Und China verfügt über das „Talent, die Daten und die Infrastruktur, aber nicht über das Silizium, das für die vollständige Einführung von KI erforderlich ist“.

Was die Infrastruktur anbelangt, so verfügen die drei Internetgiganten über ihre eigenen Plattformen für die Sammlung von Daten und die Gewinnung von Experten. Außerdem verschaffen die fast eine Milliarde Internetnutzer in China den Unternehmen einen enormen Datenvorsprung.

Big Data ist die Grundlage des maschinellen Lernens und der Schlüssel zur raschen Entwicklung der KI. Die KPC erhält in Zusammenarbeit mit den chinesischen Technikgiganten eine riesige Menge an Big Data.

Militärspiele mit KI

Laut einem Bericht der Georgetown University vom Oktober setzt die chinesische Volksbefreiungsarmee künstliche Intelligenz ein, um die Invasion Taiwans zu simulieren. 

Neben anderen militärischen Zielen wie Nachrichtenanalyse, Informationskriegsführung, autonome Fahrzeugnavigation und Zielerkennung zeigt die Untersuchung, dass das chinesische Militär hofft, der militärischen Überlegenheit der USA mit KI begegnen zu können.

Xie Peixue vom taiwanischen National Defense Security Research Institute sagte, dass sowohl chinesische Zivilisten als auch Militärangehörige Videospiele wie „Command: Modern Operations“ nutzen, um die Invasion Taiwans zu simulieren.

„Command: Modern Operations“ ist ein Kriegssimulationsvideospiel mit KI, das es den Spielern ermöglicht, jeden militärischen Einsatz von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart und darüber hinaus zu simulieren. Obwohl es taktische Angriffsszenarien simulieren kann, sind auch Operationen im strategischen Maßstab möglich.

Xie wies darauf hin, dass es von dieser Simulationssoftware eine kommerzielle und eine professionelle Version gibt. Es gibt nicht nur viele Akteure im privaten Sektor, sondern auch das US-Militär und nationale Verteidigungsunternehmen nutzen die professionelle Version für Wargames und militärische Simulationsanalysen.

„Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in Wargames ist der Trend der Zukunft“, so Xie, der darauf hinwies, dass sowohl das US-amerikanische als auch das chinesische Militär KI in der Kriegssimulation ausprobieren.

Der größte Vorteil für das US-Militär bestehe darin, dass es für das KI-Training jeden Tag eine große Menge an Daten direkt vom Schlachtfeld und aus dem realen Kampftraining sammelt, so Xie. 

Somit entspricht diese KI eher den Anforderungen des realen Schlachtfelds. Er fügte hinzu, dass die Abhängigkeit Pekings von ausländischer Software auf den Mangel an Gefechtserfahrung und Daten zurückzuführen ist.

Der chinesische Generalleutnant Liu Guozhi ist der Ansicht, dass die KI den Prozess der militärischen Umgestaltung beschleunigen und grundlegende Veränderungen bei der Truppenaufteilung, den Kampfstilen, den Ausrüstungssystemen und der Kampfeffizienz bewirken und sogar eine tiefgreifende militärische Revolution auslösen wird.

Liu zufolge wird die „Informationsrevolution“ der KP Chinas in drei Phasen ablaufen: Digitalisierung, Vernetzung und Geheimdienst. Gegenwärtig hat das Militär die Informationstechnologie erfolgreich in seine Internetplattformen und -systeme eingeführt. 

(Mit Material von The Epoch Times USA)



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