Leichenwagen an Leichenwagen: Zu viele Corona-Tote in Peking?

Nach der jahrelangen Lockdown-Politik trifft Corona auf eine gesundheitlich völlig unzureichend vorbereitete Bevölkerung in China.
Titelbild
Peking, 9. Dezember 2022. Medizinisches Personal in Schutzausrüstung bringt einen Patienten auf einer Bahre in eine Fieberklinik.Foto: Kevin Frayer/Getty Images
Von 19. Dezember 2022


Aufgrund jahrelanger Null-COVID-Politik mit Lockdowns und Quarantänelagern ist die chinesische Bevölkerung denkbar schlecht auf den derzeitigen Ausbruch des Coronavirus vorbereitet. Neben dem unvorbereiteten Immunsystem sind die nicht genug getesteten chinesischen Impfstoffe gegen COVID-19 ein großer Risikofaktor.

Besonders für die Risikogruppe der älteren Menschen scheint dies nun ein Problem zu sein. Denn Omikron ist hochinfektiös. In den westlichen Ländern wurde seit Auftreten von Omikron Ende 2021 beobachtet, dass sich diese Variante des SARS-CoV2 deutlich milder in seinen Auswirkungen zeigte.

Allerdings könnte dies in China völlig anders laufen, glaubt Dr. Anthony Fauci, ehemals Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten der USA: „Sie werden eine Infektionswelle haben, die sicherlich mit einem gewissen Schweregrad der Erkrankung einhergehen wird.“ Fauci befürchtete auch die Entwicklung neuer Mutationen: „Und sobald sie eine brandneue Variante bekommen, könnte das Auswirkungen auf den Rest der Welt haben.“

Leichen ohne Ende

Ein Pekinger Bestattungsunternehmer sagte kürzlich gegenüber der chinesischsprachigen Epoch Times (ET), dass in letzter Zeit so viele Menschen gestorben seien, dass der Termin für die Einäscherung eine Woche im Voraus vereinbart werden müsse. Tatsächlich waren vor dem Krematorium lange Schlangen von Leichenwagen zu sehen.

Eine Mitarbeiterin eines anderen Bestattungsunternehmens sagte der ET: „Wegen der Epidemie gibt es keine Abschiedszeremonie.“ Zu viele Buchungen. Die Warteliste ist lang. Bei Pekings städtischen Bestattungsfirmen Babaoshan und Dongjiao und auch bei anderen Bestattungsunternehmen. Alle voll – „wegen der jüngsten Epidemiewelle“.

In einem anderen Bestattungsunternehmen, dem Beijing Tongzhou Funeral Home, erklärte der Mitarbeiter, Herr Liu, dass man derzeit acht Tage auf einen Termin zur Einäscherung warten müsse. Auch hier „keine Abschiedszeremonie“, so der Mitarbeiter: „Ganz Peking ist so. Es gibt eine einheitliche Regelung.“ Es seien zu viele Leichen, die jeden Tag verbrannt werden müssten. Sie seien voll beschäftigt. Ruhezeiten gebe es keine. Nach den Gründen für den Engpass befragt, antwortete Liu widerwillig: „Es hängt mit der Epidemie zusammen. Ich weiß nicht, ob es eine Grunderkrankung oder der Tod durch die Epidemie ist.“

In einem Twitter-Video sind zahlreiche Autos am Straßenrand zu sehen. Der User schreibt dazu:

Das ist die Autoschlange vor dem Krematorium. Diejenigen, die sich bis morgen anmelden können, müssen noch drei Tage bis zur Einäscherung warten. Diejenigen, die erst morgen früh in die Schlange kommen, schaffen es nicht mehr, sich morgen anzumelden. Ich habe einen Freund gebeten, mir zu helfen, noch ein Video aufzunehmen. Diejenigen, die sagen, dass am Straßenrand geparkt wird, möchte ich fragen, ob sie schon einmal so viele Autos mit Leichen am Straßenrand gesehen haben.“

Derselbe User postete am nächsten Tag ein weiteres Video. Immer noch war eine lange Schlange von Leichenwagen zu sehen – und zusätzlich mehrere Polizeiautos mit Blaulicht. Er kommentierte sein Video: „Es scheint, dass mein Video eine große Wirkung hat. Die Polizei kommt zum Krematorium und will die Warteschlange auflösen …“

Der Internetnutzer meinte zu dem Fall: Das Extremste an der „kaiserlichen Hauptstadt (Peking)“ sei es, dass man nun entscheiden müsse, ob ein Familienmitglied an einer Corona-Infektion oder an einer Lungenentzündung gestorben sei. „Wenn sie sich für Corona entscheiden, werden die Leichenhalle und das Krematorium das möglicherweise nicht akzeptieren. […] Das soll die Familie dazu zwingen, sich für eine Lungenentzündung zu entscheiden, damit die Zahl der Todesfälle durch die Epidemie nicht gezählt werden kann. […] Moral, Gesetz und die Menschlichkeit könnten jetzt auch außer Acht gelassen werden“, beklagt der Netizen.

Nach Angaben von „Radio Free Asia“ (RFA) vom 14. Dezember gibt es in Peking zwölf Bestattungsinstitute mit insgesamt 90 Öfen. Eine typische Einäscherung dauere 25 bis 40 Minuten. Wenn alle 90 Öfen in der ganzen Stadt rund um die Uhr in Betrieb seien, fänden möglicherweise jeden Tag über 3.000 Einäscherungen statt. Mitarbeiter von Bestattungsunternehmen teilten RFA jedoch mit, dass sie „mit einem Rückstand von mehreren Tagen arbeiten“.

Die Epoch Times USA berichtet von einem Gespräch mit der Mitarbeiterin eines Bestattungsunternehmens in einem Pekinger Vorort. Die Frau habe erklärt: „Alle unsere Mitarbeiter sind positiv mit COVID, aber wir müssen alle weiterarbeiten.“ Die Menschen mit zugrunde liegenden Gesundheitsproblemen seien am anfälligsten, so die Frau. „Das kalte Wetter in Verbindung mit der COVID-Infektion ist der Hauptgrund für den plötzlichen Anstieg der Todesfälle.“



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