Massenflucht aus Wuhan: 25.000 Menschen verschwinden täglich aus der abgeriegelten Stadt

Bis nach Tibet: Die Massenflucht aus dem abgeriegelten Wuhan bringt das Virus in weitere Landesteile, wie Handydaten zeigen.
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Ein Mann geht durch die verlassenen Straßen in Wuhan (17.Februar 2020) Quelle: STR/AFP via Getty Images
Von 22. Februar 2020

Um die Verbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen, wurde in Wuhan ab 23. Januar jeglicher Transport- und Flugverkehr verboten. Zwei Tage später weiteten die Behörden die Sperren von der Hauptstadt auf die gesamte Provinz Hubei aus. Allerdings zeigen Regierungsdokumente, die der chinesischsprachigen Epoch Times vorliegen, dass bis zu 25.000 Menschen pro Tag Wege gefunden haben Wuhan trotz Sperre zu verlassen. Die Massenflucht begann schon vor zwei Wochen.

Bei den Dokumenten handelt es sich um Kopien der tagesaktuellen Berichte der Regierungsbehörde Hubei Cummunication Administration. Die Berichte liegen der Behörde in Hubei, die für die Bekämpfung der Virus-Epidemie eingerichtet wurde, vor.

Die Behörde zeichnete Daten über die Geolokalisierung aller Bewohner von Hubei auf. Daraus ermittelten sie die Anzahl derjenigen, die sich mehr als 24 Stunden in Wuhan aufgehalten hatten, bevor sie die Stadt verließen und nicht mehr zurückkehrten.

Handydaten zeigen Ausmaß der Ausreisen

Die Daten stammen von drei in Wuhan ansässigen Telekommunikationsunternehmen: China Telecom, China Mobile und China Unicom.

Da die Daten nur Personen inkludieren, die sich länger als 24 Stunden in Wuhan aufhielten, ist es wahrscheinlich dass es sich um ortsansässige Bewohner handelt. Pendler oder Transportdienste sind in der Auswertung nicht miteinbezogen.

Die Handytaten zeigten, dass am 18. Februar 22.936 Personen Wuhan und 92.110 Personen Hubei verließen. Am darauffolgenden Tag stiegen die Zahlen auf 23.316 Personen für Wuhan und auf 93.814 für die gesamte Provinz.

In der Zeitspanne von 4. bis 19. Februar verließen insgesamt 130.519 Menschen Wuhan und 433.340 die Provinz Hubei.

Die Daten zeigen, dass die meisten Einwohner aus Wuhan nahe gelegene Städte aufsuchten. Allerdings sind einige bis nach Tibet gereist und haben sich so insgesamt auf 30 weitere Gebiete im ganzen Land aufgeteilt.

Die Daten stimmen in etwa mit den Fluchtzielen von 5 Millionen Einwohnern aus Wuhan überein, die die Stadt vor der Sperre am 23. Januar verließen. Dadurch hat sich der Virus vermutlich im ganzen Land verbreitet.

Strenge Kontrolle

Als Wuhan abgeriegelt wurde, blockierten Behörden und Militär Flüge, sowie Zug-, Fähr- und Busverkehr und alle Autobahnen.

Allerdings konnten laut der staatlich geführten Nachrichtenagentur Xinhua drei Arten von Fahrzeugen die Stadtgrenze nach wie vor passieren: Lastwagen mit medizinischen Gütern, Lastwagen mit Waren für den täglichen Gebrauch und Transporte für den städtischen Bedarf, wie Wasser, Strom oder Gas.

Um die Grenze der Stadt passieren zu dürfen, müssen die Fahrzeugbesitzer bei der Behörde „Epidemic Prevention and Control“ einen Pass beantragen. Der im Polizeibüro von Wuhan erhältliche Pass ist für eine einmalige Anwendung gültig.

Für Fahrzeuge aus anderen Städten, die lebensnotwendige Güter transportieren, vergibt die Polizei an Kontrollpunkten die einmal gültigen Pässe. Ebenfalls wird die Körpertemperatur der Fahrer gemessen. Ist diese normal, dürfen sie die Kontrollpunkte passieren.

Einige Fahrer, die medizinisches Material oder Lebensmittel transportieren, teilten der chinesischsprachigen Epoch Times mit, dass sie vom Roten Kreuz in Wuhan einen „Sonderausweis“, sowie ein Zertifikat von den Krankenhäusern erhalten hätten.

Massenflucht zu „sicheren“ Orten

Der in den USA lebende Kommentator und China-Experte Tang Jingyuan sagt, dass viele Menschen aus Angst sich anzustecken, auf der Suche nach einem sichereren Ort seien.

Die Regierung von Wuhan hat die Stadt abgeriegelt und lässt gesunde Menschen mit Infizierten auf engen Raum begrenzt zusammenzuleben… Auch die Lebensmittelversorgung ist mittlerweile ein großes Problem in der Stadt. Deshalb wollen die nicht infizierten Menschen so schnell wie möglich fliehen“, so Tang.

Mehrere Nachbarstädte haben kürzlich Reis an die Provinz Hubei gespendet, nachdem mehrere Krankenhäuser in Wuhan über soziale Medien um Lebensmittelspenden gebeten haben. „Ein weiteres Problem ist, dass die infizierten Personen keine angemessene Behandlung erhalten, egal ob sie in einem Krankenhaus oder in einer Quarantäneeinrichtung sind. Sie wollen gerettet werden und wollen daher die Stadt verlassen“, sagt Tang.

Immer mehr Einwohner in Wuhan berichten, dass Krankenhäuser sie wegen Bettenmangels abgewiesen hätten.

Trotz der strengen Sicherheitsmaßnahmen ist es inzwischen zahlreichen Menschen gelungen aus der Stadt zu fliehen.

Weitere Verbreitung der Seuche wahrscheinlich

Beamte in Wuhan haben zudem angeordnet, dass Menschen mit leichten oder moderaten Symptomen des Virus- auch ohne bestätigte Diagnose- in Quarantänezentren und provisorische Krankenhäuser untergebracht werden. Mehrere Patienten berichteten, dass es in derartigen Zentren wenig bis gar keine medizinische Betreuung gäbe. Zudem fürchten sie Kreuzinfektionen.

Wenn sie mit anderen infizierten Menschen in Quarantäne untergebracht sind, gehen sie davon aus, dass sie selbst sofort infiziert werden. Das ist ein weiterer Grund, warum die Menschen Wuhan verlassen wollen“, sagt Tang der Epoch Times.

Er geht davon aus, dass die meisten Menschen illegal geflohen seien. „In China ist es so, wen man gute Beziehungen zu hohen Beamten hat, bekommt man besondere Privilegien und muss sich nicht an die Regeln halten. Dadurch hat man bessere Chancen die Stadt verlassen zu können“, so Tang.

Tang zeigt sich besorgt, dass infizierte Menschen den Virus durch ihre Flucht in weitreichende Teile des Landes gebracht haben.

Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von so)
Originalfassung: Exclusive: Thousands in Coronavirus Epicenter Have Violated Quarantine, Traveled to Other Cities



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