Null-COVID-Strategie: Immer mehr EU-Firmen finden China „weniger attraktiv“

Millionenstädte im Lockdown, Lieferketten unterbrochen, Betriebe stehen still: Die strengen Null-COVID-Maßnahmen in China lassen Industrieproduktion und Konsum einbrechen.
Chinas Volkswirtschaft leidet unter den strengen Corona-Maßnahmen.
Chinas Volkswirtschaft leidet enorm unter den strengen Corona-Maßnahmen.Foto: Chen Jianli/Xinhua/dpa
Epoch Times16. Mai 2022


Die Beschränkungen durch die Null-COVID-Strategie bremsen China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, viel stärker als erwartet. „Es sind die schlimmsten Daten seit März 2020“, sagte der Vorsitzende der EU-Handelskammer, Jörn Wuttke, mit Blick auf den Beginn der Pandemie.

„Was passiert als Nächstes?“

Wie alle leiden auch deutsche und andere europäische Unternehmen unter den ständigen Lockdowns, dem Rückgang des Güterverkehrs, der Stilllegung oder Verringerung der Produktion und der daraus folgenden Unterbrechung der Lieferketten. Auch die Unberechenbarkeit der Lage und die Willkür übervorsichtiger Behörden machen ihnen zu schaffen.

„Die Unsicherheit macht alles sehr schwierig. Was passiert als Nächstes? Wann wird der nächste Lockdown umgesetzt?“, sagte Wuttke. Unternehmen hassten Unberechenbarkeit und bräuchten Vorhersehbarkeit.

Vertreter der EU-Handelskammer aus einzelnen Regionen schilderten, dass unter ihren Mitgliedsunternehmen ein Umdenken stattfinde. Die Zahl derer, die China „weniger attraktiv“ finden, nehme zu, berichtete Massimo Bagnasco aus Chengdu in Südwestchina. Die Profitabilität leide. Reisen im Land seien riskant. Fachkräfte könnten nur schwer nach China geholt werden. China schotte sich ab.

Unternehmen seien froh, wenn sie ihre Leute halten könnten, von denen immer mehr China verlassen wollten. Investitionen würden ausgesetzt. Verstärkt werde überlegt, außerhalb Chinas zu investieren. „Die Welt wartet nicht darauf, bis China wieder aufmacht“, sagte Wuttke.

Der wirtschaftliche Preis ist hoch. So deuten der Rückgang der industriellen Tätigkeit und des Konsums im April nach Ansicht von Experten darauf hin, dass der Abschwung in diesem Jahr stärker als erwartet ausfällt.

„Die Daten für die Aktivitäten im April haben den Schaden durch die Lockdowns in Shanghai und anderen Teilen des Landes offengelegt“, schrieben Chang Shu und Eric Zhu in einer Analyse der Finanzagentur Bloomberg. „Die Auswirkungen sind viel breiter und tiefer als erwartet.“ Nach Angaben von Experten bekommt auch Deutschland die Lieferengpässe über höhere Preise zu spüren.

Millionen müssen im Homeoffice arbeiten

Aus einem viertägigen Lockdown mit Ausgangssperren im 26 Millionen Menschen zählenden Wirtschafts- und Finanzzentrum Shanghai wurden bisher sechs Wochen. Millionen steckten auch in anderen Metropolen in ihren Wohnungen fest. In Peking sind zahlreiche Wohnviertel abgeriegelt. Die meisten Geschäfte und viele U-Bahnhöfe der Hauptstadt sind geschlossen. Millionen müssen im Homeoffice arbeiten.

Ob das Wachstumsziel der chinesischen Regierung von 5,5 Prozent aber noch erreicht werden kann, wird immer unsicherer. Die Vorgabe war zu Beginn schon zu optimistisch. Dann kamen die strikten Corona-Kontrollmaßnahmen hinzu, während die Weltwirtschaft durch den Krieg in der Ukraine neue Rückschläge hinnehmen muss. (dpa/mf)



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