In Schuppen angekettet – Rätselhaftes Schicksal einer Mutter von acht Kindern
Parallel zu den Olympischen Spielen hat ein Skandal die Aufmerksamkeit der chinesischen Internetnutzer besonders erregt. Ein Video in den Sozialen Medien zeigt eine chinesische Frau mit einer Kette um den Hals, die an eine Wand gekettet ist. Die Frau ist Mutter von acht Kindern und wurde von der Polizei in einem kleinen Schuppen entdeckt. Der Fall löste Empörung und Besorgnis über möglichen Menschenhandel aus.
Werfen wir einen Blick darauf.
Das Video wurde auf Douyin – der chinesischen Version von TikTok – fast zwei Milliarden Mal aufgerufen.
Der Clip wurde am 28. Januar veröffentlicht und zeigt eine Frau im verwahrlosten Zustand: Die angeblich geisteskranke Mutter von acht Kindern war am Hals angekettet – außerhalb ihres Hauses in einer Hütte ohne Tür mitten auf dem Land in Chinas östlicher Provinz Jiangsu – gefunden worden. Man fand sie trotz winterlicher Temperaturen nur leicht bekleidet.
Ihr Fall hat die chinesische Öffentlichkeit aufgewühlt: Internetnutzer fragten sich, warum die Frau in dem Dorf in Ketten gelegt wurde und verdächtigten die Behörden, die Angelegenheit zu vertuschen.
Internetnutzer fanden heraus, dass die Frau einem Foto eines vermissten Mädchens aus der Provinz Sichuan sehr ähnlich sah. Ihr Name war Li Ying. Li ging in die sechste Klasse, als sie 1996 im Alter von 12 Jahren spurlos verschwand. Die User bemerkten auch, dass die angekettete Frau im Sichuan-Dialekt redete.
Nachdem die angekettete Frau von ihren Ketten befreit worden war, zeigte sie mit dem Finger auf das Haus, neben dem sie gefunden wurde und das ihrem Mann Dong gehört. Sie nannte es „ein Nest von Idioten“. „Die gesamte Familie sind Vergewaltiger“, sagte die Frau.
Lokale Beamte dementierten indes in einer Erklärung jeglichen Zusammenhang mit Menschenhandel: „Es gab keine Entführung und keinen Menschenhandel.“
Die offizielle Erklärung lautete, die Frau – mit dem Nachnamen Yang – sei wegen ihrer „Gewaltausbrüche“ in Ketten gelegt worden. Sie heiratete Dong im Jahr 1998. Das Paar hat gemeinsam acht Kinder.
Tausende Internetnutzer zweifelten jedoch an der offiziellen Erklärung. Stattdessen fragten sie, wie die Frau trotz der strengen Einkindpolitik bis 2016 acht Kinder gebären konnte? Andere bemerkten, dass die Frau ihre Zähne verloren hatte und ihre Zungenspitze scheinbar verletzt war. Sie fragten, ob sie missbraucht oder verschleppt worden sei.
Die Diskussion war so aufgeheizt, dass die chinesische Plattform damit begann, Beiträge zu zensieren. Das Konto des Bloggers, der das Video zuerst veröffentlicht hatte, wurde von Douyin gelöscht. Konten, die das Video verbreitet hatten, wurden an der Veröffentlichung neuer Inhalte gehindert.
Der Vorfall nahm eine unerwartete Wendung, als die örtlichen Behörden Anfang Februar eine neue Erklärung zu dem Fall abgaben. Sie behaupteten, der richtige Name der Frau sei nicht Yang sei, sondern Xiaohuamei, was übersetzt „kleine Pflaumenblüte“ bedeutet. Der Name sorgte für erneutes Misstrauen, da dies kein chinesischer Standardname ist.
Die Beamten sagen weiter, die Frau sei aus dem Dorf Yagu in der südwestlichen Provinz Yunnan, nahe der Grenze zu Burma (Myanmar), verschwunden. Irgendwie sei sie dann in Ketten und frierend, 1.800 Meilen (ca. 2.897 km) von zu Hause entfernt aufgetaucht.
Aber wie kam es überhaupt zu ihrem Verschwinden?
Die offizielle Erklärung lautete: „Sie wurde 1996 auf Wunsch ihrer Mutter von einem Dorfbewohner zur medizinischen Behandlung in die Provinz Jiangsu gebracht. In Jiangsu wurde die 12-jährige Xiao dann als vermisst gemeldet.“
Weiter hieß es: Ihre Eltern seien inzwischen beide verstorben. Für ihren Zahnverlust wurde eine Parodontitis verantwortlich gemacht. Internetnutzer kritisierten diese Erklärung erneut.
Ein Skeptiker schrieb: „Warum sollte eine Mutter ihre Tochter einer Fremden anvertrauen und sie bitten, das Kind zur medizinischen Versorgung so weit weg von zu Hause zu bringen?“
Ein anderer Nutzer schrieb: „Ist Xiaohuamei überhaupt ihr richtiger Name?“
Die Frau befindet sich nun in einem Krankenhaus zur psychologischen Behandlung. Sie ist nicht in der Lage, Medieninterviews zu geben. Ihr Schweigen hat weitere Fragen über ihre Identität aufgeworfen. Um Antworten zu erhalten, haben sich Internetnutzer in China nun selbst mit der Geschichte befasst. Darunter auch die besten investigativen Journalisten des Landes.
Es gelang ihnen, Xiaos Heimatstadt zu besuchen. Dort trafen sie sich mit einer Frau, die Xiaos Halbschwester sein soll – ihre engste lebende Verwandte. Diese sagte jedoch, sie habe die Ergebnisse des DNA-Tests, den die Behörden durchgeführt hatten, noch nicht gesehen. Die Frau erklärte, es gebe nichts an der angeketteten Frau, was sie an ihre vermisste Schwester erinnere.
Die Behörden in der Provinz Jiangsu haben eine Untersuchung des Falles eingeleitet und erklärt, „die Wahrheit herauszufinden“. Chinesische Internetnutzer scheinen jedoch nicht überzeugt. Die offiziellen Erklärungen – die nach Ansicht chinesischer Internetnutzer unglaubwürdig sind – scheinen darauf hinzudeuten, dass der Fall noch lange nicht abgeschlossen ist.
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