Russland öffnet Fernost-Hafen Wladiwostok für China

Russland hat vor Kurzem seinen fernöstlichen Hafen Wladiwostok, den es seit 1860 besetzt hält, für die chinesische Schifffahrt geöffnet. Beobachter sprechen von einem strategischen Austausch zwischen den beiden Nationen, deren Aktionen in der Ukraine, um Taiwan und im Südchinesischen Meer die internationalen Beziehungen weiter belasten.
Titelbild
Schiffe im Hafen von Wladiwostok am 5. September 2022.Foto: Kirill Kudrjawzew / AFP via Getty Images
Von 22. Mai 2023

Nach Angaben des chinesischen Zolls vom 4. Mai ist der russische Hafen Wladiwostok ab dem kommenden 1. Juni als Transithafen für den grenzüberschreitenden Transport chinesischer Waren geöffnet. Waren, die über Wladiwostok umgeschlagen werden, gelten als „Binnenhandel“ und sind von Ein- und Ausfuhrzöllen befreit.

Wie chinesische Staatsmedien berichten, werden die Transportkosten durch die neue Route erheblich gesenkt. Bisher mussten die Waren aus den chinesischen Provinzen Jilin und Heilongjiang über 1.000 Kilometer per Lkw zum Hafen von Dalian in der Provinz Liaoning transportiert werden. Erst dann konnten sie auf dem Seeweg weitergehen. Mit der Anbindung an den Hafen von Wladiwostok verkürzt sich der LKW-Transport auf rund 200 Kilometer.

Wladiwostok: Eroberung des Ostens

Wladiwostok – von den Chinesen Haishenwai genannt – wurde im 13. Jahrhundert auf offiziellen chinesischen Karten als chinesisches Territorium verzeichnet und hieß damals Yongmingcheng. Später erhielt die Stadt den Namen Haishenwai, der bis heute in China neben dem vom russischen Zaren vergebenen Namen „Wladiwostok“ verwendet wird. Das bedeutet wörtlich „den Osten erobern“ oder „den Osten beherrschen“.

Die Stadt und das Umland sind die Heimat der Mandschu-Ethnie, die während der Qing-Dynastie in China herrschte. Haishenwai und mehr als eine Million Quadratkilometer Land im Nordosten Chinas wurden jedoch 1860 vom russischen Zarenreich annektiert, nachdem China im Zweiten Opiumkrieg von den Briten und Franzosen besiegt worden war.

In den folgenden 163 Jahren hatten Heilongjiang und Jilin keinen Zugang zum Hafen.

Die nachfolgende Regierung Chinas – die Republik China (ROC, 1911 bis 1949) – erkannte die Rechtmäßigkeit und Gültigkeit des Vertrags, der die Besetzung des Gebiets durch Russland regelte, nie an.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlangte die Regierung der Republik China als alliierter Siegerstaat die Rückgabe der Souveränität über Dalian, Wladiwostok, Sachalin und andere Gebiete, die noch von der Sowjetunion besetzt waren. 1949 wurde die ROC von den Kommunisten im chinesischen Bürgerkrieg besiegt und zog sich auf die Insel Taiwan zurück. Die Kommunisten gründeten auf dem Festland die Volksrepublik China (VRC).

Seit 2001 von Peking anerkannt

Im Jahr 2001 unterzeichneten der damalige Parteichef der Kommunistischen Partei Chinas (KPC), Jiang Zemin, und der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, einen Vertrag mit dem Titel „Vertrag über gute Nachbarschaft, Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen China und Russland.“

Darin erkannte Jiang die seit der Kaiserzeit von Russland annektierten chinesischen Gebiete offiziell als russisch an und übertrug mindestens 1,5 Millionen Quadratkilometer chinesischen Territoriums dauerhaft an Russland – darunter Wulianghai, die Insel Sachalin und Wladiwostok (Haishenwai). Eine Fläche also, die mehrere Dutzend Mal so groß wie Taiwan ist.

Peking-freundliche chinesische Auslandsmedien haben begonnen, die jüngste Ankündigung zu feiern, indem sie behaupteten, dass Russlands Öffnung von Wladiwostok Chinas Dividende für sein Verhalten im russisch-ukrainischen Krieg sei.

Professor Song Guocheng von der Nationalen Chengchi-Universität in Taiwan sagte der Epoch Times am 16. Mai, dass es keinen Grund zum Feiern gebe, wenn China den Hafen nutzen dürfe: „Er gehörte ursprünglich euch, und jetzt dürft ihr ihn lediglich nutzen.“

Wirtschaftliche und militärische Vorteile

Der Kommentator Yang Ning aus den USA schrieb in einem Artikel für The Epoch Times: „Heute ist Haishenwai zur Meeresmündung von Jilin geworden. Seit dem Ausbruch des russisch-ukrainischen Krieges hat Russlands Stärke unter den Sanktionen des Westens stark gelitten. Es musste Rückschläge hinnehmen und die wirtschaftliche Entwicklung kommt nur langsam voran. Russland musste seine politische, wirtschaftliche und sogar militärische Zusammenarbeit mit der KPC weiter ausbauen und auch einige territoriale Zugeständnisse machen, um den Druck der internationalen Gemeinschaft zu mindern. Eines dieser Zugeständnisse war die Öffnung Wladiwostoks als Hafen für China.“

Yang zufolge sei die Öffnung des Hafens von Haishenwai nicht nur gut für Chinas Wirtschaft, sondern erhöhe auch die Schlagkraft des Militärs der KPC.

Sobald die KPC in Taiwan einmarschiere, „wird der Westen definitiv Sanktionen gegen die KPC verhängen. Das US-Militär könnte die Versorgung auf den Routen durch die Straße von Malakka und den Suezkanal unterbrechen. Dann könnten die Schiffe der KPC Wladiwostok benutzen, um die arktische Route zu nehmen“, sagte er.

Nach dem Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2022 verhängten viele westliche Länder Sanktionen gegen Russland. Zeitgleich führte die Aggression der KPC gegenüber Taiwan und im Südchinesischen Meer zur Eskalation der dortigen Spannungen. Das Handelsvolumen zwischen China und Russland ist seitdem deutlich gestiegen.

Im März dieses Jahres besuchte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping Russland und unterzeichnete eine gemeinsame Erklärung mit Putin, in der auch die Entwicklung und regionale Zusammenarbeit im „Fernen Nordosten“ erwähnt wurde.

Unterstützung von Bestand

Der in Australien lebende Jurist Yuan Hongbing sagte der Epoch Times am 16. Mai, die Öffnung Wladiwostoks für China und die Stärkung des chinesisch-russischen Handels zeigten, dass die KPC Russland hinter den Kulissen immer unterstützt habe. Die internationale Gemeinschaft solle nicht glauben, dass China seine Unterstützung für Russland einstellen werde.

„Die Beziehung zwischen der KP Chinas und Russland ist in der Tat eine Allianz zwischen Kriminellen, bei der es keine Grenze nach oben gibt. Die KPC ist hauptverantwortlich für die russische Invasion in der Ukraine“, sagte Yuan.

In einem früheren Interview mit The Epoch Times wies Yuan darauf hin, dass das Land, das in der Geschichte die meisten chinesischen Territorien annektiert und besetzt habe, Russland sei.

„Jetzt hat Chinas Regime ein Bündnis mit dem aggressiven Land geschlossen, das China in der Geschichte am meisten geschadet hat, was zeigt, dass die KPC in der Lage ist, die nationalen Interessen Chinas zugunsten ihres eigenen Regimes voll und ganz zu verkaufen“.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Russia Opens Far East Port Vladivostok to China“ (deutsche Bearbeitung jw)



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