„Squid Game“ ist brutale Realität
Entgegen der landläufigen Meinung ist 2021 nicht das Jahr des Ochsen, sondern das des Tintenfisches. Diejenigen, die auf dem Laufenden sind, kennen „Squid Game“ (zu Deutsch: „Tintenfischspiel“ – ein koreanisches Kinderspiel) wahrscheinlich. Für viele ist die Fernsehserie nur dystopische Fiktion, für andere ist sie jedoch brutale Realität.
Als meistgesehene Netflix-Fernsehserie des Jahres bietet „Squid Game“ mit seiner bizarren Handlung und seinen schrillen Kostümen ein spannendes Fernseherlebnis.
Die Handlung dreht sich um den Südkoreaner Seong Gi-hun, einen kürzlich geschiedenen und hoch verschuldeten Chauffeur. Zusammen mit 455 anderen Spielern wird Gi-hun eingeladen, an einer Fernsehserie teilzunehmen, in der die Teilnehmer um ein hohes Preisgeld kämpfen. Auf die Sieger wartet unvorstellbarer Reichtum, auf die Verlierer der Tod.
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Interessanterweise entstand die Idee zu „Squid Game“ aus dem realen Leben in Südkorea – einem Land, in dem Millionen von Menschen unter Schulden leiden.
Auch 2.100 Kilometer westlich in China herrscht eine Schuldenkrise. Wie die „South China Morning Post“ berichtete, gehört die Verschuldung der chinesischen Verbraucher zu „einem der am schnellsten wachsenden Bereiche der Gesamtverschuldung, insbesondere in Form von Hypotheken- und Verbraucherkrediten“. Im vergangenen Jahr stiegen die Schulden der privaten Haushalte auf 57,7 Prozent des BIP des Landes.
Da Chinas Wirtschaft weiterhin in Bedrängnis ist, schlittert das Land immer schneller in den finanziellen Ruin. Wie der Journalist He Huifeng schreibt, wird durch die zunehmende Verschuldung der Haushalte die „Lebensqualität“ der chinesischen Familien im ganzen Land beeinträchtigt. Eine Hausfrau in ihren 40ern erzählte Huifeng, ihre Familienangehörigen lebten quasi auf Messers Schneide. Wie so viele andere in China mache sie sich Sorgen, dass ihre Familie in Zukunft „nicht mehr genug Geld für die Rückzahlung der Hypothek haben wird“.
Die Probleme, die Menschen in Südkorea und China erleben, haben leider auch viele US-Bürger.
Dem Marktanalysten Jeff Cox zufolge erreichte die Verschuldung der US-Haushalte ein 14-Jahres-Hoch. Grund dafür ist „vor allem die starke Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt“, der „die kollektiven amerikanischen Schulden auf knapp 15 Billionen Dollar“ anwachsen ließ. Innerhalb von nur drei Monaten (April bis Juni) stieg die Gesamtverschuldung um mehr als 300 Milliarden Dollar. Das sei „der stärkste Anstieg seit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2007“, schrieb Cox.
Wie sich die meisten Leser erinnern, kam es ein Jahr nach dem Schuldenanstieg im Jahr 2007 zu einer Finanzkatastrophe epischen Ausmaßes. Steht uns im Jahr 2022 etwas Ähnliches bevor? Ich würde nicht dagegen wetten.
Angesichts der steigenden Arbeitslosenzahlen und der anwachsenden Verschuldung scheinen die USA auf ein wirtschaftliches Fiasko zuzusteuern. Während wir uns auf eine Welt nach der Pandemie rüsten, wollen viele von uns verständlicherweise das Leben genießen. Einige scheinen es jedoch mit dem Spaß ein wenig zu übertreiben.
Lähmende Schulden als neue Normalität
Wie viel gibt man aus, wenn man sich was leisten will? Natürlich hängt das vom Kontostand ab.
Laut einem Bericht von CreditCards.com sind 44 Prozent der Amerikaner bereit, Schulden aufzunehmen, um sich etwas zu gönnen. Dabei sind die 24- bis 40-Jährigen, die sogenannten Millennials, die schlimmsten Sünder. Erstaunliche 59 Prozent der Befragten gaben zu, dass sie bereit sind, Schulden zu machen; 56 Prozent der Generation Z (Jahrgänge 1997 bis 2010) sagten dasselbe.
Mit dem Alter kommt die Weisheit, lautet ein Sprichwort. Das trifft zwar nicht immer zu, aber hier könnte es stimmen. Im Gegensatz dazu sind nur 32 Prozent der 57- bis 75-Jährigen bereit, sich stark zu verschulden.
Millennials, die am ehesten Schulden aufnehmen, haben jedoch am meisten mit der Rückzahlung zu kämpfen. Der durchschnittliche amerikanische Millennial besitzt laut „Business Insider“ ein jämmerliches Eigenkapital von 8.000 Dollar. So gesehen hat der durchschnittliche amerikanische Millennial wahrscheinlich mehr Schulden als Kapital.
Kaum verwunderlich, dass amerikanische Millennials – oft in Form von Studienkrediten – zwischen Jugend und Erwachsensein in der Klemme stecken. Viele können sich weder ein neues Auto geschweige denn ein neues Haus kaufen. Dies ist landesweit zu beobachten.
In vielerlei Hinsicht befindet sich das Land in einer schlimmeren Situation als 2007. Das Stammesdenken ist in Mode und die USA scheinen am Rande eines Bürgerkriegs zu stehen. Finanzieller Leichtsinn und steigende Verschuldung schüren die Flammen nur noch weiter.
Wie jeder, der die drückende Last von Schulden kennt, nur zu gut weiß, kann einen Menschen die finanzielle Unsicherheit in den Wahnsinn treiben. Wahnsinn und Verzweiflung sind keine Zutaten für Erfolg, nicht für einen Menschen und schon gar nicht für ein Land.
Wenn Sie also ein Netflix-Konto haben und sich „Squid Game“ ansehen, denken Sie daran, dass die Dystopie von einem sehr realen, allzu menschlichen Problem inspiriert wurde: der Verzweiflung über finanzielle Sorgen.
John Mac Ghlionn ist Wissenschaftler auf dem Gebiet der psychosozialen Forschung mit den Schwerpunkten soziale Dysfunktion und Medienmanipulation. Außerdem ist er Essayist. Seine Essays erschienen in verschiedenen Publikationen, darunter „New York Post“, „Sydney Morning Herald“, „Newsweek“, „National Review“, „The Spectator US“.
Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel: ‘Squid Game’ Is a Brutal Reality (deutsche Bearbeitung von as)
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