Tag 2 im Bo Xilai-Prozess: Vorwürfe um Nizza-Villa „fiktiv“

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Der angeklagte ehemalige KP-Spitzenfunktionär Bo Xilai. Chinas Staatsmedien bezeichnen ihn als "intrigant, herrschsüchtig und heuchlerisch". (Foto: Getty Images)
Von 23. August 2013

Am Freitag geht der spektakulärste Prozess der chinesischen Geschichte in die zweite Runde. Am Vortag hatte der angeklagte ehemalige KP-Politstar Bo Xilai mit einigen seiner Aussagen aufhorchen lassen. So bezeichnete er ihm vorgehaltene Zeugenaussagen seiner Ehefrau Gu Kailai als „lächerlich“ und behauptete, sie nähme Drogen. Auch über seinen in den USA lebenden Sohn Bo Guagua fielen einige abschätzige Bemerkungen.

Die Vorwürfe von Machtmissbrauch und Korruption wies Bo strikt von sich und beschimpfte sowohl seine Frau, die ihn belastet hatte, als auch die Zeugen Tang Xiaolin und Xu Ming. Seine Frau nehme Drogen, Tang sei „wie ein tollwütiger Hund, der alles beißt“ und Xu „ein Mann, der seine Seele verkauft hat“.

Nizza-Villa dank Korruption? – Bo: „Alles fiktiv“

Am zweiten Prozesstag ging es unter anderem darum, dass Bo Xilai im französischen Nizza eine Luxus-Immobilie mit Korruptionsgeldern erworben haben soll. Dies geht sowohl aus den Aussagen seiner Ehefrau Gu Kailai – die jüngst wegen des Mordes an dem Briten Neil Heywood verurteilt worden war – als auch aus Aussagen des Geschäftsmannes Xu Ming hervor. Von diesem soll er 21,79 Millionen Yuan (rund 2,73 Millionen Euro) an Schmiergeldern genommen haben. Bo verweist die Aussagen seines ehemaligen Freundes jedoch ins Reich der Märchen. „Er hat seine Seele verkauft“, soll Bo vor Gericht gesagt haben, wie aus dem Gerichts-Ticker vom Freitag hervorgeht.

„Das ist alles fiktiv“, so der Angeklagte KP-Prinzling, der als Sohn eines der „Acht Unsterblichen“ der Kommunistischen Partei, Bo Yibo, der Hoffnungsträger der Hardliner-Fraktion in der KP war – bevor sein Stern nach der Flucht seiner rechten Hand Wang Lijun im Frühjahr ins US-Konsulat von Chengdu rasch zu sinken begann.

Was der Staatsanwalt nicht zu fragen wagt

Bis heute fragt sich ganz China: Was hat Wang dem US-Konsul damals erzählt? Wie die EPOCH TIMES berichtete, dürften hinter den Kulissen ein möglicher Putschversuch Bos, der als „Thronfolger“ des ehemaligen Staats- und KP-Chefs Hu Jintao galt, sowie der schwunghafte Organschacher Bos mit Organen lebender Falun Gong-Praktizierender zu den zentralen Themen gehört haben. Themen, die in der Anklageschrift für Bo zwar in keinem Wort Erwähnung finden – im chinesischen Twitter-ähnlichen Dienst Weibo stellen diese Frage jedoch viele Nutzer in den Raum.

Staatliche Propagandamedien: Schweigen an Tag 1

Während im chinesischen Internet die Blogs heiß laufen und die Internet-Polizisten im Dauereinsatz sind, herrschte im dem staatlich kontrollierten Propagandamedien am Donnerstag Schweigen. In den Abendnachrichten von CCTV wurde der Prozess des Jahres mit keinem Wort erwähnt. Bis Mitternacht wurde das Thema von keinem der offiziellen KP-Sprachrohre behandelt – weder von Xinhua, noch von People´s Daily oder Guangming.

Erst am Freitag wurden dann zwei offizielle Kommentare veröffentlicht. In einem wird Bo als „intrigant, herrschsüchtig und heuchlerisch“ bezeichnet . Nach Informationen der EPOCH TIMES wurden die wichtigsten Nachrichtenmedien des Landes angewiesen, die beiden Kommentare auf ihren Startseiten zu platzieren – damit ist die Schlagrichtung klar.

Der in Washington ansässige Journalist Shi Zangshan sieht für die späte Reaktion der Staatsmedien zwei Gründe: „Zum einen warten die Journalisten die Entwicklungen am zweiten Tag ab. Zum anderen gibt es keinen Präzedenzfall. Deshalb warten alle auf die Anweisungen aus dem Machtzentrum Zhongnanhai (Anm.: der Regierungssitz in Peking).“



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