Testpflicht für Reisende aus China eingeführt – dort sterben viele Prominente an Corona-Folgen

Seit Montag gilt in Deutschland eine Testpflicht für Reisende aus China. Dort sorgt unterdessen eine Vielzahl prominenter Corona-Todesfälle für Aufsehen.
Ankunft aus der chinesischen Metropole Chengdu auf dem Frankfurter Flughafen. Wegen der rasant gestiegenen Corona-Zahlen in China führt nun auch Deutschland eine Testpflicht für Einreisende ein.
Ankunft aus der chinesischen Metropole Chengdu auf dem Frankfurter Flughafen. Wegen der rasant gestiegenen Corona-Zahlen in China führt nun auch Deutschland eine Testpflicht für Einreisende ein.Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Von 9. Januar 2023

Seit Montag Mitternacht (9.1.) ist auch in Deutschland die Testpflicht für Einreisende aus China in Kraft. Alle Reisende müssen vor ihrem Abflug nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorlegen, der maximal 48 Stunden alt ist. Es reicht ein Antigentest aus. Fluggesellschaften haben die Aufgabe, die Tests zu kontrollieren.

Am Freitag hatte das Bundeskabinett zudem die Corona-Einreiseverordnung geändert. Dabei schuf die Regierung eine neue Kategorie von Virusvariantengebieten. Ab sofort können die zuständigen Stellen Territorien auch zu Gebieten erklären, in denen „eine besorgniserregende Virusvariante aufzutreten droht“. An die Einstufung können sich bestimmte Reisebeschränkungen knüpfen. Für China gilt die Einstufung laut Robert Koch-Institut (RKI) seit Mitternacht – ausgenommen ist Hongkong.

Zusätzlich zur Testpflicht sind Behörden in Deutschland ermächtigt, stichprobenartige Tests nach der Ankunft bei Reisenden aus China anzuordnen. Außerdem will man das Abwasser aus Flugzeugen auf mögliche neue Corona-Varianten testen. Die EU hatte dahingehend in der Vorwoche eine Empfehlung ausgesprochen.

Allein in der Zeit vom 1. bis 20. Dezember sollen etwa 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der chinesischen Bevölkerung mit dem Virus infiziert gewesen sein. Dies geht aus dem geleakten Memo eines führenden Funktionärs des Gesundheitswesens hervor.

Die Corona-Welle könnte sich gegen Ende des Monats noch verschärfen. Dann werden voraussichtlich Millionen Chinesen anlässlich des traditionellen Neujahrsfestes am 22. Januar Verwandte besuchen oder an Festlichkeiten teilnehmen. Auch aus Taiwan oder aus Sonderverwaltungszonen wie Hongkong oder Macau ist im Umfeld der Festtage mit erhöhtem Reiseaufkommen zu rechnen.

Im Ausland bereitet die Entwicklung große Sorge, zumal das Regime keine verlässlichen und vollständigen Daten mehr über den Verlauf der Pandemie liefert. Auch über mögliche neue Varianten hüllt sich die Führung in Schweigen. Das offizielle Narrativ besagt, dass keine COVID-Variante in China auftauche, die nicht auch schon weltweit im Umlauf wäre.

Peking sieht sich durch Maßnahmen diskriminiert

Das Regime spricht unterdessen von „Diskriminierung“. Der chinesische Sender „CGTN“ veröffentlichte auf Twitter einen Comic, der China als gastfreundlichen Pandabären zeichnet, der für seine Offenheit anderen gegenüber von diesen mit Argwohn bestraft werde.

Der chinesische Botschafter in Berlin, Wu Ken, klagte mit Blick auf die Testpflicht bei der Einreise im „Handelsblatt“:

Mit dem Finger auf andere zu zeigen, hat noch kein einziges Problem gelöst.“

Eine Entscheidung wie diese müsse „auf wissenschaftlicher Grundlage erfolgen“. Auf den Einwand, dass China selbst von Einreisenden einen 48-Stunden-Test verlangt, erwiderte Wu, dass diese Maßnahme nicht auf bestimmte Länder abziele.

Bis zur Kehrtwende der Corona-Politik in China am 7. Dezember, deren letzter Schritt jetzt das Aus für Auslandsreisebeschränkungen ist, galt vonseiten des Regimes eine strikte Null-COVID-Politik. Die KP-Führung stellte diese stets als Beispiel für eine vermeintlich überlegene Regierungsführung heraus.

Als das Regime der Corona-Welle trotz Lockdowns nicht mehr Herr wurde und Proteste infolge der maßnahmenbedingten Wirtschaftskrise auftraten, gab es die 180-Grad-Wende.

Todesanzeigen aussagekräftiger als offizielle Daten

Unterdessen machen in China selbst Berichte über mehrere Todesfälle von Prominenten die Runde. Nicht in allen Fällen räumt die Führung selbst ein, dass ein Zusammenhang mit einer COVID-19-Infektion besteht.

Eine Vielzahl an Todesanzeigen aus den vergangenen Wochen spricht jedoch eine eindeutige Sprache. Diese kommen von Unternehmen, Instituten, Schulen und Familien – und führen die offizielle Darstellung ad absurdum, wonach die Ausbreitung unter Kontrolle sei. In manchen der Anzeigen ist offen von COVID-19 als Todesursache die Rede, in anderen gibt es nur kryptische Verweise auf ein krankheitsbedingtes Ableben.

Zu den Todesopfern gehören Persönlichkeiten wie Tang Weiguo (66), dessen Unternehmen Shanghai Kehua Bio-Engineering klinische Tests durchführt und COVID-Schnelltests herstellt. Ein weiterer prominenter Verstorbener ist der 87-jährige pensionierte Professor und Philosoph Hu Fuming, der wegen seiner Kritik an der Kulturrevolution bekannt wurde.

Manche Corona-Tote in China erst um die 40 Jahre alt

Allerdings sind auch bekannte Persönlichkeiten in noch weniger gesetztem Alter kürzlich verstorben – und der Verdacht einer Corona-Infektion steht als Ursache im Raum. Der 52-jährige stellvertretende Dekan Wang Tao von der Universität für Wissenschaft und Technologie der Inneren Mongolei starb demnach am 30. Dezember an COVID-19.

Im Alter von nur 40 Jahren starb dem „Guardian“ zufolge die Peking-Oper-Sängerin Chu Lanlan, die 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking auftrat. In einem Nachruf des Beijing Opera Arts College hieß es, Chu, die an der Hochschule unterrichtete, sei „an einer Krankheit gestorben“. Ihre Familie sagte, sie sei traurig über ihren Tod, machte aber keine näheren Angaben zur Ursache, wie lokale Medien berichteten.

Sogar Staatsmedien schreiben demgegenüber, dass COVID-19 die Todesursache des 37-jährigen Fußballprofis Wang Ruoji gewesen sei. Offiziell gelten Patienten nunmehr in China nur noch dann als an der Krankheit verstorben, wenn Atemwegsversagen oder Lungenentzündung im Spiel waren. Wer an anderen Krankheiten starb, gilt auch im Fall eines positiven Tests nicht als Corona-Todesopfer.

Mögliche neue Erhebungen zur Übersterblichkeit

Bis Dienstag der Vorwoche war offiziell die Rede von landesweit 5.258 COVID-Todesfällen – davon nur 25 seit dem 1. Dezember. In Shanghai, Nanjing und der Inneren Mongolei habe es demnach trotz des rapiden Anstiegs der Infektionsrate gar keine Todesfälle gegeben.

Unabhängige Quellen gehen demgegenüber von bis zu einer Million Corona-Toter infolge der aktuellen Infektionswelle aus. Sie werten Online-Nachrufe aus oder zählen Todesfälle im eigenen Lebensumfeld wie der Universität.

Den Erhebungen zufolge habe es allein an drei bedeutenden Wissenschafts- und Ingenieursakademien in Peking jüngst mindestens 16 Todesfälle unter den 1.831 Spitzenkräften gegeben. Die Chinesische Akademie für Ingenieurwesen löschte am 23. Dezember in den sozialen Medien veröffentlichte Würdigungen für fünf verstorbene Top-Ingenieure.

Wu Zunyou, Chef-Epidemiologe des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle und -prävention, deutete eine mögliche Strategieveränderung der Führung in Peking an. In der Vorwoche kündigte er an, er werde ein Team leiten, das die Daten zur Übersterblichkeit berechnen und herausfinden soll, „was möglicherweise unterschätzt wurde“.

Auswärtiges Amt warnt vor unnötigen Reisen nach China

Das deutsche Auswärtige Amt (AA) rät mittlerweile auch „aktuell von nicht notwendigen Reisen“ nach China ab. Dazu hat es am Wochenende die Reise- und Sicherheitshinweise angepasst. Grund dafür ist die unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus in dem Land – bei gleichzeitiger Wiederherstellung der Reisefreiheit ins Ausland nach fast drei Jahren Isolation.

Auf der Seite des AA heißt es, die Infektionszahlen in China „befinden sich derzeit auf dem höchsten Stand seit Beginn der Pandemie 2020“. Die Corona-Welle sorgt für eine Überlastung des chinesischen Gesundheitssystems, die auch die Notfallversorgung betreffe.

Wie die „Financial Times“ berichtet, seien mittlerweile sogar Corona-Schnelltests infolge der Wucht der Welle und der deshalb gestiegenen Nachfrage knapp geworden. Ein Faktor, der die Knappheit begünstigt, sind dabei auch die Proteste von Arbeitern des Pharmakonzerns Zybio in Chongqing. Das Unternehmen stellt unter anderem COVID-Schnelltests her.

Videoaufnahmen dokumentieren Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei, die in der Nacht zum Sonntag stattgefunden haben sollen. Über den Anlass der Unruhen gehen die Darstellungen auseinander. In einigen Berichten heißt es, Arbeiter hätten ihre Löhne nicht erhalten. Andere sprechen von Massenentlassungen erst vor Kurzem eingestellter Beschäftigter infolge der Kehrtwende des KP-Regimes in der Corona-Politik.

Die örtliche Polizei und Zybio verweigern bislang Stellungnahmen. Viele Beiträge scheinen inzwischen auch zensiert worden zu sein.

(Mit Material von dpa und AFP)



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