Verdacht auf chinesisches Spitzel-TV in Kanada

Chinesische Fernseh-Station bewirbt sich um Sendefrequenzen in Kanada
Von 24. November 2005

Am 28. Oktober wurde Tai Wang Mak, Spitzenmanager von Phoenix TV North America, wegen Verdacht des Schmuggelns von geheimer militärischer Technologie nach China verhaftet. Mit ihm wurden drei weitere chinesischstämmige Amerikaner aus dem gleichen Grund verhaftet. Der Fernsehsender Phoenix mit Sitz in Hongkong hat enge Verbindungen zur chinesischen kommunistischen Partei und wiederholt in seinen Sendungen beständig die Propaganda des kommunistischen Regimes, stellt sich selbst aber als unabhängigen Fernsehsender dar. Phoenix bewirbt sich jetzt um Sendefrequenzen in Kanada.

Tai Wang Mak wollte am 28. Oktober zusammen mit seiner Frau von Los Angeles nach Hongkong und weiter nach Guangzhou in China fliegen. Noch vor Antritt der Reise wurden beide in ihrer Wohnung verhaftet. Ebenso Maks Bruder und dessen Frau. Laut Geheimdienst führte zu ihrer Verhaftung, was in einer Washingtoner Zeitung als Aussage von Beamten zitiert wurde, die nämlich von dem „größten Schaden“ innerhalb der letzten 20 Jahre sprachen. 

Mak, Fernsehdirektor und Technischer Leiter von Phönix in Los Angeles, steht im Verdacht, gleichzeitig Kurier oder Spion für den chinesischen Geheimdienst oder die Volksbefreiungsarmee (VBA) zu sein. In einer Erklärung zu dessen Verhaftung hat sich Phönix schnell von Mak distanziert mit der Feststellung, es habe die Informationen erst in anderen Medien entdeckt und Mak habe auf eigene Faust gehandelt. 

Verbindungen zu Regierungskreisen

Laut Zeitungsberichten ist Wu Xiaoyong, Sohn von Chinas ehemaligem Vize-Premierminister Wu Xueqian, Leiter des nordamerikanischen Zweigs des Konzerns. Sowohl Wu als auch der Vorsitzende von Phönix und Vorstandsvorsitzende Liu Changle hatten früher im China National Radio, dem offiziellen Sprachrohr des chinesischen kommunistischen Regimes, Posten inne.

Liu war Militär-Offizier während der Kulturrevolution und begann seine Journalisten-Karriere bei der Volksbefreiungsarmee. Laut Bericht der Washington Post gewann er die Gunst der kommunistischen Partei-Führer durch die Produktion umfangreicher Propaganda durch Lobgesänge auf Mao Tse-tung und andere.

In den späten 1980ern wechselte Liu von seiner militärischen Laufbahn zu einer staatlichen Öl-Firma. Er nutzte seine hochkarätigen Verbindungen und  häufte so Unternehmens-Aktiva von geschätzten 500 Millionen US-Dollar an. Dieses Vermögen setzte er dann zum  Aufbau seines Medien-Imperiums ein. 

Berichterstattung auf KP-Linie

Lius enge Beziehungen zur chinesischen Regierung sind seit dem Aufbau des „unabhängigen“ Senders Phönix nicht vermindert. Der Washington Post zufolge spendete Phönix dem chinesischen Fernsehsender CC-TV (China Central Television) einen 10-prozentigen Anteil der Gesellschaft. „Das war eine symbolische Geste um zu zeigen, dass wir nicht gegen die kommunistische Partei opponieren,“ verteidigte Liu diese Geste. Die freundliche Haltung gegenüber der KP zeigt sich indessen deutlich in der Berichterstattung der Fernsehstation.  

Zum Beispiel als die chinesische Führung 2003 versuchte, in Hongkong den Artikel 23, der die Bürgerrechte stark einschränken sollte, durchzudrücken, berichtete Phoenix nicht von dem offenen Protest der mehr als 500.000 Bürger in den Straßen Hongkongs, sondern lediglich von einer kleinen Versammlung, die die Haltung der kommunistischen Regierung unterstützte.

Die Station vermittelt den Eindruck einer sich außerhalb Chinas befindenden freien Medienanstalt, in Wirklichkeit weichen ihre Berichte in zentralen Fragen nicht von der offiziellen, chinesischen KP-Linie ab.

Freie Medien unter Druck von China

Wie bahnt sich Phönix jetzt seinen Weg in westliche Länder? Eine wichtige Rolle spielt dabei Rupert Murdochs News Corp., die fast 40 Prozent der Anteile von Phönix hält. Liu ist im Besitz von 37,5 Prozent. Mit seinem großen Anteil kann Murdoch sicher stellen, dass Phönix in Nordamerika läuft, und die Interessen der chinesischen kommunistische Partei (KPC) dürften sich auch auszahlen. Phönix hat jetzt mit Unterstützung kanadischer Kabel-Gesellschaften einen Antrag auf Zulassung in Kanada bei der kanadischen Kommission für Radio- Fernseh-Telekommunikation gestellt.

In Taiwan wurde vor mehreren Jahren der Antrag von Phönix zur Genehmigung einer Satelliten-Übertragung von der Abteilung für Übertragungsrechte beim Taiwanesischen Regierungsamt für Informationen abgelehnt. Einem Bericht der Liberty Times aus Taiwan vom 5. November zufolge stufte das Regierungsamt die Berichte von Phönix über die Beziehung zwischen Taiwan und China als zu einseitig ein.

In Kanada ist ein wachsender Widerstand gegen chinesische staatlich kontrollierte Medien zu beobachten. In einer call-in Show von Toronto First Radio wurde die Kontrolle der KP über Angelegenheiten in Kanada thematisiert, es ging auch um die Inhalte chinesischsprachiger Medien, um die chinesische Gemeinschaft und um kanadische Politiker. Laut Dr. Kengchit So, Senior der chinesischsprachigen Presse in Kanada und Hongkong und Mitgastgeber der Sendung, stieß dieses Thema auf außerordentliche Hörerresonanz, so daß schon eine weitere Sendung hierzu geplant ist.

Nicht nur Phönix stellt ein Sorgenkind in Kanada dar. Medien in kanadisch-chinesischen Gemeinden sehen sich immer wieder erheblichem Druck ausgesetzt – finanziell und politisch – und werden unverhüllt aufgefordert, sich der kommunistischen Linie anzupassen.

Pekings Strategie zur Kontrolle von chinesischen Medien in Übersee wurde in einer Ausgabe von China Brief  vom November 2001 verdeutlicht, einer Publikation der in den USA ansässigen Nicht-Regierungs-Organisation (engl.: NGO) Jamestown Fundament. Darin wurde die chinesische Strategie so dargestellt: erstens: direkte Kontrolle durch vollständigen oder mehrheitlichen Besitz der Anteile an Medien-Verlagen; zweitens: Beeinflussung unabhängiger Medien durch Druck auf deren wirtschaftliche Verbindungen zu China; drittens: Werbefläche oder Sendezeit kaufen, um „offensichtliche Propaganda-Inhalte der chinesischen kommunistischen Behörden“ auszustrahlen; viertens: Einschleusen von Personal in unabhängige Medien-Unternehmen, um von innen heraus pro-chinesischen Einfluss zu gewinnen.



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