Volkswagen biedert sich China an

Wie es scheint, haben für VW Profite Vorrang vor Menschenrechten. Doch wie lange noch? Sollte Peking Taiwan angreifen, könnten Sanktionen den Konzern zu einem Abschied zwingen.
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Chinesische Arbeiter bei der Herstellung von Türen für den VW Passat in einem Werk in Shanghai. China ist der wichtigste Markt für die deutsche Firma.Foto: Liu Jin/AFP via Getty Images
Von 2. Mai 2022

Volkswagen scheint sich nicht sonderlich dafür zu interessieren, dass China Russland während seiner Invasion in der Ukraine unterstützt. Das deutsche Unternehmen zeigt sich auch nicht sonderlich besorgt über den Völkermord in Xinjiang (wo es eine Fabrik mit etwa 650 Beschäftigten besitzt).

Für eine Ausweitung der Produktion in den Vereinigten Staaten ist es aber nicht unbedingt bereit. 2021 verkaufte VW dort mehr als 375.000 Fahrzeuge, plus zusätzliche „Einheiten“ der Tochtergesellschaften Porsche, Audi und Skoda.

China hingegen ist die „Goldmine“ des Unternehmens, so ein ehemaliger Manager, der in einem Artikel der „Financial Times“ (FT) vom 16. März zitiert wird. Die VW-Auslieferungen in China erreichten zwischen 2017 und 2019 einen Höchststand von etwa 4 Millionen pro Jahr. Diese Zahl sank im Jahr 2021 auf 3,3 Millionen.

VW arbeitet daran, den Absatz in China wieder anzukurbeln, vielleicht vergeblich angesichts der zunehmenden chinesischen Konkurrenz. Die Strategie besteht darin, VW chinesischer und weniger deutsch zu machen. Peking zeigt sich nach außen hin loyal – und zwar so sehr, dass VW als einziger ausländischer Autokonzern nicht nur zwei Joint Ventures mit chinesischen Staatsbetrieben hat, sondern auch ein drittes, an dem er die „Mehrheit“ hält.

Diese Mehrheitsbeteiligung spielt in China allerdings keine große Rolle, da die Kommunistische Partei Chinas (KPC) weiß, wie sie die Schrauben bei Unternehmen jeder Nationalität anziehen kann, um genau das zu bekommen, was sie will.

Bei Taiwan-Invasion drohen Sanktionen

Die Sanktionen gegenüber Russland wegen des Krieges in der Ukraine machen die VW-Führungskräfte offenbar nervös in Bezug auf ihre Geschäfte in China. Denn wenn Xi Jinping seinen Willen durchsetzt und in Taiwan einmarschiert, könnte Peking ebenfalls von den Demokratien und ihren Verbündeten wirtschaftlich ins Visier genommen werden. Nach mutmaßlichen Geheimdienstinformationen, die aus Russland durchgesickert sind, hatte China Pläne für eine Invasion in diesem Herbst.

Wenn man sich an dem orientiert, was Russland widerfahren ist, könnte das bedeuten, dass sich VW komplett aus China zurückziehen müsste. Allerdings würde das die Gewinne des Unternehmens mehr als halbieren.

Dies ist wahrscheinlich die beste Erklärung dafür, warum der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Herbert Diess, daran arbeitet, die Wogen zu glätten und die Anzahl seiner Zusagen, in China mehr Geld verdienen zu wollen, zu verdoppeln. Er räumt ein, dass China jetzt einen größeren Einfluss auf das Unternehmen hat als umgekehrt.

Im Jahr 2021 sagte Diess: „China braucht VW wahrscheinlich nicht, aber VW braucht China sehr“.

Das hat sich seit den frühen 1980er-Jahren geändert, als VW in China Fuß fasste. Seitdem haben zumindest einige im Unternehmen erkannt, dass es durch den Technologietransfer Richtung China nur eine Frage der Zeit ist, bis chinesische Fahrzeughersteller VW überholen würden.

Stephan Wöllenstein, der China-Chef von Volkswagen, beugt sich offenbar den allgegenwärtigen Forderungen der KPC, China mehr Kontrolle zu gewähren. Laut dem Frankfurter Korrespondenten der „Financial Times“, Joe Miller, sagte er, dass VW sich schnell an die Notwendigkeit anpasse, das Unternehmen stärker von China aus zu führen. So seien jetzt beispielsweise die neuen Softwarechefs von VW „hauptsächlich asiatischer Herkunft“.

Besonderes Vertrauen der chinesischen Regierung

Wollenstein betonte, dass VW in China eine „Vorzugsbehandlung“ genieße. Die Mehrheitsbeteiligung an einem Joint Venture zeige das „besondere Vertrauen der chinesischen Regierung in den Volkswagen-Konzern“.

In diesem Jahr sagte Diess der „FT“: „Wir werden in China bleiben, wir werden investieren … wir sind dort, um zu bleiben.“ Trotz des rückläufigen Absatzes von VW in China glaubt er, dass es „auf absehbare Zeit der bei weitem größte Wachstumsmarkt sein wird.“

Und am 15. März sagte er: „Wenn wir unser Geschäft nur auf die etablierten Demokratien beschränken würden, die etwa 7 bis 9 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, und die schrumpfen, dann gäbe es eindeutig kein tragfähiges Geschäftsmodell für einen Autohersteller.“

Der Geschäftsführer wird von seinem Vorstand unterstützt. „FT“ zitiert ein Mitglied, das hofft, dass der Ukraine-Krieg den Fokus der deutschen Regierung von China ablenken wird. „Sie sind jetzt sehr besorgt über den Krieg in der Ukraine … diese deutsche Regierung ist sehr schnell und sehr pragmatisch geworden.“

Verpflichtungen umsetzen und Beziehung beenden?

Im Rahmen ihrer Verpflichtungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) müssten Deutschland und VW eigentlich mit der Zeit gehen und demokratische statt diktatorische Länder unterstützen.

Das würde bedeuten, sich ganz aus China zurückzuziehen, anstatt den Technologietransfer fortzusetzen und das totalitäre Land wirtschaftlich so weit zu stärken, dass es in der Lage ist, einen friedlichen Nachbarn wie Taiwan zu überfallen.

Möglicherweise schafft dies Volkswagen nicht von allein. Das Management des Unternehmens ist zu sehr auf kurzfristige Gewinne ausgerichtet und scheint sich zu wenig Gedanken über die langfristigen Auswirkungen dieser Gewinne auf die Lebensfähigkeit der Demokratien weltweit zu machen.

Um das Problem zu lösen, könnten demokratische Regierungen in den USA und Europa Unternehmen, die weiterhin mit der KPC zusammenarbeiten, mit Sanktionen oder Zöllen belegen.

Anders Corr ist ein US-amerikanischer Politik- und Regierungswissenschaftler mit Abschlüssen an der Yale University (2001) und der Harvard University (2008). Corr ist Direktor bei „Corr Analytics Inc.“ und Herausgeber des „Journal of Political Risk“. Er hat umfangreiche Forschungsarbeiten in Nordamerika, Europa und Asien durchgeführt. Seine jüngsten Bücher sind „The Concentration of Power: Institutionalization, Hierarchy, and Hegemony“ (2021) und „Great Powers, Grand Strategies: the New Game in the South China Sea“ (2018).

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 37, vom 26. März 2022. Das Original erschien in The Epoch Times USA mit dem Titel: Volkswagen Panders to ChinaBearbeitung: Matthias Kehrein.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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