Von Evergrande zu Fantasia: Chinas Immobiliensektor kriselt weiter
Chinas Immobiliensektor ist noch weiter unter Druck geraten. Neben Evergrande bittet nun ein anderer Konzern verzweifelt um Hilfe. Seine Kreditwürdigkeit hat sich verschlechtert. Die US-Notenbank hat eine erste Warnung vor möglichen globalen Schäden ausgesprochen. Schauen wir uns nun die Details an.
Am Dienstag, dem 9. November, gab es neue Anzeichen dafür, dass Chinas Immobiliensektor vor wachsenden Problemen steht.
Das angeschlagene Bauunternehmen Kaisa Group hat erklärt, dass es Hilfe benötigt, um Investoren, Arbeiter und Lieferanten zu bezahlen.
Dies geht aus einer Quelle von „Reuters“ hervor.
Der chinesische Immobiliensektor ist von einem Liquiditätsengpass betroffen, da sich die Anleger Sorgen um die Rentabilität einiger Unternehmen machen.
Evergrande löste die ersten Bedenken aus. Er ist der am höchsten verschuldete Bauträger der Welt.
Das Unternehmen hat bereits einige Schuldentilgungen versäumt.
Dickie Wong, der Exekutivdirektor von Kingston Securities, meint, dass weitere Unternehmen folgen werden und Kaisa in Schwierigkeiten geraten werde.
„Ich gehe davon aus, dass weitere, kleinere chinesische Bauträger folgen werden. Sie werden es wahrscheinlich nicht schaffen, die Finanzprodukte sowie die in US-Dollar denominierten Schulden zurückzuzahlen. Ich rechne also damit, dass immer mehr chinesische Bauträger ausfallen werden“, so Dickie Wong.
Die Ratingagentur Fitch stufte Kaisa am Dienstag unter Hinweis auf die sich verschlechternde Liquidität von CCC+ auf CCC- herab.
Das Unternehmen liegt vom Umsatz her nach Evergrande nur auf Platz 25 der größten Bauträger Chinas, allerdings mit der höchsten Auslandsverschuldung sämtlicher Unternehmen.
Es besteht die Sorge, dass sich die Probleme auf den gesamten 5-Billionen-Dollar-Immobiliensektor des Landes auswirken könnten.
Am Montag, dem 8. November, erklärte die US-Notenbank, dass die Spannungen auf dem chinesischen Immobilienmarkt Risiken für das US-Finanzsystem darstellen könnten.
Ein weiteres chinesisches Immobilienunternehmen kämpft um die Rückzahlung seiner Schulden.
Die Aktien des Bauträgers Fantasia stürzten um fünfzig Prozent ab, nachdem das Unternehmen erklärt hatte, es könne nicht versprechen, weitere Schulden zurückzuzahlen. Fantasia hat bereits eine am 4. Oktober fällige Zahlung von 200 Millionen Dollar verpasst.
All dies geschieht vor dem Hintergrund eines zunehmenden Schuldendrucks in Chinas Immobiliensektor. Im Laufe der Jahre hat der Sektor rund fünf Billionen Dollar an Schulden angehäuft – bevor Peking eine Obergrenze für die Kreditaufnahme festlegte.
Chinesische Bauträger müssen im nächsten Jahr über neunzig Milliarden Dollar zurückzahlen. Einige Analysten sagen, dass mehr als ein Drittel Schwierigkeiten haben könnte, ihre Schulden zu begleichen.
Fantasia verhandelt nach eigenen Angaben mit einigen Kreditgebern über eine Verschiebung des Fälligkeitsdatums für die Rückzahlung seiner Kredite.
Ebenfalls an der Finanzfront: Chinas berühmt-berüchtigter Immobilienentwickler Evergrande steht wieder auf dem Prüfstand.
Das Unternehmen ist zum bekanntesten Beispiel für eine große Schuldenkrise in diesem Sektor geworden – und steht nun vor noch größeren Herausforderungen.
Evergrande sollte am Mittwoch, dem 10. November, einen Anleihezins von etwa 150 Millionen Dollar zahlen. Doch einige Anleihegläubiger haben ihre Zahlungen bis zum Ende des Geschäftstages in Asien nicht erhalten.
Hinzu kommt, dass das Unternehmen im nächsten Jahr Schuldverpflichtungen gegenüber ausländischen Investoren im Wert von etwa 8 Milliarden Dollar zu erfüllen hat.
Xu Jiayin, Gründer von Evergrande, muss möglicherweise zumindest einen Teil dieser Schulden aus seiner eigenen Tasche bezahlen.
Laut Hongkonger Medien hat der Evergrande-Vorsitzende Xu Jiayin zwei Luxusvillen in der Stadt als Sicherheiten für Bankkredite verwendet.
Eine der Immobilien wird auf 100 Millionen US-Dollar geschätzt.
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