Wäscheklammern und das Wirtschaftswunder Chinas

China Blue - Ein Dokumentarfilm über Kinderarbeit in China
Titelbild
Zwei Kinderarbeiterinnen demonstrieren, wie sie sich bei Übermüdung die Augenlider mit Wäscheklammern offen halten. (Foto - Getty Images)
Von 4. Oktober 2005
Zwei Kinderarbeiterinnen demonstrieren, wie sie sich bei Übermüdung die Augenlider mit Wäscheklammern offen halten.  (Foto - Getty Images)
Zwei Kinderarbeiterinnen demonstrieren, wie sie sich bei Übermüdung die Augenlider mit Wäscheklammern offen halten. (Foto – Getty Images)

Warum sind die Textilien „Made in China“ so billig? „China Blue“, ein Dokumentarfilm über die Kinderarbeit im Süden Chinas, wurde Anfang des Monats im Nebenprogramm auf dem Toronto Filmfestival gezeigt. Er belegt die bedrückende und ungesetzliche Lage von Kinderarbeit in China, die den wesentlichen Anteil an Grundlagen des fernöstlichen Wirtschaftwunders hat.

Die taiwanesische Filmemacherin Chen Zongxiu hat drei Jahre für die Fertigstellung ihres Films gebraucht. Ursprünglich hatte sie einen Dokumentarfilm über die Situation der Arbeiterinnen in China geplant, um auf die Rechte der Frauen aufmerksam zu machen. Sie besuchte eine Textil-Fabrik, die Jeans-Jacken-exportiert, im Delta des Zhujiang-Flusses (einer sogenannten Wirtschaftsöffnungszone). Bei ihrer ersten Besichtigung fiel ihr sofort auf, dass die Arbeiterinnen hier alle zwischen 13 bis um die 20 Jahre alt waren.

Nach zähen Verhandlungen und unter dem Vorwand, einen Film über „einen jungen Wirtschaftswunder-Unternehmer“ machen zu wollen, erhielt sie die Genehmigung in der Textil-Fabrik zu drehen, unter der ständigen Aufsicht des lokalen Fernsehsenders und des Abteilungsleiters. Sie lebte mit den Mädchen zusammen und arbeitete mit ihnen am Fließband. Heimlich drehte sie nicht erlaubte Szenen und riskierte damit ihre Aufenthaltsgenehmigung. Zwei Mal wurde sie erwischt und von der Polizei für einige Tage eingesperrt.

Die Filmemacherin Chen Zongxiu aus Taiwan; sie wurde bei den Dreharbeiten in China zweimal festgenommen. (Foto - Getty Images)Die Filmemacherin Chen Zongxiu aus Taiwan; sie wurde bei den Dreharbeiten in China zweimal festgenommen. (Foto – Getty Images)

Die unglaublichen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kinderarbeiterinnen erschütterten Chen Zongxiu. Die Fabrik stellte mit Vorliebe Mädchen aus fernen Provinzen wie Sichuan in Westchina ein, da sie gehorsam allen Anforderungen Folge leisten und keine hohen Ansprüche an den Lebensstandard stellen. Über 60 Mädchen schlafen in einem Raum in der Fabrik, und ihre Mahlzeiten bestehen hauptsächlich aus Reis mit Gemüse. Sie müssen jeden Tag von 8 Uhr morgens bis 2 oder 3 Uhr in den nächsten Morgen hinein arbeiten. In Zeiten besonderer Nachfrage müssen die Kinder und jungen Mädchen die ganze Nacht durch arbeiten. Im Film wird gezeigt, wie zwei Mädchen versuchen, sich mit Wäscheklammern die Augenlider auf zuhalten, um zu verhindern, dass ihnen die Augen während der Arbeit zufallen.

Der durchschnittliche Monatslohn der Kinder variiert zwischen 25 und 60 Euro. Eine unerfahrene Arbeiterin verdient ca. 5 Euro-Cent pro Stunde.

Das Toronto Filmfestival zählt zu den bekanntesten internationalen Filmfestivals wie die Berlinale oder die Filmfestspiele von Cannes. Während Chen ihren Film der Weltöffentlichkeit vorstellte, nahm der chinesische Staatschef Hu Jintao zur gleichen Zeit am UNO-Gipfel in New York teil. In einem öffentlichen Brief forderte Chen den chinesischen Staatsführer auf, ihren Film anzuschauen und bat ihn darum, für den Schutz der Kinderarbeiter in China einzutreten.

„Ich hoffe nicht, dass ich bei meinem nächsten Besuch in China wieder von der Polizei festgenommen werde, da ich ja immer mit meiner Kamera unterwegs bin.“ schrieb Chen am Ende ihres Briefes.



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