„Weihnachtsgrüße“ aus chinesischen Gefängnissen

Bericht eines ehemaligen Gefangenen
Titelbild
Unappetitliche Weihnachtsgeschenke kommen aus chinesischen Gefängnissen (Foto: The Epoch Times)
Von 18. Dezember 2005

Wang Bin, der Autor dieses Artikels, konnte aufgrund massiver Unterstützung aus dem Ausland Anfang 2005 in die USA ausreisen. Nach seinen persönlichen Erfahrungen von drei Jahren unrechtmäßiger Haft klärt er bei öffentlichen Veranstaltungen über die Verbrechen der KP in China während der letzten 56 Jahre auf.
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Wang Bin, der Autor dieses Artikels, konnte aufgrund massiver Unterstützung aus dem Ausland Anfang 2005 in die USA ausreisen. Nach seinen persönlichen Erfahrungen von drei Jahren unrechtmäßiger Haft klärt er bei öffentlichen Veranstaltungen über die Verbrechen der KP in China während der letzten 56 Jahre auf.

Der Journalist Wang Bin wurde 2001 wegen eines Artikels über die Verfolgung von Falun Gong in China für The Epoch Times zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Er teilte die Zelle mit vielen zum Tode Verurteilten.  Im Frühjahr 2005 konnte Wang Bin aufgrund vielfältiger ausländischer Initiativen in die USA ausreisen und hat seitdem viele Kolumnen für die chinesischsprachige Epoch Times geschrieben.

Hier ein Bericht aus seiner Zeit der Gefangenschaft:

In den Jahren 2000 und 2001 verhaftete die Abteilung für Nationale Sicherheit der Pekinger Polizei entsprechend dem Befehl des seinerzeitigen Staatschefs Jiang Zemin und des Leiters des Gestapo-ähnlichen Büros 610, Luo Gan, eine große Anzahl von hochkarätigen Intellektuellen, die Falun Gong übten, unter ihnen viele Akademiker und Hochschulprofessoren. Sie blieben bei der Pekinger Polizeibehörde so lange in Haft, bis sie die „Erziehung der Partei und des Volkes“ akzeptierten. In der Außenwelt wurde überall verkündet, die Durchführung ginge sanft „wie eine Frühlingsbrise“ vor sich. Zu dieser Gruppe gehörte auch ich.

Meine Gefangenschaft spielte sich zusammen mit mehr als 30 Leuten in einer dunklen Gefängnis-Zelle von ungefähr 30 Quadratmetern ab. In der ersten Zeit konnte ich den widerlichen Gestank von Exkrementen, Urin, Schimmel, verfaultem Fleisch und anderen Sachen in dieser Zelle kaum ertragen. Nach einigen Monaten habe ich ihn zum Glück kaum noch wahrgenommen. Er durchdrang alles in der Zelle.

Manchmal hätte man eine Nadel fallen hören können, so still war es in der Zelle. Jeder nutzte diese kurzen Momente der Stille aus, um über seine Zukunft nachzudenken. Für einige rückte mit jedem Tag auch der Tag ihrer Hinrichtung näher.

Unappetitliche Weihnachtsgeschenke kommen aus chinesischen Gefängnissen (Unappetitliche Weihnachtsgeschenke kommen aus chinesischen Gefängnissen (Foto: The Epoch Times)

Die Gefängnis-Zelle

Die Gefängnis-Zelle hatte zwei Türen, eine Vorder- und eine Hintertür. Die Vordertür war aus Eisen und hatte Eisengitter. Die Eisentür war ungefähr einen Zoll dick, und die Eisenstangen des Gitters waren daumendick. Die Hintertür war auch aus Eisen und ebenso groß. Durch die Vordertür wurden die Häftlinge hinein- oder herausgeführt oder zur Hinrichtung hinausgeschleppt.

Zehn bewaffnete Polizisten bewachten die Tür gegen potentielle Ausreißer. Jedes Öffnen der Vordertür konnte für einen der Häftlinge das Bevorstehen seiner Todesstunde bedeuten. Einmal spitzte einer der einsitzenden Verbrecher heimlich den Griff einer Zahnbürste an und stieß mit der scharfen Zahnbürste in den Hals eines Polizisten. Er wollte  den Polizisten als Geisel nehmen und so seine eigene Freilassung zu erzwingen. Aber Geiseln haben bei der kommunistischen Partei keine Bedeutung. Ohne lange zu fackeln, wurde dieser Häftling von einem anderen Polizisten erschossen.

Der Polizist, der als Geisel genommen worden war, war zu Tode erschrocken. Seitdem erhalten die Häftlinge im Untersuchungsgefängnis  Nr. 1 der Pekinger Polizeibehörde nur noch das Borsten-Ende der Zahnbürste, der Griff wird abgeschnitten.

Der sogenannte Wind-Käfig, aus dickem Beton und ebenfalls mit dicken Eisengittern versehen, war mit der Hintertür der Zelle verbunden. Mehrere Polizisten konnten nebeneinander auf dem Dach des Käfigs stehen und die Hintertüre öffnen, um die Häftlinge an die frische Luft und die Sonne zu lassen. Das geschah aber weniger als einmal wöchentlich.

Frische Luft und „Eier in der Sonne trocknen“

„Mach’ den Wind-Käfig auf!“ kam der laute Ruf von einem Polizisten, der auf dem Dach stand. Das durchzuckte mein Denken und die zeitweilige Stille in der Zelle. Die Gesichter der  blassen, ungepflegten Häftlinge zeigten eine Spur von Glück. Ein Häftling nach dem anderen ging durch die Hintertür nach draußen. Sie nickten und verbeugten sich, um dem Polizisten auf dem Dach des Wind-Käfigs ihre Dankbarkeit zu zeigen. Dann suchten sie schnell eine Stelle im Sonnenlicht.

Als ich zum ersten Mal mit ins Freie trat, war ich schockiert über das, was sich da abspielte. Nachdem die Häftlinge sich einen Platz gesichert hatten, zogen sie sich alle sofort nackt aus. Die Krätze, Schuppenflechte und die wunden Stellen an ihren Körpern wurden überall sichtbar. Darüber war ich nicht allzu sehr überrascht. Was mich wirklich schockierte, war, dass viele Männer ihre Geschlechtteile aufwärts ins Sonnenlicht hin und her wendeten. Das ging die ganze Zeit so. Es war eine seltsame Szene.

“Singen bis zum Morgen” heißt Arbeit rund um die Uhr

Falls sie nicht zu Tode verurteilt wurden, kamen die Kriminellen, die die Haft überlebt hatten, in Gefängnisse, um dort als Arbeiter ihre restliche Strafe zu verbüßen. Sie schleppten infektiöse Geschlechtskrankheiten in die Gefängnisse ein. Sie stellen eine absolut billige Arbeitskraft dar. Eine erstaunlich hohe Anzahl von Produkten made in China wird in chinesischen Gefängnissen und Zwangsarbeitslagern hergestellt.

Im Mai 2002 wurde ich mit Shao Ping und einigen anderen in die Pekinger Wiedereingliederungsabteilung für Kriminelle aus der Provinz gebracht. Shao Ping hatte  seinen akademischen Titel an der Chinesischen Akademie für Wissenschaften erworben. In der Wiedereingliederungsabteilung warteten wir darauf, in andere Gefängnisse übernommen zu werden, um die Strafe zu verbüßen. Während dieser Haftzeit erfuhren wir, was Zwangsarbeit im Gefängnis wirklich bedeutet.

Das strenge Überwachungssystem, andauernde Beleidigungen und erniedrigende Behandlung sollen bei den Gefangenen Angst und seelisches Trauma hervorrufen. Von den Gefangenen wird unermüdliche Arbeit verlangt. 15 oder 16 Stunden Arbeit pro Tag waren ganz normal. Wenn ein Gefangener mit der ihm zugewiesenen Arbeit in Verzug kam, hieß es: „Singen bis zum Morgen“ (das bedeutet, ohne Schlaf rund um die Uhr arbeiten).

Die Gefängniszellen waren überfüllt, und die Gefangenen hatten keine Möglichkeit für persönliche Hygiene. Während sie die Tage ihres Aufenthaltes zählten, verschlimmerten sich  ihre Krankheiten zusehends.

Ich hatte keine Verbrechen begangen. Ich war auch kein Krimineller. Ich war wegen meiner Überzeugung verhaftet worden. Ich betrachtete mich selber als „Korrespondenten“ mit der Aufgabe, die Vorgänge um mich herum genauestens zu registrieren. Meine Beobachtungen sollten eines Tages der Welt vor Augen führen, was in Chinas Gefängnissen vor sich geht.

Von der Damenunterwäsche bis zu Weihnachtsartikeln

Die Arbeit umfasste das Verpacken von Damenunterwäsche, das Kopieren von Audio- und Videomaterial, das Anbringen von Firmenetiketten auf unterschiedlichsten Produkten, Herstellung und Binden von Büchern, Produktion von Fischködern, farbigen Weihnachtskugeln und sonstige Kleinigkeiten für den Export. All das habe auch ich gemacht und dadurch einen guten Einblick in die Arbeitsabläufe gewonnen.

Während eines heißen Sommers mussten wir Pakete für Damenunterwäsche von Gracewell zusammenstellen. Es war wirklich sehr heiß, und die Gefangenen hatten sich längere Zeit nicht duschen können. Während der Arbeit kratzten sie sich am ganzen Körper. Einige Gefangene kratzten sich immer wieder an den Geschlechtsteilen und hatten danach blutige Fingernägel. Ob die Frauen sich in solcherart verpackter Unterwäsche wohl fühlen würden?

Ein anderes Mal mussten die Gefangenen eine verpackte Nahrung mit dem Namen „Orchideenbohnen“ für Alleinunternehmer herstellen. Dieser Snack wurde aus dicken Bohnen gemacht. Die Einzelunternehmer brachten die dicken Bohnen in das Gefängnis. In Bottichen wurden die Bohnen in Wasser  eingeweicht. Um sich beim Wechseln des Wassers etwas Arbeit zu ersparen, kippten die Gefangenen die Bohnen manchmal aus dem Kübel in ein schmutziges Urinal, gossen dann wieder Wasser in den Kübel und schütteten die Bohnen wieder zurück. Wenn die Bohnen aufgeweicht waren, begannen die Gefangenen mit dem Schälen. Jeder hatte einen Satz Schälmesser. Man nahm eine Bohne, rollte sie über das Messer, entfernte die Bohnenschale beidseitig und hinterließ so in der Mitte einen „goldenen Gürtel“. So präpariert  sahen die Bohnen gut aus, obwohl sie eigentlich schmutzig und unappetitlich waren.

Um die Quote der Regierung zu erfüllen, waren am Tag mindestens 10.000 Bohnen zu schälen. Die Gefangenen hetzten sich ab, schälten die Bohnen, die mit ihrem Rotz und Sputum vermischt waren. Dann wurden die Bohnen in einen großen Sack geschüttet, in die Lager der Einzelunternehmer gebracht und dort geröstet. Die gerösteten dicken Bohnen sahen golden und leuchtend aus. Die Kleinunternehmer verpackten sie in schöne Kartons und verkauften sie an ihre Kunden.

Auf dem Markt werfen die dicken Bohnen wegen der großen Nachfrage gute Gewinne ab.  In einem Supermarkt in den USA sah ich geröstete dicke Bohnen aus China. Sie hätten gerade aus unserem Gefängnis stammen können.

Für die Weihnachtszeit wird jedes Jahr eine große Anzahl von Weihnachtsartikeln und Kleidung für westliche Länder in chinesischen Gefängnissen produziert. Einmal erhielt das Gefängnis, in dem ich saß, den Auftrag, Glühbirnen herzustellen. Jeden Tag mussten Gefangene Kupferdrähte in einem festgelegten Muster um einen Plastikkörper wickeln und dann alle Glühbirnen miteinander verbinden. Die Hände der Gefangenen waren meistens blutig von der Arbeit. Unnötig zu erwähnen, dass deren Hautkrankheiten und ebenso die Geschlechtskrankheiten auf den Glühbirnen zurückblieben. Einmal wurden in dem Gefängnis, in dem ich mich befand, Perlenketten als Accessoires hergestellt. Die Gefangenen erhielten Nadel und Faden, um die farbigen Perlen aufzureihen und zu einer Kette zu verknüpfen. Die Perlenketten sehen schön aus, aber ich hoffe trotzdem, dass die unwissenden Kinder die Gefängnisartikel nicht in den Mund nehmen und die Frauen sie sich nicht um den Hals hängen werden.



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