Nach Kritik an türkischer Militäroffensive in Nordsyrien: Erdogan droht der EU 3,6 Millionen Menschen die Türe zu öffnen

Am Donnerstagmorgen, den 10. Oktober hörte man Explosionen und sah Rauchschwaden aus der syrischen Grenzstadt Ras Al Ain aufziehen, während die Türkei die kurdische Miliz in einer lang androhenden Offensive ins Visier nahm. Der Angriff stößt international auf scharfe Kritik, Regierungen fordern das sofortige Ende.

Am Donnerstagmorgen, den 10. Oktober hörte man Explosionen und sah Rauchschwaden aus der syrischen Grenzstadt Ras Al Ain aufziehen, während die Türkei die kurdische Miliz in einer lang androhenden Offensive ins Visier nahm.

Der Teil der Grenze, den die US-Streitkräfte diese Woche verlassen haben, eine fast 100 Kilometer lange Strecke zwischen den syrischen Städten Tel Abyad und Ras al-Ain, wird nun angegriffen. Die Türkei begann einen Tag zuvor , die Region mit Luftangriffen und Artillerie zu bombardieren.

Die sogenannte „Operation Friedensquelle“ gegen die YPG und die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) habe begonnen, schrieb der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch auf Twitter.

Tausende von Menschen flohen aus Ras al Ain in die Provinz Hasaka, die von den kurdisch geführten syrischen demokratischen Kräften, der SDF gehalten wird.

Am Morgen hieß es, das mindestens 15 Menschen ums Leben kamen, darunter acht zivile Opfer und zwei Kinder.

Der Angriff stößt international auf scharfe Kritik, Regierungen fordern das sofortige Ende.

Angesichts der Kritik der Europäer an der türkischen Militäroffensive in Nordsyrien hat Erdogan den EU-Staaten gedroht, die Grenzen für syrische Flüchtlinge zu öffnen.

„Hey EU, wach auf! Ich sage erneut: Wenn ihr unsere Operation als Invasion darzustellen versucht, ist unsere Aufgabe einfach: Wir werden die Türen öffnen und 3,6 Millionen Menschen werden zu euch kommen“, sagte Erdogan am Donnerstag in Ankara.

Erdogan hatte bereits zuvor gedroht, die Grenzen für die 3,6 Millionen syrischen Flüchtlinge in der Türkei zu öffnen, wenn die EU das Land bei deren Versorgung nicht stärker unterstützt.

„Nun sagen sie, dass sie uns die drei Milliarden Euro vorenthalten werden. Habt ihr jemals eure Versprechen an uns eingehalten? Nein“, sagte Erdogan zu dem Versprechen aus dem Flüchtlingsdeal von März 2016.

Die EU hatte zugesagt, über drei Jahre zwei Mal drei Milliarden Euro für die Versorgung der Flüchtlinge in der Türkei zu zahlen. Ankara hatte dafür zugesichert, mehr zu tun, um die Flüchtlinge an der Überfahrt auf die griechischen Ägäis-Inseln zu hindern.

Nach EU-Angaben wurden bisher 2,6 Milliarden Euro ausgezahlt.

Wie die „Freie Welt“ berichtet, werden neben den Kurden gezielt Christen angegriffen. So berichteten Augenzeugen, dass die türkischen Truppen bei ihrem Angriff auf die syrische Stadt Qamischli „gezielt christliche Kirchen und Wohngebiete unter Feuer genommen“ haben. Es seien nicht die Stellungen der kurdischen YPG – mit deutschen Waffen – beschossen wurden. Eine christliche Kirche wurde stark beschädigt, eine Familie getötet.

Qamischli liegt nur wenige Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt, hier leben rund 200.000 Menschen, von denen viele christliche Assyrer beziehungsweise Aramäer sind. Die Stadt wurde 1926 von Christen gegründet und geriet erstmals durch die Angriffe des „Islamischen Staates“ IS in Bedrängnis. Kurdische und christliche Kämpfer zwangen damals gemeinsam die IS-Terroristen zum Rückzug.



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