Kehrtwende in Dessau: Bauhaus entschuldigt sich bei „Feine Sahne Fischfilet“ – Auftritt findet statt

Nachdem das Bauhaus Dessau ein Konzert der linken Punkband "Feine Sahne Fischfilet" abgesagt hatte, hagelt es heftige Kritik aus anderen Bauhaus-Städten. Nun hat Dessau dem Druck nachgegeben und wird die Band auftreten lassen.

Nach der Absage des Konzerts von „Feine Sahne Fischfilet“ in Dessau wuchs der Druck auf die dortige Bauhaus-Stiftung. Aus den beiden Bauhaus-Städten Berlin und Weimar kamen zwei demonstrative Einladungen für die linke Punkband.

Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) setzte damit als diesjähriger Vorsitzender des Bauhaus Verbundes ein politisches Signal – ebenso der Thüringer Bauhaus-Professor Max Welch Guerra. Und auch das Anhaltische Theater Dessau hat seinen Kurs geändert – von Ablehnung in der vergangenen Woche nun zur Zusicherung jeglicher Unterstützung.

Bauhaus Dessau entschuldigt sich bei Band und lässt diese Auftreten

„Die abschlägige Antwort auf eine kurzfristige Anfrage der Medien war schlecht überlegt und falsch“, teilte das Theater am Montag mit. Man habe bei der Band um Entschuldigung gebeten. Der Diskurs über Kunst könne nur geführt werden, wenn sich die Kunst unbedingt in aller Freiheit präsentieren könne.

„Der Auftritt wird am 6. November in Dessau stattfinden. Näheres werden die Veranstalter in Kürze mitteilen“, hieß es.

Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte der Professor für Urbanistik, Max Welch Guerra: „Ich würde die Band gerne nach Weimar holen.“ So gehe es auch den anderen Studenten und Professoren der Stadt.

Die Band sei eingeladen, erklärte die Berliner Senatskulturverwaltung am Montag. Eine Rückmeldung ging bislang noch nicht ein. Zuvor hatte die „Berliner Zeitung“ darüber berichtet.

Musiker kritisierten die Absage scharf

Das Bauhaus Dessau hatte ein vom ZDF dort geplantes Konzert der linken Punkband am 6. November abgelehnt. Man wolle kein Austragungsort politischer Agitation und Aggression werden, hieß es.

Die Band engagiert sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Vor einigen Jahren war sie wegen Gewaltaufrufen gegen Polizisten im Verfassungsschutzbericht von Mecklenburg-Vorpommern genannt. Zuletzt spielten die Musiker bei einem Konzert gegen Rechtsextremismus in Chemnitz. Im Verfassungsschutzbericht taucht der Name der Band seit einigen Jahren nicht mehr auf.

Die Musiker hatten die Dessauer Absage scharf kritisiert. Sie halten daran fest, dass sie am 6. November in der Bauhaus-Stadt in Sachsen-Anhalt auftreten wollen. Das Konzert in Berlin soll gegebenenfalls an einem anderen Termin gegeben werden. Das dortige Bauhaus-Archiv ist derzeit für Sanierungsarbeiten leergeräumt. Die weltberühmte Architektur- und Designschule feiert 2019 ihr 100-jähriges Bestehen.

Das Anhaltische Theater teilte mit:

Als das heutige Gebäude des Theaters errichtet wurde, wurden Künstler gegängelt, an der Ausübung ihres Berufs gehindert und massenweise vertrieben, verschleppt und getötet. Dem Theater ist bewusst, dass Versuchen, die Kunst zu behindern, jederzeit entgegengetreten werden muss.“

Bauhaus-Professor Welch Guerra kritisierte die Entscheidung der Dessauer Stiftung: „Ihre Erklärung, man wolle kein Austragungsort politischer Agitation und Aggression werden, ist geschichtsvergessen.“

Unter dem Druck der Nationalsozialisten habe sich das Bauhaus damals auflösen müssen. „Deswegen bin ich so unglücklich darüber, dass eine Bauhaus-Institution sofort dem rechten Druck nachgibt“.

„Das war ein schlechter Auftakt für das Bauhausjahr. Wir haben das hundertste Jubiläum jahrelang vorbereitet, und nun sind wir mit der Absage des Konzerts in aller Munde“, sagte der Professor.

Welch Guerra hat laut dem Bericht mit vier Kollegen der Bauhaus-Universität einen offenen Brief an die Stiftungsdirektorin in Dessau, Claudia Perren, geschrieben. Darin kritisieren sie, dass sich die Stiftung Bauhaus Dessau „politischem Druck von rechts beuge“. (dpa)

 



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