Berliner Senat: Jeder dritte Neun- oder Zehnjährige kann nicht schwimmen

2020 und 2021 waren viele Bäder in Berlin geschlossen, die Schüler erhielten kaum Schwimmunterricht. Nun zeigt sich, dass die Quote der Nichtschwimmer bei den Schülern der Dritten Klasse auf 36 Prozent gestiegen ist.
Schwimmstunde mit Kindern: Schon bei einer Wassertemperatur unter 35 Grad beginnt der Körper langsam auszukühlen.
Schwimmstunde mit Kindern: Schon bei einer Wassertemperatur unter 35 Grad beginnt der Körper langsam auszukühlen.Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Von 29. August 2023

Aufgrund der staatlichen Corona-Maßnahmen sind während der zweijährigen Corona-Zeit zahlreiche Schwimmkurse ausgefallen. Allein in Berlin waren dies mindestens 550 Kurse verteilt auf gut 30 Hallenbäder, die politisch bedingt wegfielen.

Die Zahl der tödlichen Badeunfälle in der Hauptstadt stieg währenddessen 2022 auf ein neues Hoch von 18. Dabei schwankte die Zahl in den letzten Jahren stark. 2015 lag sie beispielsweise bei 16, 2019 bei 2 und 2021 waren es 8 tödliche Badeunfälle, so die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft.

Nichtschwimmerquote sprunghaft angestiegen

Wie stark sich die Corona-Maßnahmen auf die Grundschulkinder am Ende der 3. Klasse und den Erwerb von Schwimmabzeichen auswirkte, verdeutlichen die Senatszahlen aus verschiedenen Anfragen des Abgeordnetenhauses.

So schafften in der Schwimmsaison 2018/2019 noch 6.543 Drittklässler das Schwimmabzeichen Seepferdchen, 7.794 das Schwimmabzeichen Bronze und 4.999 erwarben das Schwimmabzeichen Silber, Gold oder den Juniorretter. Von rund 29.000 Drittklässlern in Berlin erreichten damit insgesamt 19.336 Kinder ein Schwimmabzeichen.

Im Vergleich dazu erwarben in der Schwimmsaison 2020/2021 lediglich 3.431 Drittklässler das Seepferdchen-Abzeichen, 2.793 das Bronze-Abzeichen und 1.027 das Schwimmabzeichen Silber, Gold oder den Juniorretter. Das waren insgesamt 7.251 Kinder von 30.677 Drittklässlern in Berlin. Alle Zahlen beziehen sich nur auf die Schüler öffentlicher Schulen.

Somit ist nicht verwunderlich, dass 2021/22 die Anzahl der Nichtschwimmer sprunghaft anstieg – auf 36 Prozent der Kinder. 2018/2019 waren 17 Prozent der Drittklässler Nichtschwimmer. Der Senat gibt zu, dass die hohe Nichtschwimmerquote aus den coronabedingten Bäderschließungen und dem nicht erteilten Schulschwimmunterricht resultieren.

Intensivkurse geplant

Für Katharina Günther-Wünsch (CDU), Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, ist dies ein unhaltbarer Zustand: „Jedes Kind soll Schwimmen lernen – das ist überlebenswichtig.“ Es sei „immer noch absolut unbefriedigend, wenn nahezu jedes vierte Kind am Ende der 3. Klasse nicht Schwimmen gelernt hat“, so die Senatorin.

Daher sind auch für die kommenden Jahre Intensiv-Schwimmkurse in den Ferien geplant. Zudem soll zum Ende des kommenden Schuljahres in jedem Berliner Bezirk ein Schulschwimmzentrum eingerichtet werden. „Damit sichern und stärken wir die Qualität des Schwimmunterrichts in Berlin“, so die CDU-Politikerin.

Thomas Härtel, Präsident des Landessportbunds Berlin, erklärte, dass die meisten Kinder in den Kursen nicht bei null anfangen, „ihnen fehlt meist nur noch der letzte Anstoß, um richtig zu schwimmen und das Bronzeabzeichen zu bekommen.“

„Schwimmkurs macht Kinder selbstbewusster“

Christian Krull, Vorsitzender der Sportjugend Berlin, wies auf den sozialen Aspekt der Schwimmkurse hin. Die teilnehmenden Schüler würden „selbstbewusster und machen mal etwas anderes, als vorm Computer sitzen oder am Handy spielen. Es macht ihnen Spaß und sie genießen die Aufmerksamkeit der Trainer, die mit viel Knowhow, Erfahrung und Einfühlungsvermögen dabei sind.“

In diesem Jahr bieten sieben Schwimm- und Sportvereine und der Berliner Schwimm-Verband fünftägige Schwimmkurse in sieben Hallenbädern an, darunter vertreten sind auch Kurse in drei Bädern für die Sekundarstufe I. An zwei Standorten werden inklusive Kurse für Kinder mit und ohne Behinderung angeboten (beides für Grundschule und Sekundarstufe I).

Insgesamt stehen über 3.000 Plätze zur Verfügung. Das Angebot gilt für Schüler der 3. bis 10. Klasse, die noch kein Jugendschwimmabzeichen in Bronze haben. Mit Bronze gelten Kinder als sichere Schwimmer und können innerhalb von 15 Minuten 200 Meter am Stück schwimmen. Die Sommerschwimmkurse werden durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie unterstützt, die Teilnahme ist kostenlos.

 



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