„Denunziantentum“ und Sprachdikat? Transgender-Handbuch der Telekom sorgt für Aufregung im Netz
Das neue Telekom-Transgender-Handbuch, mit dem der Konzern seinen Mitarbeitern auf 14 Seiten über die LGTBQIA+-Agenda aufklärt und Handlungsanleitungen im Umgang mit Trans-Kollegen gibt, trifft im Internet auf mehr Spott als Verständnis. Doch damit nicht genug.
„Die Telekom hat ein ‚Trans Handbuch‘ herausgegeben, in dem die Mitarbeiter aufgerufen werden, ihre Kollegen mit ‚nimse‘ oder ‚xier‘ anzureden“, schreibt eine Twitter-Nutzerin. „Wer ideologisch nicht auf Linie ist, soll durch ein internes Meldeportal denunziert werden“, lautet ihr Vorwurf.
Telekom dementiert Vorwurf
Die Antwort der Telekom findet man gleich darunter: „Falsch! Das Handbuch gibt allen Orientierung, die sich mit dem Thema sachlich befassen wollen & ist kein Muss“, twittert die Telekom AG zurück. „Wir fordern nicht auf zu Denunziantentum. Gleichwohl tolerieren wir keine Diskriminierung & stehen für respektvollen Umgang. Das sollte demokratischer Konsens sein.“
Twitter-Nutzer „Meister Apfel“ hegt offenbar Zweifel an der Erklärung: „Die Ausschnitte die man lesen konnte, klingen aber gefährlich nach einem Aufruf zum Denunzieren“, schreibt er und rät er: „Konzentriert Euch doch bitte auf den Netzausbau mit Glasfaser und überarbeitet Eure Tarife – da gibt es genügend Baustellen, mit denen ihr vollkommen ausgelastet sein dürftet.“
Doch was ist an dem Vorwurf dran?
Liest man die Einleitung des Handbuchs, dann will die Deutsche Telekom offenbar das Gegenteil erreichen. Denn wenn es danach geht, soll das Handbuch „eine offene und ehrliche Kultur am Arbeitsplatz fördern“. Weiter will es „unsere Mitarbeitenden dabei unterstützen, sie selbst bei der Arbeit sein zu können“. Als Rahmen dafür dienten die neuen Konzernrichtlinien „zur Vielfalt, Chancengleichheit und Einbindung“. Rund 1 Prozent der Bevölkerung seien betroffen.
Birgit Bohle, Telekom Vorständin Personal & Recht ist das Handbuch eine „Herzensangelegenheit“: „Bei Diversity geht es mir in erster Linie darum, dass sich bei uns alle Menschen willkommen fühlen und so akzeptiert werden, wie sie sind. Nur dann können alle ihr volles Potenzial für unser Unternehmen ausschöpfen“, wird sie in der Einleitung zitiert.
Danach folgt eine Reihe von Definitionen von Terminologien der LGTBQIA+ Gemeinschaft, warum das Thema wichtig ist und die Erklärung zum Lebkuchenmensch.
Telekom führt Bedrohungsmanagement ein
Allerdings soll das Handbuch „nicht nur Sichtbarkeit für das Thema erzeugen und sensibilisieren, sondern auch Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigen und als Orientierungshilfe dienen.“ Wie eine solche Unterstützung konkret aussieht, erfährt man dann am Ende des Leitfadens auf Seite 39 unter der Überschrift: „Was kann ich tun, wenn Diskriminierung erfahren oder beobachtet wird?“
Konkret lautet die Antwort: „Jegliche Art der Diskriminierung kann an das Bedrohungsmanagement gemeldet werden. Dieser Meldeprozess wurde bei der Deutschen Telekom eingerichtet, um Unterstützung in Deutschland und auch international zu gewährleisten.“
Das Ziel bestehe darin, „physisches oder psychisches Leid zu verhindern, unabhängig davon, ob es sich um Vorfälle Zuhause oder bei der Arbeit handele“. Alle gemeldeten Vorfälle würden „ernst genommen und untersucht“ und absichtliches Fehlverhalten entsprechend der anwendbaren gesetzlichen Bestimmungen verfolgt.
„Soll ich lachen oder weinen?“
Ein Twitter-Nutzer schreibt: „‚Nimse‘ soll ich lachen oder weinen? Und Kollegen denunzieren schafft sicher ein tolles Arbeitsklima.“ Und ein anderer: „Wie kann man […] ‚offene und ehrliche Kultur am Arbeitsplatz fördern‘ […], wenn man unter Straf- und Sanktionsandrohung zu einem bestimmten Verhalten gezwungen wird?“
„Dass man jetzt gezwungen wird, anderer Leute Wahnvorstellungen und psychische Probleme als völlig normal hinzunehmen oder abgemahnt zu werden. Einfach nur noch grotesk“, beklagt ein Nutzer. „Da kann man der Telekom nur wünschen, dass ihre internen Meldesysteme zuverlässiger funktionieren als ihre Produkte am Markt“, schreibt ein anderer ironisch.
Vereinzelt gibt es auch gegenteilige Stimmen: „Menschen vor Diskriminierung zu schützen ist natürlich nicht so wichtig wie Internetzugang“, kontert ein Nutzer ironisch. Katzenprinzessin Runa schreibt: „Und es gibt genug Statistiken die zeigen, dass Diskriminierung Unternehmen nur schadet. Genau aus diesem Grund ist es eines der höchsten Ziele jedes Unternehmens das zu verhindern.“
Sprachempfehlungen
Für Spott hingegen sorgen vor allem die Empfehlungen, die richtige Wahl der Pronomen im Umgang mit Transpersonen zu verwenden. Im Handbuch heißt es: „Trans* Menschen wählen Pronomen, die ihre Geschlechtsidentität widerspiegeln.“ Da es in der deutschen Sprache im Vergleich zur englischen keine einheitlichen geschlechtsneutralen Pronomen gebe, stünden in Deutschland statt er/ihm, sie/ihr auch geschlechtsneutrale Pronomen, wie z. B. nin, xier und dey zur Verfügung.
„Ein Beispiel, wie das geschlechtsneutrale Pronomen ‚nin‘ in Gesprächen über eine Person angewendet werden kann: Raheem arbeitet bei der Deutschen Telekom. Nimse Arbeitsumgebung unterstützt nimse Transition. Nin arbeitet gern mit nimsem Team zusammen. Raheem zeigt bei der Arbeit gern nimse Persönlichkeit.“
„Hallo Telekom, hier Nimse bitte meine Kündigung entgegen. Tschuldigung aber wer denkt sich so einen behämmerten Sche…..aus?“, ätzt ein Nutzer. Mit seiner Kündigung ist er nicht alleine. Monique schreibt zurück: „Werde ich dann jetzt wohl auch tun müssen. Das geht echt zu weit.“ Die Nutzerin „Frau und Mutter“ antwortet: „Hab schon vor Monaten gekündigt.“
Ein anderer empfiehlt: „Was die Unternehmen ggf. zum Umkehren bewegen kann sind die Verbraucher – siehe Beispiel Bud Light in den USA. Konsequent, soweit möglich, boykottieren.“ Kingdom Come twittert: „Wir erleben eine Zeit, die so irre ist, dass man allen Mut aufbringen muss, um selber geistig gesund zu bleiben und sich der Gehirnwäsche entgegen zu stellen.“
„Kunstsprache“ geht an Realität vorbei
Obwohl wenig Verständnis für das sogenannte Neusprech zu finden, zeigen einige Kommentare, dass sie für Transpersonen durchaus Verständnis, keine Ablehnung oder Hass haben.
Sayonara, die Friedensschwurblerin schreibt: „Ich könnte mir das nicht merken. Diese ganze LGBTQ Ideologie kommt mit einer völlig neuen Kunstsprache daher, das ist ja als ob ich im Unternehmen in einer Fremdsprache kommunizieren müsste, tagtäglich. Was haben die bitte für einen Betriebsrat? Haben die über noch einen?“
Newlope sieht das ähnlich: „Es ist auch so realitätsfremd. Wir hatten sogar bis letztes Jahr eine Transfrau in der Firma. Im Alltag verständigt man sich, wundert sich vielleicht mal, aber, mit ein bisschen Nettigkeit ud [sic] Verständigung auf allen Seiten, dann findet sich das. Da braucht’s keine Kunstsprache.“
„Sehe ich auch so“, schreibt Sayonara zurück. „Hab auf einem Festival eine Transfrau getroffen. War total gechillt. Die war allerdings auch schon älter und wir hatten andere Themen als ‚Trans’“.
Hier das Telekom-Transgender-Handbuch: pdf
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