ILO: Corona hat weltweit 255 Millionen Vollzeit-Arbeitsplätze vernichtet

Der internationale Gewerkschafts-Dachverband ILO hat in einem Bericht von 255 Millionen Vollzeit-Arbeitsplätzen geschrieben, die durch Corona verloren gegangen seien. Die Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt seien viermal so groß wie die der Finanzkrise 2008/09.
Titelbild
Arbeitslose in Sofia, Bulgarien vor einem Arbeitsamt.Foto: iStock
Von 27. Januar 2021

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat die Corona-Krise als die größte Krise seit der Großen Depression in den 1930er Jahren bezeichnet.

In einem Bericht zu den Auswirkungen der Pandemie schreibt die Organisation, dass weltweit 255 Millionen Vollzeitjobs als Folge von COVID-19 und den darauf gestützten Lockdown-Maßnahmen verloren gegangen seien.

Corona trifft auch die Schattenwirtschaft

Wie das „Handelsblatt“ schreibt, geht die ILO auch von einem Rückgang der Arbeitseinkommen im Jahr 2020 um 3,7 Billionen US-Dollar aus. Formal seien 33 Millionen Menschen durch die Krise arbeitslos geworden.

Allerdings liege die Zahl der Betroffenen um ein Vielfaches höher, da sich nach Schätzung des Dachverbandes 81 Millionen Menschen komplett vom regulären Arbeitsmarkt zurückgezogen hätten.

Noch schwieriger abzuschätzen seien die Konsequenzen für den informellen Arbeitsmarkt, der etwa zwei Milliarden Beschäftigte weltweit umfasse, unter ihnen etwa 724 Gelegenheitsarbeiter oder Tagelöhner, von denen viele weniger als den Mindestlohn erhielten.

Frauen und Jüngere stärker betroffen

Auch die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden sei um 8,8 Prozent zurückgegangen. Die Erwerbsbeteiligungsquote, also der Anteil an Personen im erwerbsfähigen Alter, die tatsächlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, sank weltweit um 2,2 Prozent auf 58,4 Prozent.

Zum Vergleich: Infolge der Weltfinanzkrise 2008/09 betrug der Rückgang lediglich 0,2 Prozent. Der Verlust an Vollzeitstellen durch Corona sei viermal so groß wie damals.

Der Rückgang der Beschäftigung unter Frauen sei mit fünf Prozent noch deutlich drastischer als unter Männern (minus 3,9 Prozent). Junge Beschäftigte seien doppelt so häufig von Jobverlusten betroffen wie ältere.

ILO: Es werden 2021 weiterhin Arbeitsplätze abgebaut

Zu etwa der Hälfte ist das Gesamtvolumen des Rückgangs an geleisteten Arbeitsstunden durch reduzierte Arbeitszeiten bedingt. Dieses Phänomen betrifft vor allem Europa, wo vielfach mit Kurzarbeit auf die Herausforderungen durch die Corona-Krise reagiert wurde.

Die Einkommensverluste belaufen sich auf 4,4 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Dabei sind jedoch Ersatz- oder Unterstützungsleistungen wie das Kurzarbeitergeld nicht eingerechnet. Im zweiten Quartal war der Rückgang der geleisteten Arbeitsstunden mit 18 Prozent besonders hoch. Im vierten Quartal betrug er aber immer noch 4,6 Prozent.

Für 2021 rechnet die ILO immer noch mit Rückgängen bei Beschäftigung und Einkommen, allerdings nicht mehr so stark wie im Vorjahr.

Die Organisation empfiehlt, um dem Trend gegenzusteuern, öffentliche Investitionen, gezielte Maßnahmen für besonders stark betroffene Gruppen und Hilfe für Entwicklungs- und Schwellenländer bei der Beschaffung von Impfstoffen.



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