Auf du junger Wandersmann – Deutsches Volkslied

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Titelbild
Woll'n uns auf die Fahrt begeben, das ist unser schönstes Leben, großes Wasser, Berg und Tal, anschauen überall.Foto: iStock
Von 14. Juli 2018

Auf, du junger Wandersmann,

Auf, du junger Wandersmann,

jetzo kommt die Zeit heran,

die Wanderzeit,

die gibt uns Freud‘!

Woll’n uns auf die Fahrt begeben,

das ist unser schönstes Leben,

großes Wasser, Berg und Tal,

anschauen überall.

An dem schönen Donaufluß

findet man ja seine Lust

und seine Freud‘ auf grüner Heid‘,

wo die Vöglein lieblich singen

und die Hirschlein fröhlich springen,

dann kommt man vor eine Stadt,

wo man gute Arbeit hat.

Mancher hinterm Ofen sitzt

und gar fein die Ohren spitzt,

kein‘ Stund‘ vors Haus ist kommen ‚aus;

den soll man G’sell erkennen

oder gar als Meister nennen,

der noch nirgends ist gewest,

nur gesessen in sei’m Nest?

Mancher hat auf seiner Reis‘

ausgestanden Müh‘ und Schweiß

und Not und Pein, das muß so seon;

trägt’s Felleisen auf dem Rücken,

trägt es über tausend Brücken,

bis er kommt nach Innsbruck ein,

wo man trinkt Tiroler Wein.

Morgens, wenn der Tag angeht

und die Sonn‘ am Himmel steht

so herrlich rot wie Milch und Blut:

Auf, ihr Brüder, laßt uns reisen,

unser’m Herrgott Dank erweisen

für die fröhlich‘ Wanderzeit,

hier und in die Ewigkeit!

Deutsches Volkslied (1855)



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