Auf Helgoland kommen sich Robben und Menschen nah

So nah wie auf Helgoland lassen Robben in der freien Wildbahn Menschen woanders kaum an sich heran. Das ist faszinierend für Fotografen und Touristen, birgt aber auch Risiken.
Titelbild
Eine Kegelrobbe schaut direkt in die Kamera.Foto: Carsten Rehder/dpa
Epoch Times17. Juni 2019

Dicht an dicht liegen die Kegelrobben am Südstrand der Helgoländer Düne in der Sonne. Scheinbar unbeeindruckt von den Strandspaziergängern und Fotografen, die manchmal nur wenige Meter entfernt stehen bleiben, um die Tiere zu beobachten.

Auch Heiner Beck aus Wiesbaden ist ganz fasziniert von den Meeressäugern. „Früher war das noch nicht so“, sagt Beck, der vor 25 Jahren schon einmal auf Deutschlands einziger Hochseeinsel war. Damals habe es nur einige wenige Robben hier gegeben. „Was sich hier jetzt abspielt, das ist schon einmalig“, sagt er. „Das ist ja wirklich hautnah, das ist echt ein Erlebnis.“

Besonders im Sommer kommen am Südstrand häufig Badegäste, Tagesgäste und Meeressäuger auf sehr engem Raum zusammen. Manchmal kommt es bei Interaktionen zwischen Badegästen und Kegelrobben zu leichten Verletzungen. „Auch Strandspaziergänger und Fotografen kommen den Raubtieren manches Mal gefährlich nahe“, sagt Rebecca Ballstaedt, die beim Verein Jordsand auf Helgoland für die Meeressäuger zuständig ist.

„Tiere sind stärker an menschlichen Kontakt gewöhnt“

Die Fluchtdistanz der Tiere auf Helgoland sei deutlich geringer als anderswo, sagte die Meeresbiologin. „Dies liegt wohl auch daran, dass die Tiere hier stärker an menschlichen Kontakt gewöhnt sind.“ Die empfohlenen 100 bis 300 Meter Abstand, die im Nationalpark Wattenmeer zu den Tieren eingehalten werden sollen, können auf Helgoland nicht realisiert werden. Zumindest einen Abstand von 30 Metern sollen Menschen zu den Robben allerdings auch auf Helgoland einhalten. Denn eine weitergehende Gewöhnung an den Menschen soll möglichst minimiert werden.

Auch um die Gäste nicht zu gefährden und den Tieren kein artfremdes Verhalten anzutrainieren“.

Die Menschen hätten anders als etwa vor Wölfen kaum Ängste – wohl weil Robben so niedlich aussehen, sagt Ballstaedt. Dabei sind Kegelrobben mit einer Länge von bis zu drei Metern und einem Gewicht von bis zu 320 Kilogramm die größten Raubtiere Deutschlands.

Es sei ein Spagat, die hohe Anzahl Besucher und die Tiere auf so engem Raum vernünftig zu lenken, sagt Ballstaedt. Um Tiere und Menschen etwas zu trennen und den Tieren etwas mehr Ruhe vor den Badegästen zu bieten hat die Gemeinde-Dünenrangerin Anfang Juli 2018 aus Eisenstangen, Seilen und Infoschildern eine sogenannte Orientierungshilfe am Südstrand aufgebaut. Das Konstrukt gehört zum ganzheitlichen Kegelrobben- und Tourismuskonzept, welches in den vergangenen Jahren gemeinsam mit der Gemeinde entwickelt wurde, um Tiere und Menschen auf verantwortungsvolle Weise zusammenzubringen, sagt Ballstaedt.

Tiere schwimmen weniger im Badebereich der Menschen

Durch die Orientierungshilfe haben Strandspaziergänger eine bessere Möglichkeit einzuschätzen, wie nah sie den Tieren kommen können. Der abgetrennte Bereich, wo die Robben ruhen können ohne aufgescheucht zu werden, wird von den Tieren gut angenommen. Sie schwimmen auch weniger im Badebereich der Menschen.

Nach Angaben des Angaben des Wattenmeersekretariats wurden 2018 insgesamt 6144 Kegelrobben im dänischen, deutschen und niederländischen Wattenmeer erfasst. Als angeblicher Konkurrent der Fischer waren Kegelrobben über die Jahrhunderte in der Nordsee nahezu ausgerottet worden. Heute gibt es im Wattenmeer wieder mehrere Kolonien mit Jungen. Auf Helgoland gab es im Winter 1996/97 erstmals wieder eine Kegelrobbengeburt. Seit dem ist die Zahl stetig gestiegen – auf 425 Geburten in diesem Winter.

„Helgoland hat eine große nationale Verantwortung bei der Wiederbesiedlung des deutschen Wattenmeeres durch die Kegler“, sagt Rebecca Ballstaedt. Es gebe keine eigene Helgoländer Population, sondern die Tiere nutzten die Düne, wenn sie gerade in der Nähe sind.

Wir haben Austausch mit niederländischen, britischen und schottischen Tieren. Aber natürlich kommen einzelne Tiere auch immer wieder zurück, um auf Helgoland ihren Nachwuchs zu bekommen.“

Mittlerweile seien zur Wurf- und Fellwechselzeit auch mal mehr als 1000 Tieren auf der Düne. Ballstaedt betont, dass dies in den vergangenen Jahren ein Viertel bis ein Sechstel des Gesamtbestandes des Wattenmeeres ausmachte. Das zeige, wie wichtig Helgoland für die Wiederkehr der geschützten Kegelrobben ist. (dpa)

Die Menschen haben keine Angst vor den Robben – und umgekehrt offenbar auch nicht. Foto: Carsten Rehder

Robben liegen am Strand der Düne vor Helgoland. Foto: Carsten Rehder



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