„Ihr Scheinheiligen“ – Ein kritischer Blick auf die aktuelle gesellschaftliche Situation

Anlässlich eines Besuches einer Lesung der jungen Autorin Tuba Sarica am 30.10.2019 in Köln möchte ich nicht nur ihr Buch „Ihr Scheinheiligen" empfehlen, sondern auch die Problematik der Parallelgesellschaften in Deutschland aufgreifen.
Titelbild
Tuba Sarica ist eine Deutschtürkin. Ihr Großvater war Gastarbeiter. Aufgewachsen ist sie in Deutschland.
Von 2. November 2019

Die gebetsmühlenartig wiederholte Forderung von Toleranz und Integration hat ohne Zweifel im Kern sicherlich etwas Gutes. Toleranz und Integration sind in erster Linie essenziell, um einer Entstehung von Parallelgesellschaften entgegen zu wirken.

Tuba Sarica schildert eindrücklich, dass mit Parallelgesellschaften nicht nur Ablehnung, Fremdenfeindlichkeit sondern auch Hass einhergeht. Etwas wovor gerne die Augen verschlossen werden. Weil es einfacher ist, wegzuschauen, als Verantwortung zu übernehmen. Oder auch aus Angst in die rechte Ecke gedrängt zu werden.

Sie selbst ist eine Deutschtürkin. Ihr Großvater war Gastarbeiter. Aufgewachsen ist sie in Deutschland. Bis zum Tode ihres Vaters – in früher Kindheit – erlebte sie eine liberale und vergleichsweise offene Erziehung. Nach dem Tod des Vaters wurde der Druck der Parallelgesellschaft zu groß und ihre Mutter wehrte sich nicht dagegen. Stattdessen erlebte Tuba, wie die deutschtürkische Gemeinschaft immer mehr Macht über ihre Mutter bekam.

Tuba schildert, wie sie sich gegen die Parallelgesellschaft aufgelehnt hat. Gegen eine Gesellschaft, die vorgibt sich integriert zu haben, aber tatsächlich nichts von Integration wissen will. Sie zeigt auf, wie deutschlandfeindlich die „Deutschtürkische Community“ in Wirklichkeit ist. Ein Umstand, welcher auch der türkische Präsident Erdogan zu nutzen weiß.

So wird alles, was mit dem Westen zu tun hat, konsequent schlecht geredet und abgelehnt. Tuba spricht mutig aus, was sich viele nicht trauen zu sagen: Dass sich die Deutschtürken – nicht alle, aber doch eine Mehrheit – nicht integrieren wollen. Dass sie insgeheim alles ablehnen, was mit Deutschland zu tun hat und stattdessen die rückwärtsgewandte Ideologie von Erdogan bevorzugen.

Aber sie sagt auch, dass die Deutschen falsch handeln und zwar aus falsch verstandener Toleranz heraus. Aus Angst, als Nazis und Rassisten beschimpft zu werden. So allerdings kann nichts verändert werden. Dies bringt sie treffend auf den Punkt: „Keine Toleranz der Intoleranz.“

Das Buch regt nicht nur zum Nachdenken an. Es will vor allem eines: Die Augen öffnen und einen kritischen Blick auf die aktuelle gesellschaftliche Situation werfen. Dabei stellt Tuba Sarica niemanden an den Pranger. Sie fordert einen offenen Dialog auf Augenhöhe. Nur so können konstruktive Dialoge und Diskussionen entstehen, die etwas bewirken können.

Tuba Sarica bringt diesen Stein mit ihrem Buch, diversen Lesungen und weiteren Beiträgen ins Rollen. Dies selbstredend gegen Widerstand aus ihrer eigenen Familie, welche ihr Buch nicht gelesen hat und meidet, und der „Deutschtürkischen Community“.

Tuba Sarica
Ihr Scheinheiligen
224 Seiten
Heyne Verlag;  Originalausgabe (14. Mai 2018)
ISBN-10: 3453604733
14,99 €  bei Amazon und im Buchhandel

 



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