Dem Glücklichen schlägt keine Stunde – Wie Sie der Zeit das Drängen abgewöhnen

Teil 1: Auf der Überholspur für Geld
Von 5. November 2008

„Der Mensch kommt immer schneller dort an, wo er immer kürzer bleibt.“
(Unbekannter Verfasser)

Wer hat schon Zeit? Es soll zwar welche geben, die die Zeit sogar totschlagen, doch den meisten scheint sie durch die Finger zu rinnen, bevor sie überhaupt zuschlagen könnten. Andere laufen der Zeit sogar hinterher. Im Zeitalter von Fastfood, Mikrowelle, Spülmaschine und Saugroboter müssten wir doch ganz viel Zeit übrig haben, die wir gespart haben. Stattdessen empfinden wir Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Stadt als Zumutung – da wir es doch so eilig haben!

Zeitnot, Hektik, Stress. Die 24 Stunden des Tages sind immer wieder zu knapp. Manche versuchen, diesem Problem mit ausgefeilten Zeitplänen und minutiös kalkulierten Terminen beizukommen. – Oft mit dem Ergebnis, dass sie nicht mehr Zeit haben, sondern ihr Stress straffer organisiert ist.

„Ich trage nie eine Uhr. Uhren sind Peitschen für all jene, die sich als Rennpferde missbrauchen lassen.“
François Mitterand (1916-1996)

Wo laufen Sie denn?

Einige rennen und rennen, um Minuten zu sparen. Und wenn sie dann abends tatsächlich eine halbe Stunde eher zu Hause sind, sind sie von dem Stress so erledigt, dass sie für den Rest des Abends nur noch Energie haben, um sich vom Fernsehprogramm berieseln zu lassen.- Inklusive Werbung, die ihnen Zufriedenheit durch Produkte verspricht. (Immerhin schaut man das auf einem teuren Flachbildschirm. Man gönnt sich ja sonst nichts.) Wäre es da nicht besser gewesen, doch eine halbe Stunde mit dem alten Freund zu klönen, den man beim Einkaufen getroffen hat? Oder mit entspanntem Nacken und dafür wacheren Sinnen zu arbeiten? Oder sogar einen Umweg auf dem Weg nach Hause zu fahren, um noch den Blick auf eine schöne Gegend zu genießen?

„Gib Deinen Stunden mehr Leben statt Deinem Leben mehr Stunden.“
(Unbekannter Verfasser)

Diverse Studien haben belegt: Ein Leben auf der Überholspur macht krank! Ob Haarausfall oder Herzinfarkt, Konzentrationsstörungen oder Krebs: Der Körper scheint sämtliche Register zu ziehen, um auf das Ungleichgewicht im Leben aufmerksam zu machen. Zu einem ausgewogenen Leben gehört es auch Muße zu haben: Zeit für besinnliche Momente, für spontane Ideen, für befriedigende Kontakte und für frische Luft.

„Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint, das uns verbraucht, sondern als etwas, das uns vollendet.“
Antoine de Saint Exupéry

„Ja, ich würde ja gern. Aber ich weiß nicht wie!“, rufen einige, „bevor ich dazu komme, ist der Tag schon wieder rum.“
Wenn es keinen Platz für besinnliche Stunden in unserem Leben gibt, unser Leben also nicht in Balance ist, dann gilt es, die schwere, überfüllte Waagschale zu inspizieren. Darum geht es in dieser Serie: Womit verbringen wir die 24 Stunden des Tages? Was ist das Unwesentliche, das uns die Zeit für Wesentliches nimmt? Und was ist so wichtig, dass es unbedingt in die Waagschale gelegt werden soll? Wo schleichen sich Zeitdiebe ein und wo halten wir ihnen auch noch die Tür auf?
In diesem Teil geht es um unser Verhältnis zur Zeit und zum Geld.

Geld oder Leben!

Geld regiert die Welt, sagen viele, doch wer entscheidet, was in Ihrem persönlichen Leben die Hauptrolle spielt? Für unseren Lebensunterhalt müssen wir selbstverständlich Geld verdienen. Wo es um die Finanzen geht, ist es klug, den Dingen, bei denen es um das meiste Geld geht, Priorität zu geben: Man kümmere sich zuerst um die großen und dann um die kleinen Summen. – Das ist eine einfache aber nicht zu vernachlässigende Regel.

Geld sollte jedoch niemals Selbstzweck sein. Viele meinen, viel Geld und das, was man sich dafür kaufen kann, könnte uns zu-frieden machen. Oder wir hoffen sogar, dass es uns all die guten Dinge ersetzt, die wir beim eifrigen Streben nach Geld unterwegs verloren haben: Gesundheit und innerer Frieden.

Ist es nicht paradox, viele Stunden zu arbeiten, um sich Ersatzbefriedigung für fehlende Mußestunden leisten zu können? Eine interessante Frage bei künftigen Entscheidungen, ob Sie für etwas Geld und/oder Zeit investieren wollen, ist daher: Bringt es mir (oder anderen) Frieden? Vielleicht würde es Ihnen mehr Frieden geben, wenn Sie sich einen Tag unbezahlten Urlaub gönnen? Axel Schlote rät in seinem Buch ‚Du liebe Zeit‘: „Messen Sie Ihren Wohlstand in Zeit.“

„Die Zeit vergeht nicht schneller als früher, aber wir laufen eiliger an ihr vorbei.“
(George Orwell)

„Das müsst ihr haben!“

„Schön und gut“, sagen Eltern, „aber haben Sie eine Ahnung, was Kinder heute für Ansprüche haben? Und wie teuer das alles ist, was die sich wünschen!“ Ja, allein Schulbücher und Klassenfahrten kosten viel Geld. Und obendrein werden die Kids heute gezielt mit Werbung bombardiert: „Das müsst ihr haben!“ Doch wäre es sicher einen Versuch wert, zu testen woran Kinder mehr Freude haben: Wenn wir ihnen ein teueres Telespiel und diese außerirdisch wirkenden Monsterpuppen kaufen, oder wenn wir für wenig Geld eine Frisbeescheibe besorgen und uns die Zeit nehmen, mit den Kindern gemeinsam in den Park zu gehen und mit ihnen Frisbee zu spielen – bis es dunkel wird und man die Scheibe nicht mehr sehen kann.

Leider ist es so, dass viele Kinder durch zu viel Werbung schon verdreht sind und glauben, sie würden sich Dinge wünschen, an denen sie dann doch keine wirkliche Freude haben. Eines der besten Dinge, die man für sie tun kann, ist vermutlich, ihnen das zu geben, wonach sich jedes Kind im Grunde sehnt: unsere Zeit und ungeteilte Aufmerksamkeit.

„Jetzt oder nie: U(h)rplötzlich blieb der große Zeiger beim kleinen stehen und sagte: Jetzt haben wir endlich Zeit für uns…“
(Unbekannter Verfasser)

Teilzeitarbeit

Kämen Sie ganz gut mit weniger Geld aus und würden gern weniger arbeiten, um mehr freie Zeit zu haben? Seit 2001 haben Arbeitnehmer Anspruch auf Teilzeitarbeit, wenn ihr Arbeitsverhältnis seit mehr als sechs Monaten besteht und ihr Arbeitgeber sie in der Regel mehr als 15 Arbeitnehmer beschäftigt. Die Arbeitnehmer müssen ihren Wunsch auf eine geringere Arbeitszeit drei Monate vorher ankündigen, eine Begründung brauchen sie nicht anzugeben. Arbeitnehmer und Arbeitgeber suchen dann gemeinsam nach einer Lösung, wie die Arbeitszeit im Interesse beider Parteien verkürzt wird. Im Einzelfall kann der Arbeitgeber den Wunsch auf Teilzeit jedoch aus betrieblichen Gründen ablehnen, spätestens einen Monat vor dem gewünschten Teilzeitbeginn muss der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer schriftlich mitteilen, ob er der Teilzeit zustimmt oder nicht. Unterlässt er dies, verringert sich die Arbeitszeit automatisch.

„Die modernste Form menschlicher Armut ist das Keine-Zeit-Haben.“
Ernst Ferstl

Weniger zu arbeiten, um mehr Zeit zu haben, ist schwierig für allein erziehende Eltern und für all jene unter uns, die so schlecht bezahlt werden, dass sie viele Stunden arbeiten müssen, um überhaupt das Nötigste zu bezahlen. Doch gerade für sie ist es wichtig, bewusst mit ihren Stunden umzugehen, denn sie brauchen Zeit, in der sie auftanken und Ideen für bessere Lebensbedingungen entwickeln können. In den nächsten Folgen geht es um Zeitdiebe und wie Sie Haushalt und Arbeit effektiver gestalten, damit Sie mehr Zeit für das haben, was Ihnen wichtig ist.

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 45/08

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