„Der Rest ist Trinkgeld, Schätzchen“

Wenn ein Schuhmacher aus dem Nähkästchen erzählt
Titelbild
Mein Schuhmacher – Wiebke Knackstedt, Lothar Müller und Enkelin Janine freuen sich auf das Jubiläum.Foto: Wendy Jiang/The Epoch Times

Schuhmachermeister Müller feiert Jubiläum an der Horner Landstraße, Hamburg. Die beste Gelegenheit für seine Gesellin Wiebke Knackstedt von ihrer Lieblings-Stammkundin zu erzählen, die ihre völlig abgelaufenen Kork-Plateausandalen zum Aufarbeiten abgab und dafür ein äußerst großzügiges Honorar im Voraus zahlte: „Sie gab mir 200 Euro, koste es was es wolle – der Rest ist Trinkgeld, Schätzchen, hat sie gesagt.“

Was passiert in der Schuhmacherei hinter dem Ladentisch, nachdem man seine abgelaufenen Schuhe, die kaputte Ledertasche oder einen Pferdesattel zur Reparatur gebracht hat? Wer das schon immer wissen wollte, hat Mitte Juni einen ganzen Tag lang Gelegenheit, es zu erfahren – bei Lothar Müller, Inhaber von „Mein Schuhmacher“, der traditionellen Schuhmacher- und Sattlerwerkstatt an der Horner Landstraße. An diesem Tag wird nicht an laufenden Aufträgen gearbeitet, sondern allen Interessierten volle Aufmerksamkeit geschenkt und ein Jubiläumsrabatt eingeräumt.

Offene Werkstatt: am 15. Juni von 8 bis 20 Uhr in Horn

Am 15. Juni 1985 eröffnete Lothar Müller seinen Betrieb in Hamburg-Horn. Bald wurde die Werkstatt zu klein, 1991 zog er ein Haus weiter in ein leer stehendes Ladengeschäft um. Meister Müller und seine jungen Mitarbeiterinnen, Gesellin Wiebke Knackstedt und seine Auszubildende, Enkelin Janine, freuen sich auf das Jubiläum. „Es gab auch Krisen“, räumt Müller ein. Er berichtet vom Unmut vieler Kunden, denen vor ein paar Jahren die Dienstleistung bei Reparaturen stets zu teuer erschien. Sie zeigten kein Verständnis dafür, dass ein Betrieb mit Personal auch kostendeckend arbeiten muss. Das habe ihm zeitweise die Lust an der Arbeit genommen. Die schwierigen Zeiten traten jedoch angesichts vieler zufriedener Kunden und deren Anerkennung für die Leistung des Teams wieder in den Hintergrund.

Gutes bleibt nachhaltig in Erinnerung

Meister Müllers lustigster Auftrag war die Anfertigung von Brustgeschirren für vier Meerschweinchen, damit der Kunde sie im Garten an der Leine spazieren führen konnte. Spezialaufträge gab ihm das Fernsehen: Müller produzierte für die Serie „Großstadtrevier“ Gebrauchsspuren an den Revolverhalftern der Polizisten, damit sie im Film echt wirken. „Es ist wichtig, dass man sich für jeden Kunden die Zeit nimmt“, sagt Wiebke Knackstedt. Ihre Erfahrung: gute Pflegemittel, die ihren Preis haben, verkaufen sich am besten, wenn man dem Kunden die Wirkung direkt am Schuh zeigt. Müller sagt: „Wir sind ein Fachgeschäft, wir beraten den Kunden so gut wie möglich, das ist unser Vorteil.“

 



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