Die letzte „Lindenstraßen“-Folge heißt „Auf Wiedersehen“

Am 29. März kommt die 1758. und damit die letzte Folge der "Lindenstraße" ins Fernsehen. Es ist noch streng geheim, wie Deutschlands längstlebige Seifenopfer aus dem Fernsehleben scheidet.
Titelbild
In der «Lindenstraße» gehen die Lichter aus.Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Epoch Times22. März 2020

Fliegt am Ende in der „Lindenstraße“ alles in die Luft? Gibt es einen von Erfinder Hans W. Geißendörfer dirigierten Abschiedssirtaki vor dem „Akropolis“? Es ist noch streng geheim, wie Deutschlands längstlebige Seifenopfer am 29. März aus dem Fernsehleben scheidet. Doch auch die 1758. und damit letzte Folge soll mit einem der legendär gewordenen Cliffhanger Neugier wecken – und ein Star der ersten Stunde träumt vom Comeback in einem Film.

Der letzte Drehtag ist schon lange vorbei, im Dezember stand die Crew der WDR-Produktion noch einmal vor den Kameras. Aber die „Lindenstraße“ wäre nicht die „Lindenstraße“, wenn die Macher nicht wie immer eine Prise Aktualität einstreuen würden. So schaffte es gerade auch die Corona-Krise durch eine Radionachricht bei Mutter Beimer in eine der jüngsten Folgen.

Aber dass Corona auch in der in Köln produzierten Serie über eine Münchner Wohnstraße eine Rolle spielt, sorgt mittlerweile für keinerlei Aufsehen mehr. Die Rolle als Pulsmesser der Deutschen verlor die „Lindenstraße“ schleichend – und auch die Rolle als einer der Aufreger der Nation.

Spiegelbild vieler Alltagsprobleme

Als am 8. Dezember 1985 die erste Folge lief, war das noch ganz anders. Zwar zerriss die Kritik die nach dem britischen Vorbild „Corronation Street“ entstandene Serie, über vermeintliche Laienschauspieler wurde gespottet. Aber das Publikum schloss seine „Lindenstraße“ ins Herz.

Auf Zuschauerzahlen um die 15 Millionen schnellte die Einschaltquote schnell hoch, sonntagabends saßen die Deutschen ganz selbstverständlich vor dem Fernseher. Und am Montag sprachen sie auf der Arbeit darüber, was bei den Beimers, Zenkers oder Dr. Dressler gerade wieder los war.

Vor allem die Beimers mit ihren drei Kindern wurden zum Spiegelbild vieler Alltagsprobleme. Vater Hans ging bald mit Anna Ziegler fremd. Als Mutter Helga mitbekam, dass die Geliebte schwanger war, schmiss sie ihn raus. Gerade Marie-Luise Marjan spielte sich in eine Rolle der neuen Mutter der Nation – mit einer so intensiven Art, dass dies von der Fernsehrolle ins echte Leben übersprang.

Marjan erzählte vor einigen Wochen der „Süddeutschen Zeitung“, dass ihr Filmsohn Klausi irgendwann nach Hause gekommen sei und seine leibliche Mutter gefragt habe: „Mama, wer ist denn jetzt meine Mama?“

Die Authentizität im alltäglichen Umgang, dazu die ständige Aktualität bei gesellschaftlichen Problemen – vermutlich gehörte das mit zu den Erfolgsgründen der Anfangsjahre. Ende 1988 etwa starb die Figur Benno Zimmermann an Aids. Geißendörfer wählte eigens keinen der Homosexuellen in der Serie, sondern den heterosexuellen Urbayern – um zu zeigen, dass es jeden treffen kann.

Die in der frühen Phase der Serie in Deutschland oft noch verdeckt gelebte Homosexualität brachte die „Lindenstraße“ offen in die deutschen Wohnzimmer – ein Kuss von Carsten Flöter und Robert Engel 1990 gilt als der erste Kuss zwischen Schwulen im deutschen Fernsehen. Diese zeitgenössischen Diskussionen liefen noch heiß, spätere etwa mit einem zum Islam konvertierten Charakter mit Terrorverbindungen dann schon weniger.

Fortsetzung ausgeschlossen

Bei etwa zwei Millionen lag die Einschaltquote zuletzt. Auch die Proteste gegen das Ende der Serie fielen in der Summe überschaubar aus. Erfinder Geißendörfer empfindet es dennoch als „eine Beleidigung“, dass der Großteil seines Sendeplatzes nun der „Sportschau“ gegeben wird, wie er der „Süddeutschen“ sagte.

Die letzte Folge trägt den Titel „Auf Wiedersehen“. Eine Fortsetzung schloss Geißendörfer dennoch aus. Dafür träumt Andrea Spatzek, die als Gabi Zenker fast von Anfang an dabei war, von einer Zukunft. „Lindenstraße – der Film“ – das könne eine Idee für die Zukunft sein, sagte sie der „Süddeutschen“. (afp)



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