„Emperor“ – Faszinierender Historienfilm über das Nachkriegs-Japan

Titelbild
Szene aus dem Historienfilm "Emperor".Foto: Kirsty Griffin/Roadside Attractions
Von 4. April 2013

 

„Emperor“ – ein Film, der nicht nur der amerikanischen Geschichtsaufarbeitung dient, sondern durchaus auch universellen Charakter besitzt. Die Kultur Japans, die dem Westlichen oft so fremd und unverständlich erscheint, hier bekommt man ein näheres Verständnis über ein Volk, dessen Charakter einst von bedingungsloser Hingabe an seinen Kaiser und bestimmten Moralvorstellungen geprägt war.

Stelle man sich vor, die Amerikaner würden ihren Präsidenten für einen lebendigen Gott halten. Grotesk! Allein schon die Idee übersteigt unsere Vorstellung. Aber genau das war die aus dem Altertum übernommene Anschauung der Japaner über ihren Kaiser Hirohito.

Es ist Ende des Zweiten Weltkrieges; Atompilze verdüstern den Himmel über Hiroshima und Nagasiki. Die amerikanischen Politiker wollen wissen, ob der japanische „Gott“ Hirohito den Pearl Harbor Angriff angezettelt hatte. Jemand muss der Sache auf den Grund gehen. Der poetisch daher kommende Film „Emperor“ erzählt diese Geschichte.

Wir lernen den US Brigadegeneral und Japan Spezialisten Bonner Fellers (Matthew Fox) kennen. Sein Vorgesetzter, der Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen, General Douglas MacArthur (Tommy Lee Jones) – mit Generalsmütze, Pilotensonnenbrille und einer lächerlich langen Maiskolbenpfeife – überträgt ihm den Auftrag. Feller soll entscheiden, ob der Kaiser Hirohito als Kriegsverbrecher gehängt werden muss oder nicht. Dabei ist Feller sich durchaus bewusst, dass diese Angelegenheit mit Glacéhandschuhen behandelt werden muss. Eine falsche Geste oder eine vorschnelle Entscheidung, die den Kaiser kriminalisiert, kann Tumulte auslösen, von einer langen und teuren Okkupation ganz zu schweigen. Er hat zehn Tage Zeit für die Erfüllung seines Auftrags. Zehn.

Der delikaten Geschichte fahren noch zwei weitere, nicht ganz unwichtige Akteure in die Parade. Die eine ist die japanische Austauschstudentin, Fellers Liebesaffäre aus seiner Collegezeit. Sie hatte ihn plötzlich verlassen und er fand nur einen Zettel mit der Aufschrift: Lebe wohl! Letztendlich beeinflusste sie seine militärischen Entscheidungen in nicht ganz unerheblichem Maß – er hatte Bombardements von ihrer Heimat abgelenkt . Der andere ist ein General mit Namen Richter (Colin Moy), ein hinterlistiger Rivale, der Fellers Arbeit sabotieren will. Er verkörpert Amerikas Rachedurst für Pearl Harbor und will Hirohito hängen sehen.

Von einem japanischen Dolmetscher und einem Fahrer unterstützt, die er anfänglich schlecht behandelte, macht sich Feller auf, um hochrangige japanischen Kriegsgefangene zu befragen und um heimlich seine wahre Liebe zu finden. Während dieser Feuerprobe reift Fellers Menschlichkeit heran, mit der er die Fähigkeit erlangt, die schwerwiegende Entscheidung zu treffen, die zur heutigen Beziehung zwischen Japan und den Vereinigten Staaten geführt hat.

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Es ist ein faszinierender Historienfilm, eine fesselnde Darstellung und ein wunderbarer Geschichtsunterricht. Die Namen Pearl Harbor, General MacArthur und Hiroshima schlummern ständig im amerikanischen Unterbewusstsein, aber viele kennen die Geschichte  wahrscheinlich  nicht, oder haben das Drama nicht selbst miterlebt, das sich hinter seiner Auflösung verbirgt. Die Kameraführung fängt die Atmosphäre des grünen Bambus, der sorgfältig angelegten japanischen Gärten und der ausgebombten Metropolen auf wunderbare Weise ein. Der Zuschauer erlebt die japanische Kultur des auf dem Boden sitzen und Sake trinken sowie Söhne, die sich beim Gruß bis zum Boden verneigen.

Dann die Gespräche über die totale Hingabe der Japaner zu bestimmten Werten und darüber, wie der pazifistische Kaiser seinem Volk sagte, „das Unerträgliche zu ertragen“, und sieben Millionen Soldaten ohne Wenn und Aber ihre Waffen nach seinem göttlichen Willen niederlegten.

Sehr berührend sind die Szenen, in denen Feller von grimmigen Wachen ein persönliches Treffen mit Fumimaro Konoe, dem früheren Premierminister Japans verlangt.

Konoe sagt: „Eure Bomben haben aus unseren Kindern Schatten an den Wänden gemacht“. Er rezitiert mit aller feierlichen Erhabenheit ein Tanka Gedicht, das der Kaiser geschrieben hatte. Dann verneigt er sich. Wir spüren den Geist des Shinto. Wir erfahren,  dass  man den alten Kodex der japanischen Krieger versteht, wenn man Hingabe, Loyalität und Gehorsamkeit versteht.

Wir erfahren, dass der Kaiser wie ein Einsiedler lebte, wie er sich gegen das Militär behauptet hatte, wie er zu seinem Wort stand.

Wegen der mutmaßlichen Unschuld des Kaisers will MacArthur ihn zum Tee treffen, ihm in die Augen schauen und herausfinden, was für ein Mann der Kaiser ist. Es sagt: „Ich habe noch nie einen Kaiser getroffen. Von einem Gott ganz zu schweigen“. Für ein Treffen mit Gott gibt es Verhaltensregeln: „Man darf ihn nicht berühren, man darf ihm nicht in die Augen schauen, man muss immer zu seiner Linken stehen, keine Fotos machen“ und so weiter.

Um herauszufinden, ob sich der arrogante MacArthur zu benehmen weiß, wie das ehrliche und einfache Gespräch zwischen einem Mann und einem Gott ausgegangen ist, und wie Amerika und Japan ihren Groll überwunden haben, dafür muss man sich diesen ausgezeichneten Film anschauen. Der Kinostart in Deutschland ist allerdings noch unbekannt.

Originalartikel in Englisch:

http://www.theepochtimes.com/n2/arts-entertainment/movie-review-emperor-358358.html

 

 



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