ABC & Einmaleins – Lernspiele aus vier Jahrhunderten

Hinter der prächtigen Renaissance-Fassade des Nürnberger Spielzeugmuseums in der Karlstraße tut sich eine Welt der Fantasie, des Kunsthandwerks und des Spielens auf. Spielzeug zeigt das Leben von früher in Miniatur.
Epoch Times24. Januar 2011

Zinnfiguren, liebevoll gewartete Modelleisenbahnen, Kaufmannsläden, Puppenhäuser, Blechspielzeug und Holzspielzeug, Puppen gekleidet im Mode-Stil ihrer Epoche sind kulturelle „Zeitzeugen“.

Als der Kupferstecher John Spilsbury im 18. Jahrhundert eine Landkarte von Großbritannien auf ein Holzbrettchen klebte und sie entlang der Grenzlinien der verschiedenen Grafschaften zersägte, war das erste jigsaw puzzle ( Laubsägenrätsel) entstanden. Er verkaufte es als Lehrmittel zur Erleichterung des Erdkundeunterrichts.

Das Puzzle ist aber nicht der einzige „Pauker“ unter den Spielen: Auch das Quartett wurde mit einem Lehrauftrag erfunden. Das von vielen Kindern heiß geliebte Kartenspiel hat seinen Ursprung in Wissenskarten, die Fakten und dazu passende Abbildungen präsentierten. Ob Hunderassen oder Sportwagen, voller Begeisterung beschäftigte sich so manches Kind gerne mit Widerristhöhe von Kleinhunden, Pferdestärken von Mittelmotoren und anderem.

Das spielende Kennenlernen von Tieren und Pflanzen oder ferner Länder förderte das Wissen der kleinen Wissbegierigen in Naturkunde und Geographie.

Jeder hat sein Steckenpferd

Spielend bereiten und bereiteten Kinder sich auf das Leben vor: Kleine Mädchen lernten mit der Puppenküche samt kleinem Ofen in einem Haushalt zu wirtschaften. Die Babypuppe war Puppenmamas liebster Schatz. Die Jungs spielten mit technischen und kriegerischen Spielzeugen wie Zinnsoldaten und Rittern.

Kindliche Neugier ist sprichwörtlich: Mit allen Sinnen die Welt erobern und lernen ist angeboren. Sich Wissen anzueignen macht naturgemäß Spaß, wenn es spielerisch vermittelt wird. Eltern unterstützen seit Generationen ihre Kinder zu Hause – vorbereitend oder begleitend zur Schule – beim Erlernen von Lesen, Schreiben oder Rechnen.

{Q}

Viele Lernspiele sollten auch die Kenntnisse in Religion, Fremdsprachen und Geschichte vertiefen. Später kamen Beschäftigungsspiele zu Kunst, Werken und Handarbeiten dazu.

ABC, die Katze lief im Schnee

Das Nürnberger Spielzeugmuseum zeigt nun eine Ausstellung über Lernspiele aus vier Jahrhunderten mit zahlreichen Leihgaben aus der Sammlung Dieter Mensenkamp aus Detmold. Die Geschichte der Lernspiele vom 17. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wird dort nachvollzogen, denn bereits im 17. Jahrhundert waren Spiele zum Erlernen des Alphabets verbreitet. Für Bürgerkinder kamen im 18. Jahrhundert Gesellschaftsspiele und Spielkarten zu den verschiedensten Lerngebieten wie etwa der Pflanzen- und Tierkunde in den Handel.

Im 19. Jahrhundert förderten Beschäftigungsspiele auf der Grundlage der pädagogischen Ideen Friedrich Fröbels die praktisch-ästhetische Bildung von Kindern. Eine ganze Industrie für Lern- und Beschäftigungsspiele entstand, die sich mit dem Voranschreiten der Technik im 20. Jahrhundert auch modernen Themen wie etwa der Verkehrserziehung zuwandte.

Ein Schatz aus Spielen und Büchern

Nürnberg blickt auf eine 600-jährige Spielzeugtradition und ist seit 1950 Sitz der Internationalen Spielwarenmesse, der weltgrößten ihrer Art. Mit dem Deutschen Spielearchiv ist Nürnberg im Besitz eines wissenschaftlich aufgearbeiteten Fundus von über 30.000 Spielen, einer Fachbibliothek mit rund 7.000 Bänden sowie dem Nachlass berühmter Spieleautoren wie Alex Randolph und Peter Pallat: Dies ist die größte Spielesammlung der Zeit nach 1945 in Europa.

Zur Ausstellung gibt es als Begleitprogramm einen Spiel- und Lernparcour und ein museumspädagogisches Angebot des Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrums (KPZ) der Museen in Nürnberg. (red)

Spielzeugmuseum
Karlstraße 13-15
90403 Nürnberg

Tel.: 0911/231-3164

Die Ausstellung über Lernspiele geht nur noch bis 20. Februar 2011.



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion