„Aha, das kann ich kaufen“

Die Veranstalterin der Fine Art Fair, Christine von Adelmann, im Interview
Titelbild
(Fine Art Fair)
Epoch Times23. September 2009

Es ist zum zehnten Mal, dass in diesem Jahr vom 1. bis 4. Oktober die „Fine Art Fair Hamburg“, eine kleine und exklusive Kunstmesse, im Museum für Kunst und Gewerbe stattfindet. 19 Aussteller aus unterschiedlichen Kunstbereichen werden auf rund 600 Quadratmetern mit ausgewählten Objekten und Bildern von der Antike bis zu zeitgenössischen Werken und Fotografie vertreten sein. Dabei richte sich die Messe nicht nur an Museen und private Sammler sondern möchte allen Interessierten Kunst vermitteln, so die Veranstalterin Christine von Adelmann von der Agentur für Kunst und Kultur.
Die Epoch Times sprach mit Frau von Adelmann über die Messe und ihre Beziehung zur Kunst

Epoch Times: Welche Rolle spielt der Kunsthandel verglichen mit Objekten in Museen?

Christine v. Adelmann: Wenn man die Objekte nur im Museum sieht, hat man eine gewisse Distanz dazu, beim Handel sieht man aber „aha, das kann ich kaufen“. Die Museen kaufen letztendlich ja auch im Handel oder aus musealen Privatsammlungen und umgekehrt kann der Privatmann im Handel oder bei Auktionen museale Stücke erwerben. Der Handel hat eine zentrale Stellung, die er – teilweise – den sehr engagierten Auktionshäusern abgetreten hat.

Epoch Times: Welche Auswirkung hat die Wirtschaftskrise auf den Kunsthandel?

v. Adelmann: Bei der zeitgenössischen Kunst ist jetzt natürlich ein Einbruch zu spüren. Was jedoch immer gefragt ist und was auch auf unserer Messe angeboten wird, ist erstklassige Qualität. Da gibt es keinen Rückgang. Es kann auch ein Investment sein, um Geld gut zu parken. Momentan ist das Problem eher, dass sehr viel weniger Ware auf den Markt kommt, wer nicht verkaufen muss, wartet ab.

Epoch Times: Wo ist der Unterschied zwischen dem Kauf auf einer Auktion und dem Kauf auf Ihrer Messe?

v. Adelmann: Unsere Händler müssen alle erstklassige Ware ausstellen, zudem steht ein Händler mit seinem Namen für die Einzigartigkeit und Echtheit seiner Objekte und muss dazu Nachweise erbringen. Bevor die Ausstellung eröffnet wird, werden die Stücke von einer Jury geprüft, die sich größtenteils aus Kuratoren des Museums für Kunst und Gewerbe und der Kunsthalle zusammensetzt. Der Händler bleibt auch nach dem Kauf Partner des Kunden, berät bei weiteren Käufen, bringt Objekte oder Gemälde zur Ansicht, nimmt gegebenenfalls Dinge zurück, wenn der Sammlergeschmack sich ändert oder berät, wenn Verkäufe anstehen.

Epoch Times: Stichwort Nachweise zu Kunstobjekten – wie ist denn gesichert dass auf der Messe keine Fälschungen angeboten werden?

v. Adelmann: Unsere Aussteller müssen entweder eine lückenlose Provenienz zu den Objekten mitbringen, oder aber andere Nachweise wie Röntgenverfahren erbringen, die bestätigen, dass die Objekte geprüft und echt sind, bzw. dem entsprechen als was sie angeboten werden. Natürlich steht auch der Name des Händlers dahinter – sie bürgen mit ihrem Ruf. Sollte etwas nicht echt sein, ist der Namensverlust zu seinem eigenen Schaden. Gerade auf diesem hohem Niveau gibt es nur mehr eine kleine Gruppe von Händlern, die alle miteinander verknüpft sind – und da spricht sich so etwas sehr schnell herum.

Christine von Adelmann vor ihrem Lieblingsbild ohne Namen – ein Polaroid vergrößert und auf Alu-Dipond aufgedruckt. (Alexander M. Hamrle/The Epoch Times)
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'/>Christine von Adelmann vor ihrem Lieblingsbild ohne Namen – ein Polaroid vergrößert und auf Alu-Dipond aufgedruckt. (Alexander M. Hamrle/The Epoch Times)

Epoch Times: Was möchten Sie mit der Messe erreichen?

v. Adelmann: Wir möchten, dass die Messe ein Meeting Point für Kunstliebhaber auf internationalem Niveau wird. Wir wollen mit der Messe jüngere Generationen ansprechen und Wissen zur Kunst vermitteln. Es geht uns darum, eine offene Atmosphäre zu schaffen, wo man alle Fragen stellen kann und warum etwas so teuer ist, das hat ja gute Gründe. Zur Erleichterung des Gesprächs zwischen Ausstellern und Kunden haben wir seit vier Jahren Scouts eingeführt. Diese machen kleine Führungen, erklären was gewisse Objekte sind und vermitteln den Kontakt zwischen Besuchern und Ausstellern. Zudem machen sie jeden Tag um 11 und um 15 Uhr öffentliche Führungen.

Epoch Times: Bestünden zwischen Ihrer Messe, der „Fine Art Fair“, und der „Fine Art Hamburg“ in den Deichtorhallen Chancen zur Kooperation?

v. Adelmann: Die Messe in den Deichtorhallen war ursprünglich immer im Frühjahr und hieß „Kunstmesse Hamburg“. Im letzten Jahr hat sie sich sehr kurzfristig umbenannt und war plötzlich eine Woche nach uns im Herbst. Das hat natürlich für Verwirrung gesorgt und tut es noch. Wir haben einen anderen Zuschnitt: wir sind durch Qualität definiert und die Deichtorhallen durch Breitenwirksamkeit, da ist es nicht so teuer. Das eine ist nicht besser als das andere, es ist unterschiedlich. Es gibt auch keine Aussteller, die bei beiden Messen ausstellen. Ein Zusammengehen wäre für uns schwierig, da unser Erfolg gerade auf der klaren Struktur beruht. Zudem sind wir dem Museum seit nunmehr 10 Jahren verbunden und dort sind die Räumlichkeiten begrenzt.

Epoch Times: Was können museale Kunstwerke Sammlern geben?

v. Adelmann: Das ist eine gute Frage. Viel ist eine Bildungsfrage. Man kann aber auch etwas spontan schön finden und sich erst dann, also sekundär mit der Geschichte dazu auseinandersetzen. Es kann auch so sein, dass ein Sammler einen antiken Torso kauft und ihn an verschiedenen Stellen, beispielsweise vor einem expressionistischen Gemälde aufstellt, und einfach auf sich wirken lässt – was sagt mir das Kunstwerk in welcher Umgebung, woran erinnert es mich. Man kann Kunst natürlich auch als reines Investment sehen, das ist ebenso legitim. Natürlich gibt es auch Prestigeobjekte. Wenn man zu Geld gekommen ist, kann das Werk eines berühmten Malers, das man sich an die Wand hängt, aber auch ein Einstieg sein, sich intensiver mit Kunst auseinander zu setzen.

Epoch Times: Was hat ihnen die Beschäftigung mit der Kunst gebracht?

v. Adelmann: Es hat mir sehr viel Freude, Wissen und Kontakte gebracht, auch zu Menschen, denen ich sonst nicht begegnet wäre, ganz junge Sammler und viele Künstler. Man sieht die Dinge anders, wenn man sich mehr damit beschäftigt. Ich habe seit dem vergangenen Jahr einen Aussteller, der sich mit außereuropäischer Kunst, Schwerpunkt Afrika, Ozeanien, beschäftigt und dann kaufe ich mir plötzlich ein Buch darüber und lese mich in das Thema ein. Ich beschäftige mich mit Dingen, auf die ich sonst womöglich nie gekommen wäre.

Epoch Times: Wir danken für das Gespräch

Das Interview führte Alexander M. Hamrle

(Fine Art Fair)
(Fine Art Fair)


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