Architektenpreis in Miami posthum an Frei Otto vergeben – Er erschuf geniale Zeltdächer
Miami – Zwei Monate nach seinem Tod ist Frei Otto mit dem Pritzker-Preis für Architektur geehrt worden. Der Deutsche, der mit der Konstruktion des Münchner Olympiadaches berühmt geworden war, bekam die als wichtigste Architekturpreis der Welt geltende Auszeichnung in Miami posthum verliehen. Es ist nach Gottfried Böhm 1986 erst das zweite Mal, dass der Preis an einen Deutschen ging und das erste Mal, dass er nach dem Tode des Preisträgers verliehen wird. Otto war Anfang März im Alter von 89 Jahren in Leonberg bei Stuttgart gestorben.
Sein weltweit bekanntestes Bauwerk wurde die zeltartige Überdachung des Münchner Olympiaprks und -stadions von 1972. Frei Otto war bis zu seinem Tode noch als Architekt in seinem Atelier in Warmbronn bei Leonberg tätig, zusammen mit seiner Frau Ingrid und seiner Tochter Christine Kanstinger. Seine Tochter nahm in Miami die Auszeichnung stellvertretend entgegen. Seine Arbeiten mit Seilnetzen, Gitterschalen und anderen zugbeanspruchten Konstruktionen machten ihn zu einem der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts.
Ausgewählte Arbeiten von Frei Otto und seinen Teams
Otto war Anfang März im Alter von 89 Jahren in Leonberg bei Stuttgart gestorben. Er hatte nach Angaben der Jury aber noch von der Ehrung erfahren. „Ich habe nie etwas getan, um diesen Preis zu erhalten“, habe er der Jury daraufhin gesagt. „Das Gewinnen von Preisen ist nicht mein Lebensziel. Ich versuche, armen Menschen zu helfen. Aber was soll ich sagen, ich bin sehr glücklich.“
Otto hatte schon früh „organisches Bauen“ propagiert. „Wir müssen mit der Natur bauen, nicht gegen sie“, war einer seiner Grundsätze. Otto sei nicht nur Architekt, sondern auch „Forscher, Erfinder, Form-Finder, Ingenieur, Baumeister, Lehrer, Mitarbeiter, Umwelt-Aktivist, Humanist und Schöpfer unvergesslicher Gebäude und Orte“ gewesen, hatte die Jury ihre Wahl begründet. Die Auszeichnung gilt als eine Art Architekturnobelpreis.
„Der Pritzker-Preis ehrt eigentlich nur lebende Architekten“, sagte Ottos Tochter Christine Kanstinger, die selbst als Architektin arbeitet. „Das ist auch diesmal so, denn seine Gedanken sind nach wie vor lebendig.“ Ihr Vater sei ein Genie gewesen. „Ich durfte den meisten Teil meines Lebens in einer Welt leben, die von ihm gestaltet war. Das ist ein Glück meines Lebens.“ Frei Otto sei es nie um den Ruhm gegangen. „Er wollte nie für die Ewigkeit arbeiten, immer für lebende Menschen.“
Der britische Architekt Norman Foster sagte, Otto habe seiner Zunft gezeigt, dass sie nicht unter der Last der Tradition zusammenbrechen müsse, sie könne leicht und „organisch“ bauen. „Er war unser aller Lehrer.“ Sein Kollege Frank Gehry sagte: „Frei Otto hat für immer unsere Art, über Bauten zu denken, verändert. Er hat in Frage gestellt, was da war, und ist zurück zur Natur gegangen. Er war weit vor seiner Zeit.“
Der 1925 im sächsischen Siegmar geborene Otto war Sohn eines Bildhauers und Schüler des Star-Architekten Mies van der Rohe (1886-1969). Neben der Zeltdachkonstruktion des Münchner Olympiastadions entwarf er gemeinsam mit Kollegen unter anderem auch den Japanischen Pavillon auf der Expo 2000 in Hannover und das Spinnennetzdach über dem Deutschen Zeltpavillon für die Weltausstellung 1967 in Montréal. Eine Zeit lang arbeitete er auch am umstrittenen Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 mit, distanzierte sich dann aber davon.
(rls/dpa)
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