Das Florenz Projekt: Renaissance für das Wohl der Nationen

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Foto: Nadia Ghattas/The Epoch Times
Von 1. Februar 2011

Die Einsicht in den hohen Stellenwert, mit dem Kultur und Umwelt das Leben der Menschen beeinflussen, war der Anlass für einige italienische Visionäre, das Florenz Projekt 2010 zu konzipieren. Unter der Leitung von Giovanni Gentile, dem Geschäftsführer der Bundesvereinigung der florentinischen Industrie, haben in Florenz ansässige Unternehmensführer das Projekt in Zusammenarbeit mit den wichtigsten italienischen Banken entwickelt.

Das Projekt ist eine ehrgeizige Initiative zur Schaffung einer neuen Industriepolitik in Italien, eine, die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Kultur, sowie zwischen Mensch und Natur bilden will, und die die positiven wirtschaftlichen Auswirkungen der Künste zeigen will.

Die Florenz 2010 Gruppe arbeitet eng mit Institutionen, Regierungen und Unternehmen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene zusammen. Die Unterstützung für die Künste und gestalterischen Wirtschaftsbranchen könnte Antworten in Bezug auf die derzeitige wirtschaftliche Krise in Italien und in der Welt haben.

Weltweit wissen Würdenträger, Beamte, Banker und andere Unternehmer genau, dass Kultur eine integrierende Rolle in unserem Leben spielt. Wir sollten die wirtschaftlichen Auswirkungen genauso wie die Werte, die kulturelle Identität und die insgesamt positiven Auswirkungen, die Kultur auf unsere Umgebung, Erbe und die Gesellschaft hat, mehr zu schätzen wissen.

Kreativität und neue Ideen sind pulsierende Energien, die wirtschaftlichen Wohlstand und die Zunahme an Sozialkapital und sozialem Wohlbefinden voran treiben. Die Geschichte zeigt die  Wechselbeziehung zwischen Kultur und Politik. Kultur ist überall,wo wir auch hingehen, und sie ist ein integraler Bestandteil jeder Gesellschaft.

Kultur ist das Erbe aus der Vergangenheit; Kreativität repräsentiert das Hier und Jetzt und ist eine Brücke in die Zukunft.

Florenz, die Wiege der Renaissance, genoss eine starke Wirtschaft vor allem wegen der großen finanziellen Unterstützung von Kunst und Architektur durch die Medici. Durch Kreativität und Innovation, bildende und darstellende Kunst, Design, Mode und Kochkunst, ermöglichte der Einfluss der Familie Medici die Schaffung von Arbeitsplätzen, den Tourismus in der Stadt zu fördern und das trägt bis heute wesentlich zur Qualität des Lebens in Florenz bei.

Als Folge einer hochrangigen formalen Brainstorming-Versammlung hat das Florenz 2010 Projekt die Setzung von drei Schwerpunkten zur Folge gehabt: eine internationale Studie mit Schwerpunkt auf kulturelles Erbe und kreative Ökonomie; ein hochrangiges globales Forum besetzt mit Experten aus kulturellen und akademischen Kreisen, sowie aus Regierung und Wirtschaft aus aller Welt; und eine Woche mit mehr als 100 kulturellen Veranstaltungen in Florenz, die sowohl Einheimische als auch Touristen anzog.

Zu den Teilnehmern des Forums gehören Santo Bondi, Minister für Kulturgüter und kulturelle Aktivitäten in Italien, Luciano Ducci, der Bürgermeister von Curitiba in Brasilien, Zahi Hawwas,  der Generalsekretär des Supreme Council of Antiquities in Ägypten und Jean-Paul Fitoussi, Präsident des Observatoire Français des Conjonctures Economiques in Frankreich.

Die Florenz 2010-Initiative regte eine strategischen Studie über die Ökonomie des kulturellen und ökologischen Erbes an. Unter der Leitung des Florenz 2010-Beratungsausschuss, in dem sich  führende Persönlichkeiten aus den kulturellen, wirtschaftlichen, staatlichen und akademischen Bereichen aus der ganzen Welt befinden, wurde diese Studie von der Unternehmensberatungsgruppe European House-Ambrosetti durchgeführt.

Valerio De Molli, der geschäftsführende Teilhaber von The European House-Ambrosetti,   kommentierte, dass dies der erste Bericht über Kultur und kulturelle Fragen sei, der Messwerte der  Kulturwirtschaft, der Landwirtschaft bis hinunter zum Endverbraucher in Betracht zieht.

„Wir wollen einen internationalen Bezugswert entwickeln – damit eine Plattform geschaffen wird für Inhalte, Schlüsselfaktoren, Erfahrungen und Zahlen, die allen Sektoren der Industrie zu Wachstum verhilft und zusätzlichen Gesamtwert schafft“, sagte De Molli.

Frühere Studien von der Europäischen Kommission, wie etwa die „Erschließung des Potenzials der Kultur-und Kreativwirtschaft“ und „The Economy of Culture in Europe“, dienten als konzeptuelle Modelle für das Florenz 2010-Projekt.

Die Basilika mit ihren Marmorplatten in grün, pink und weiß ist ein UNESCO-Weltkulturerbe und eine wichtige touristische Attraktion in Florenz.Die Basilika mit ihren Marmorplatten in grün, pink und weiß ist ein UNESCO-Weltkulturerbe und eine wichtige touristische Attraktion in Florenz.Foto: Cornelia Ritter/The Epoch Times

Projekt für eine goldene Wirtschaft

Das Ziel der Studie war es, Wege zu erkunden, inwieweit und in welchem Umfang der kulturelle und kreative Sektor in einem Gebiet oder Land zu wirtschaftlichem Wachstum und sozialer Entwicklung beiträgt. Die Studie umfasst Umgebung und Umfeld und gibt politischen Entscheidungsträgern dreizehn Empfehlungen.

Um eine Definition für Kultur zu entwickeln, so De Molli, wurde der Gesamtbegriff in vier Bereiche aufgeteilt, um so eine Positionierung von Regionen oder Ländern in der Kultur- und Kreativwirtschaft zu ermöglichen. Die vier Bereiche sind das kulturelle und Umfeld-bedingte Kapital, Medien, Netzwerk und Kreativwirtschaft.

In der Studie wurden die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland, Griechenland und Japan befragt.

In seiner Präsentation der vergleichenden Erhebungen erklärte De Molli, dass 55 Key Performance Indikatoren (KPI) für die nationale und 40 KPIs für die international vergleichende Untersuchung verwendet wurden. Alle Kennzahlen wurden auf der Grundlage objektiver und qualitativer Daten ausgewählt. Das Gesamtergebnis wird als Florenz Index 2010 bezeichnet.

Der Florenz-Index korreliert eng mit dem Pro-Kopf-BIP. Je höher das BIP, desto höher der Florenz-Index und umso größer die positive Beziehung zwischen dem Florenz Index und dem Wirtschaftswachstum.

In einer nationalen Umfrage, bei der die italienischen Regionen miteinander verglichen wurden, kam nicht – wie man es vielleicht erwartet hätte – die Toskana, sondern die Lombardei mit ihrer Hauptstadt Florenz auf Platz eins. Die Toskana nahm unter den zur Auswahl stehenden 20 italienischen Regionen Platz vier ein.

Im internationalen Vergleich sind die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich besser in der Lage, ihr kulturelles und ökologisches Erbe umfassend zu nutzen. Die Vereinigten Staaten stehen in allen vier untersuchten Bereichen auf Platz eins, Italien auf Platz vier und Griechenland nimmt den letzten Platz unter den acht ausgewählten Ländern ein.

Als Beispiel für die Vereinigten Staaten führte De Molli das Indianapolis Children’s Museum an, das einen Umsatz von über 80.000.000 $ pro Jahr erwirtschaftet. Im Vergleich dazu sind es beim historischen Pompeji nur 16.000.000 € (ca. 21.400.000 US $) pro Jahr.

Die Vereinigten Staaten, Italien und Frankreich zeigen bewundernswerte Fähigkeiten, wenn es darum geht, ihre Kulturwerte zur Geltung zu bringen. Italien und Frankreich sind dabei vor allem im Bereich der Mode, der Architektur, der Lebensmittel-Industrie und der Kunstgegenstände erfolgreich, während die Vereinigten Staaten ihre Möglichkeiten am besten im Bereich der Forschung und Entwicklung internationaler Top-Marken ausschöpfen.

De Mollis internationale Studie präsentiert unter anderem folgende Ergebnisse: In Deutschland ist Kultur vor allem mit Museen verbunden, während in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien Kultur häufig mit Wein und Lebensmitteln verbunden ist.

In Italien zählen vor allem junge Erwachsene Mode und Design zur Kultur. Unter ihrem idealen Urlaub verstehen die Menschen in Frankreich und Deutschland vor allem den Aufenthalt in der Natur, während die Italiener an Städte mit Kunst und Kultur denken.

In Europa sowie in den Vereinigten Staaten stellen die hohen Kosten ein großes Hindernis für den Besuch kultureller Veranstaltungen dar. Auch ineffiziente Transportmittel und Schwierigkeiten bei der Suche nach Parkplätzen wirken sich nachteilig aus. Kontinentaleuropäer sehen in Warteschlangen ein zweites Hindernis.

In den Vereinigten Staaten und in Großbritannien ist das Internet die Hauptquelle für kulturelle Veranstaltungen, die Suche nach Informationen und Online-Bestellungen. Die Franzosen und Italiener ziehen es in der Regel vor ihre Tickets persönlich zu kaufen.

Schließlich sind 40 Prozent der Briten und Spanier bereit, ihre Ausgaben für Kultur in den kommenden fünf Jahren zu erhöhen, während die meisten Deutschen sie lieber verringern möchten.

Input-Output Matrix-Analyse

Eine vom italienischen Nationalen Statistik-Amt (ISTAT) veröffentlichte Input-Output-Matrix ist Bestandteil der Florens Index-Studie. Sie beschreibt und berechnet das Input-Output-Verhältnis zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen.

Der kulturelle Sektor sorgt für Wellen-Effekte und wirkt sich folgendermaßen auf die italienische Wirtschaft aus: Eine BIP-Erhöhung von 100 Euro (etwa 130 US$) im kulturellen Sektor bewirkt eine Steigerung um 249 € (324 US$) des BIP im ganzen wirtschaftlichen System (Multiplikator = 2,49).

Daraus ergibt sich auch ein Multiplikator von 1,65 im Beschäftigungsbereich, so dass für jeweils drei zusätzliche Mitarbeiter im kulturellen Sektor Arbeitsplätze für zwei Mitarbeiter außerhalb dieses Sektors geschaffen werden.

Darüber hinaus zeigen diese Berechnungen, dass das kulturelle und künstlerische Erbe für künftige Generationen erhalten werden soll. So würde zum Beispiel eine BIP-Senkung um 500.000.000 € (US$ 561.000.000 US$) im kulturellen Bereich zu einem Verlust von 1,2 000.00.000 € (1,6 000.000.000 US$) beim nationalen BIP führen; 375.000.000 € (488.000.000 US$) würden in der Industrie verloren gehen, was den Verlust vieler Arbeitsplätze mit sich bringen würde.

Silvia Colombo vom Europäischen Haus Ambrosetti sprach von einer „goldenen Wirtschaft“ und sagte abschließend: „Es besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass Kultur dem Geist und der Seele der Menschen auf der ganzen Welt gut tut.“

„Florenz 2010 hat die positiven Verbindungen zwischen Kultur sowie wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung aufgezeigt. Für Länder mit großen kulturellen Werten wie Italien ist dies eine sehr gute Nachricht, wenn wir in der Lage sind, diese Werte zu nutzen, die ein Netzwerk zwischen Kultur, Kreativität und dem Geschäftsleben entwickeln. Eine richtige Industriepolitik wäre notwendig, um die goldene Wirtschaft anzukurbeln.“

Jean-Paul Fitoussi sagte: „Die Investition in Kultur ist ein langfristiges Engagement und erzeugt keine unmittelbare Rendite, wird aber fortwährend Erträge bringen; wenn man den Wert der Kultur erkennt, wird er sich als unglaublich hoch erweisen und eine echte Investition in die Zukunft darstellen.“

Originalartikel in englisch: http://www.theepochtimes.com/n2/content/view/49418/99999999/1/1/

Foto: Nadia Ghattas/The Epoch Times

 

 



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