Der Seidenstraße auf der Spur

Last Minute - nur noch bis zum 14. Januar anzusehen
Titelbild
Goldmaske mit Edelsteinbesatz, 5.–6. Jh. n. Chr. (Foto: Cultural Heritage Bureau of Xinjiang Uygur Autonomous Region, China)
Von 5. Januar 2008

Nur noch bis zum 14. Januar 2008 sind in der Ausstellung „Ursprünge der Seidenstraße“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin sensationelle Neufunde aus der Provinz Xinjiang in China zu entdecken in einer einzigartigen Zusammenstellung, die es außerhalb Chinas niemals zuvor zu sehen gab. Sie spiegeln eindrücklich die weitreichenden kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen jener Region wider. Die Ausstellungsobjekte befinden sich dabei in einem außergewöhnlich guten Erhaltungszustand, wobei das älteste Exponat bereits ein Alter von 4000 Jahren aufweisen kann.

Die Funde sind in den letzten Jahren entdeckt worden und stammen aus dem Tarimbecken, dem Herzstück der weltbekannten Seidenstraße.

Durch die Funde wird das Leben der Menschen, die seit der Bronzezeit an der Seidenstraße rund um das Tarimbecken mit seiner Wüste Taklamakan leben, erfahrbar. Dank der extremen Trockenheit, die für die dortigen Bewohner seit Jahrtausenden eine Herausforderung im täglichen Leben darstellt, waren die Exponate in einem einmaligen Zustand erhalten geblieben. Den archäologischen Funden aus Holz oder textilen Materialien wurde durch die ausgeprägte Trockenheit so viel Feuchtigkeit entzogen, dass nahezu kein Zersetzungsprozess stattfinden konnte. Die kulturelle Entwicklung der Region ist eng mit der geschichtlichen Entwicklung der Seidenstraße verbunden, wie es sich in den Exponaten der Ausstellung widerspiegelt.

Die Seidenstraße selbst ist ein ausgedehntes Routengeflecht, das Asien und Europa verbindet und von der chinesischen Hauptstadt Xi’an bis an die Küste des Mittelmeeres reicht. Sie besteht aus Land- und Seewegen mit zahlreichen Abzweigungen, die etwa nach Indien oder in Richtung Norden in die weitläufigen Steppengebiete, reichen. Neben dem Handel von Luxusgütern erlangte die Handelsroute durch den Kulturaustausch der Religionen, Techniken und Kunststile über große Entfernungen hinweg eine besondere Bedeutung. Die Geschichte der Seidenstraße war dabei immer eng verknüpft mit den wechselnden Machtstrukturen in den ihr nahe liegenden Gebieten.

In jüngster Zeit hat die Seidenstraße wieder an Bedeutung gewonnen, was stark in dem Zusammenhang mit der Entdeckung großer Ölreserven in jenem Gebiet steht und den Bau von Straßen begünstigte. Diese Straßen erleichtern den Zugang zu den unwirtlichen Regionen und förderten so eine Industrialisierung. Damit fand gleichzeitig eine Neueröffnung der alten Handelswege statt, die nicht zuletzt für den Tourismus von Bedeutung sind.

In der Geschichte der Seidenstraße bereisten nur wenige Menschen ihre gesamte Strecke von 6000 km. Der Handel lief immer über zahlreiche Zwischenstationen, wobei jedes Volk oder jeder Staat, durch den der Handel führte, seinen Profit als Zwischenhändler maximieren wollte. So kam es durch die starke Konkurrenz untereinander immer wieder zu Konflikten, die oftmals in bewaffneten Kämpfen endeten. Nur in der Zeit der Mongolenherrschaft im 13. und 14. Jh. war fast ganz Asien zu einem Herrschaftsgebiet vereint, was einen sicheren und geschützten Handel zur Folge hatte.

Neben dem Austausch von Waren wie Gewürze, Seide, Glas und Porzellan wurden auch Religionen und Kultur verbreitet. So gelangte der Buddhismus von Indien über die Seidenstraße nach China und Japan und wurde dort die vorherrschende Religion. Auch das Christentum drang auf diese Weise bis zur damaligen Hauptstadt des chinesischen Reiches Xi’an vor. Der technologische Handel stand dem in nichts nach, so wurde die Kenntnis von Papier und Schwarzpulver in die arabischen Länder „exportiert“, von denen es später nach Europa gelangte.

Die Sicherheit auf den Handelsstraßen war dabei oftmals das größte Problem. Gerade auf den engsten Passagen der Route, wo besonders leicht Waren erbeutet werden konnten, überfielen Piraten die Handelskarawanen. Daher wurden im Han-Reich die Karawanen mit speziellen Verteidigungsarmeen ausgestattet und die „Große Mauer“ entlang den Teilen der Route ausgeweitet.

Logistische Probleme im Altertum

Die Organisation dieser transkontinentalen Handelsbeziehungen war höchst komplex und schwierig. Hunderttausende Tiere, eine Vielzahl von Viehtreibern und Tonnen von Handelswaren mussten bewegt werden. Das setzte voraus, dass Mensch und Tier unter schwierigsten Bedingungen, klimatisch wie geografisch, am Leben erhalten werden mussten. Um die Waren zu verkaufen, bereisten dabei die Kaufleute in der Regel nicht die gesamte Strecke. Der Handel lief stattdessen über mehrere Zwischenhändler ab. Diese gehörten unterschiedlichen Völkern oder Nomadenstämmen an, die u. a. die verschiedenen Oasen bewohnten, die, wie aufgezogen auf eine Perlenkette, in der Wüste verteilt lagen und wichtige Zwischenstationen für den Handel waren. Als Transportmittel wurde dabei hauptsächlich das zweihöckrige (bzw. baktrische) Kamel eingesetzt, das in Zentralasien beheimatet war. Dieses Kamel ist gegenüber dem einhöckrigen Kamel hitzeresistenter und besitzt zudem ein Winterfell, wodurch es dem kontinentalklimatypischen extremen Temperaturschwankungen (im Tagesverlauf von ca. –10 bis ca. 60 Grad Celsius), in den Steppen- und Bergregionen mit großen Höhenunterschieden, besser angepasst ist. Daher werden jene Kamele bereits seit Anbeginn der Handelsbeziehungen auf der Seidenstraße als Lastentiere genutzt.

Besonders seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sind Forscher und Abenteurer auf den Spuren der Seidenstraße unterwegs, um Zeugnisse der faszinierenden Kulturen entlang ihrem Verlauf zu entdecken. Gerade in der letzten Zeit wurden diese Bemühungen intensiviert und professionalisiert, was dazu führte, dass sensationelle Objekte ans Tageslicht kamen, die auf beeindruckende Weise die kulturelle Vielfalt der Oasen des Tarimbeckens widerspiegeln.

Durch die zahlreichen Ausstellungsobjekte der Ausstellung „Ursprünge der Seidenstraße“ im Martin-Gropius-Bau Berlin ist deutlich das Aufeinandertreffen verschiedenster kultureller Einflüsse in dieser Region, ob chinesischer, westlich-mediterraner, sibirischer oder südasiatischer Herkunft, dokumentiert, die einen intensiven vielfältigen kulturellen Austausch bezeugen.

Die Ausstellung beinhaltet ca. 190 Grabungsfunde aus dem Tarimbecken. Dazu gehören Keramik-, Metall- und Holzobjekte, aber auch Textilien und andere organische Funde, die aus der Bronzezeit bis zur Han-Dynastie des 2.Jh. n. Chr. stammen..


Ursprünge der Seidenstraße
Sensationelle Neufunde aus Xinjiang, China
Ort: Martin-Gropius-Bau Berlin

13. Oktober 2007 bis 14. Januar 2008

Öffnungszeiten
Mittwoch bis Montag | 10–20 Uhr
Dienstag geschlossen

mehr Infos unter: www.berlinerfestspiele.de



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