Didgeridoo – Ursprung und Erhalt eines heiligen Instrumentes
Das Didgeridoo wird meistens als Symbol für die gesamte einheimische australische Kultur vor der Besiedlung durch Europäer angesehen. Eigentlich war es jedoch nur in den oberen tropischen Gebieten von Australien bekannt, wo sich traditionelle kulturelle Praktiken durch die Aborigines aufgrund der Abgelegenheit der Gebiete erhalten haben. Seine Klänge und Rhythmen beschwören etwas, was aus den Tiefen der Erde herauf tönt, beschwören Geschichten aus fernen mythischen Zeiten.
Mittler der Traumzeit
Guan Lim vom australischen Didgeridoo-Kulturzentrum macht es sich zur Aufgabe, der Öffentlichkeit die einheimischen kulturellen Praktiken, die mit dem Instrument verbunden sind, näher zu bringen.
So wird „das Didgeridoo in Arnhemland noch als heilig angesehen, auch in einigen Teilen des Nordwestens um die Kimberleys (Anm.:eine der neun Regionen West-Australiens) und zwischen dem Nördlichen Territorium und den Kimberleys sind noch kulturelle Praktiken beibehalten worden und werden als heilig angesehen.“
Für die Aborigines in Arnhemland ist das Didgeridoo Teil der Schöpfung; sie ist in der Mythologie der Aborigines die „Traumzeit“, als Ahnen-Wesen das Land und alle Lebensformen darauf schufen sowie den moralischen Kodex, nach dem die Menschen leben können.
Djalu Gurruwiwi zufolge, einem hochrangigen Mitglied des Galpu-Klans, besitzt ein Didgeridoo nur dann Geist (engl.: spirit), wenn es von einem traditionellen Halter oder Wächter hergestellt wird, ansonsten wäre es nur ein ganz gewöhnliches Instrument wie eine Trompete oder Posaune. Das Gleiche gilt für Didgeridoos, die von Aborigines gebaut werden, zu deren kulturellem Erbe dieses Instrument nicht gehört.
Sogar innerhalb der Kultur der Wächter komme es vor, dass hochrangige Älteste zur Prüfung des Instruments hinzugezogen werden. Beispielsweise, wenn ein andersartiges Didgeridoo herausgebracht wird. Diese Eingeweihten verfügten über innere Geheimnisse und sind mit dem Einhalten des Gesetzes betraut. Ein Verstoß gegen dieses Gesetz ziehe schwerwiegende Strafe nach sich, dazu gehöre auch der Tod durch Zauberei.
Ein Bote der Kultur
Gegenwärtig ist das Didgeridoo überall zu hören, auch in Fußgängerzonen deutscher Städte.
Guan Lim sagt dazu überraschenderweise: „Das Instrument ist heilig, aber es ist nicht geheim.“ Älteste aus Arnhemland bereisten für öffentliche Aufführungen in Übersee Dubai, Deutschland, Malaysia, Singapur, Frankreich, Japan und Taiwan.
Versierte traditionelle Aborigines-Spieler zeigen berauschende Techniken und komplexe Kompositionen mit großer Subtilität. Lim glaubt, dass der mysteriöse Klang des Didgeridoo vielleicht auch dazu dienen kann, ein Interesse an Sprache und Kultur der Aborigines zu wecken. Wenn die Musiker auftreten, zeigen sie genau das, was sie sonst in ihren Zeremonien machen. Schemata und Rhythmen sind gesetzt, sie können nicht verändert werden, deshalb bleibt die Ausführung in ihrer originalen Form – nur der Rahmen ist anders. Die Lieder und Tänze werden ebenfalls nicht verändert; manchmal haben die Lieder eine versteckte Bedeutung.“
Geheimnis des Atmens
Viele Menschen sind von der Zirkular-Atmung fasziniert, mit der das Instrument gespielt wird – eine Technik, die es dem Spieler erlaubt, kontinuierlich, ohne Pause zum Atemholen, einen Luftstrom zu erzeugen, und so den Ton endlos zu halten. Dabei wird die Mundhöhle quasi als Blasebalg beständig durch kleine, reguläre Atemzüge durch die Nase mit Luft versorgt, und die Lungen werden nebenbei ebenfalls bedient, damit der Spieler bei Anwendung dieser Technik bei Atem bleibt.
Risiko der Verwässerung
Im Zuge der wachsenden Popularität des Didgeridoos haben trotz der strengen Regeln, die mit diesem Instrument verbunden sind, viele Musiker in Australien und in der ganzen Welt begonnen, es zu spielen. Dort dient es allerdings nur der Unterhaltung.
Lim sieht dies nicht notwendigerweise als etwas Negatives an – der wesentliche Punkt dabei für ihn ist, die traditionelle Kultur nicht aus dem Auge zu verlieren und das Neue nicht als Altes zu verkennen.
„Wo es Wächter gibt, gibt es die Frage, wer bestimmte Lieder spielen, wer bestimmte Tänze tanzen darf. Wenn die ganze Welt nur mit Neuem voreingenommen ist, haben wir etwas sehr Bedeutungsvolles verloren – etwas, was es wert ist, aufrecht erhalten zu werden.“
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion