Die Freude mit Beethoven

Bonn feiert seinen weltbekannten Sohn
Titelbild
Die Fahnen wehen, das Beethovenfest hat begonnen. (Foto: Meike Böschemeier)
Von 25. August 2007

Wer kennt sie nicht, die 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven mit den berühmten Worten von Schiller „Freude, schöner Götterfunken“. Gewaltig und zugleich erhaben erklingt das Meisterwerk „Ode an die Freude“ von Beethoven in den Ohren.

Den Bonner Organisatoren des Beethovenfestes gibt diese Symphonie Nr. 9 mit ihrem Chor im 4. Satz Anlass zum diesjährigen Beethovenfest-Motto: Joy – Freude!

Die Ode „An die Freude“, die Schiller schrieb und die Beethoven schon in seiner Jugendzeit vertonen wollte, war allerdings nicht bewusst für eine Vertonung von Beethoven entstanden. Schon im Sommer 1785 schrieb Schiller auf Bitte des Freimaurers Christian Gottfried seine Ode an die Freude, da war Beethoven gerade einmal 15 Jahre alt.

Das Interesse Beethovens an England weckte in ihm Bonner Kontakte auf der Insel. So auch zu seinem Bonner Klavierschüler Ferdinand Ries, der 1813 als gefeierter Pianist und Komponist nach London ging und Direktor der Philharmonic Society wurde. Auch als Ries nicht mehr der Society vorstand, wurde Beethoven von dieser beauftragt, eine Symphonie zu komponieren. Im Dezember 1823 lieferte Beethoven seine fertige Symphonie Nr. 9.

Freuet euch

Wenn in der Zeit vom 24. August bis zum 23. September viele berühmte Musiker und Ensembles in die Beethovenstadt kommen, heißt es für die Kultur- und Beethovenliebhaber „Joy!“ – Freuet euch. Vielleicht kann „Joy“ so wie es Schiller in seiner Ode „An die Freude“ gemeint hat, die Verbundenheit innerhalb einer Gesellschaft und die Ideale von Freude und Freundschaft auf das Publikum übertragen.

Das erste Beethovenfest in Bonn wurde 1845 von Franz Liszt gestaltet. Anlass bot damals die Enthüllung des Beethoven-Denkmals auf dem Bonner Münsterplatz, die ein dreitägiges Beethovenfest nach sich zog. Die Geschichte des Beethovenfestes ist bis heute sehr wechselhaft und durch viele Unterbrechungen gekennzeichnet. In der jetzigen Form gibt es das Beethovenfest in Bonn und Umgebung seit 1998 jährlich im Spätsommer und dauert jeweils vier Wochen.

Mit dem Motto Joy soll dieses Jahr der britische Themenschwerpunkt zum Ausdruck kommen. Zu Gast sind viele britische Musiker und Ensembles in Bonn. Die Intendantin des Festes, Ilona Schmiel, freut sich insbesondere auf eine neue Konzertform, die dem Publikum präsentiert wird: Die „Nacht der Stimmen“. „An vier Spielstätten und in acht separaten Konzerten kann das Publikum einen Querschnitt durch die britische Vokalmusik von der Renaissance bis zur Gegenwart erleben.“ Bedeutende Ensembles bei der „Nacht der Stimmen“ sind zum Beispiel der Choir of King’s College Cambridge, das Hilliard Ensemble und das Arditti Quartet. In der besagten Nacht werden auch Nigel Charnock und Michael Riessler eine Performance zu Beethovens „Brief an die Unsterbliche Geliebte“ geben. Stolz sind die Organisatoren auch auf Annette Dasch, die kürzlich in Salzburg mit Haydns „Armida“ großen Erfolg gefeiert hat.

Die Künstler sind international: In diesem Jahr kommen erstmals junge Künstler aus dem arabischen Raum – das Hochschulorchester aus Ägypten – in die Geburtsstadt Beethovens. Die Musiker des Orchestercampus werden bei Gastfamilien unterkommen, was den Kulturaustausch auf ganz persönlicher Ebene zugutekommt.

Die 38.000 Eintrittskarten in den 23 Spielstätten sind nahezu ausverkauft. Das Konzert des Simon Bolivar Youth Orchestra of Venezuela unter der Leitung von Gustavo Dudamel war bereits schon wenige Stunden nach Vorverkaufsbeginn vergriffen. Dies hat die Organisatoren dazu bewegt ein Public Viewing zu errichten. Somit wird auf dem Bonner Marktplatz zum ersten Mal bei dem Beethovenfest eine Großleinwand, die das Konzert live aus der Beethovenhalle übertragen soll, errichtet, so Ilona Schmiel.

Im Baumarkt und auf dem Schiff

Das Beethovenfest bietet auch für die Kinder ein interessantes Programm. Da findet eine musikalische Schnitzeljagd statt, die dieses Jahr von einem Baumarkt geplant wurde. Kinder zwischen fünf und zehn Jahren haben die Möglichkeit, sich spielerisch an Musik und an Instrumente heranzutasten. Durchgeführt wird diese besondere Schnitzeljagd von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.

Für die 62 Konzerte und Opernaufführungen gibt es außer den klassischen Konzertsälen, wie dem Kammermusiksaal des Beethovenhauses und die Beethovenhalle, seit Jahren Spielstätten beim Beethovenfest, Austragsorte, die außergewöhnlich sind. Dazu zählen das frühere Bundestagsgebäude „Altes Wasserwerk“, eine Straßenbahnhalle sowie Burgen und Schlösser in der malerischen Umgebung des Siebengebirges. Dieses Jahr wird es zum ersten Mal einen musikalischen Nachmittag auf dem Schiff, der MS Rhein Energie geben.

Beethoven in Bonn

Im Dachgeschoss eines Hinterhauses in der Bonner Innenstadt wurde Beethoven als Kind einer Musikerfamilie geboren. Obwohl Beethoven in Wien studierte und dort auch Joseph Haydn aufsuchte, um von ihm zu lernen, verbrachte er mehr als ein Drittel seines Lebens in seiner Geburtsstadt. Das Geburtshaus ist heute eine der bekanntesten Musikergedenkstätten. Zu sehen gibt es dort unter anderem den letzten Flügel des alten Meisters und seine Höhrrohre, derer er sich angesichts seiner im Jahre 1808 akut gewordenen Schwerhörigkeit bedienen musste.

Heute erinnert in Bonn einiges an den großen Komponisten. Die Beethovenhalle, die 1959 von Theodor Heuss und Heinrich Lübke eingeweiht wurde, ist die dritte in Folge gebaute Halle, die noch erhalten ist. Zwei Beethovenhallen, die zuvor entstanden waren, sind nicht mehr da. Die erste, die auf Initiative von Franz Liszt 1885 erbaut wurde, wurde innerhalb von elf Tagen erbaut und stand nur wenige Wochen. Die zweite Halle wurde zum 100. Geburtstag von Beethoven erbaut und brannte 1944 nieder.

Auf dem Münsterplatz gibt es das Beethoven-Denkmal, welches 1845 eingeweiht wurde. Dazu erzählt Ilona Schmiel eine Geschichte, die für uns heute amüsant klingen mag: Zur Enthüllung der Beethovenstatue kamen damals Königin Viktoria und ihr Prinzgemahl aus dem Vereinigten Königreich. Die Königin sowie weitere geladene Gäste standen auf dem Balkon des heutigen Hauptpostamtes am Münsterplatz und zeigten sich wenig beglückt, als das Denkmal enthüllt wurde und sie nur Beethovens Rücken zu Gesicht bekamen.

Ein Geschenk an die Stadt

Die ambitionierten Pläne der Stadt, das Beethovenfest weiter auszubauen, wird durch ein besonderes Projekt unterstützt: Die Bonner Unternehmen, Deutsche Post World Net, Deutsche Telekom und die Postbank haben vor, die Finanzierung eines Festspielhauses zu übernehmen. Es soll ein architektonisch und akustisch hochkarätiges Konzerthaus werden. „Dieses großartige Geschenk sollte auch angenommen werden,“ so die Intendantin. Auch Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann sieht das Haus als großartige Möglichkeit, den Ruf Bonns als Beethovenstadt zu festigen. Denn anders als bei Bach (Leipzig), Mozart (Salzburg) oder Wagner (Bayreuth) existiert bislang keine Spielstätte, die mit dem Namen Beethovens verbunden ist.

Dem Bau steht eigentlich kaum noch etwas im Wege: Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung am 13. Juni den „Grundsatzbeschluss“ zum Festspielhaus verabschiedet. Die Musikfans warten nun gespannt auf die Umsetzung.

Ob die deutsche Beethovenstadt Bonn international bekannter wird, bleibt der Zukunft überlassen. Ob mit oder ohne Festspielhaus, ist dann nicht mehr so wichtig. Wichtig ist, dass das Publikum des Beethovenfestes begeistert sagen kann: wir hatten Freude – und die Musiker natürlich auch.



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion