Erstmals Wagen der Jüdischen Gemeinde beim Rosenmontagszug in Düsseldorf
Premiere in Düsseldorf: Wenn sich am Montag der Zug der Karnevalisten in Bewegung setzt, wird zum ersten Mal ein Wagen der Jüdischen Gemeinde mit von der Partie sein. Die Idee dazu hatte der Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Michael Szentei-Heise, die beim Wagenbauer Jacques Tilly auf fruchtbaren Boden fiel. „Er war total begeistert“, berichtete Szentei-Heise bei der Präsentation des Wagens am Freitag in der Düsseldorfer Wagenhalle. „Seine einzige Bedingung war: Aber ich mache den Wagen! Und dann habe ich gesagt: Wer sonst? Und so kam es, und über all die Monate jetzt auch ziemlicher, ein gewisser Medienrummel dazu, weil es zum ersten Mal ist, dass eine Jüdische Gemeinde an einem Karnevalszug mit einem eigenen Mottowagen teilnimmt“, so Szentei-Heise weiter.
Die Jüdische Gemeinde habe natürlich in den letzten Jahren den Zug immer gesehen, in dem viele Düsseldorfer Institutionen mitgefahren seien, sagte Tilly. „Die Universität bei ihrem Jubiläum oder das große Luther-Jahr letztes Jahr, da hat die Evangelische Kirche einen Wagen gehabt, und da hat die Jüdische Gemeinde gesagt: Ja, Moment mal, wir sind ja auch noch da. Zeigen wir uns doch mal.“ Als Motiv wählte die Jüdische Gemeinde den Dichter Heinrich Heine (1797-1856), der auf dem Wagen mit seiner Schreibfeder, eingebettet zwischen Schlossturm, St. Lambertus Kirche und der Düsseldorfer Synagoge ruht. „Der Fokus liegt darauf zu zeigen, dass er natürlich der größte jüdische Sohn der Stadt Düsseldorf ist“, erklärte Tilly. Zudem stehe der Dichter für Weltoffenheit und die europäische Idee.
Doch die karnevalistische Aktion hat auch einen ernsten Hintergrund. In den 30er Jahren seien in Deutschland, nicht in Düsseldorf, aber in anderen Narren-Hochburgen, sehr viele antisemitische Wagen gefahren, die auf hässliche Weise die menschenfeindliche Propaganda der Nationalsozialisten gezeigt hätten. „Dieser Wagen ist sozusagen ein schönes Gegengift“, betonte Tilly. „Es ist eine Genugtuung, dass 80 Jahre nach diesem dunklen Zeitalter die Juden sagen können: Wir sind ein Teil der Stadt, wir sind anerkannt, wir gehören dazu, und die braunen Horden haben nicht gesiegt. Wir sind immer noch da, und das ist ein schönes Zeichen.“
Am Düsseldorfer Rosenmontagszug nehmen laut Veranstalter rund 8.500 Menschen und 126 Wagen teil, davon sind 12 politische Motivwagen. Offizieller Start in der Düsseldorfer Innenstadt ist um 12.27 Uhr, und erst ab dann dürfen auch die rund 120 Tonnen Kamelle unters Volk geworfen werden.
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